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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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ihr Wissen. Halte das Seil in Ordnung, Zoll für Zoll. Es war eine seiner Aufgaben.
    Ein leises Platschen durchdrang die Nacht.
    »Wasser«, sagte Peldras, der Haomane-gaali, der sich auf dem Bauch liegend weit über die Öffnung geschoben hatte. Seine Ohren waren schärfer als die der Menschen. »Der Eimer ist auf Wasser gestoßen, Gesandter.«
    Einer nach dem anderen versuchten sie es. Blaise, der ernannte
Hüter, probierte es als Erster, keuchte im Mondlicht, strengte all seine Muskeln an, als er versuchte, den Eimer emporzuziehen. Dann versuchte es der Haomane-gaali Peldras, und ihm erging es nicht besser. Der Zauberer versuchte es auch und murmelte dabei Beschwörungen, die ihm nichts nützten, aber ein stilles Kichern der Yarru hervorriefen, die sie beobachteten. Schließlich probierten sie es alle, die gesamte Gemeinschaft der Reisenden, die Malthus hierhergeführt hatte, sogar die vom Durst gequälte Bogenschützin und der erschöpfte Ritter schlossen ihre Hände um das Seil und zogen. Und selbst zusammen, mit knirschenden Knochen, Muskeln und Sehnen, scheiterten sie.
    Der volle Eimer war zu schwer, um emporgezogen zu werden.
    »Genug«, flüsterte der Alte, ihr Zauberer. »Wir haben es versucht, wir alle, und einen weiteren Teil der Prophezeiung erfüllt.« Er legte nun seinen Stab nieder und nahm den Soumarië in die hohlen Hände. Seine Stimme klang kräftig, als er die Worte der Großen Entscheidung sprach, und der rötliche Schimmer des Soumasplitters wurde stärker und drang durch seine Hände, bis er den ganzen Steinernen Hain erleuchtete. »Yarru-yami! Versengte! Kinder von Haomanes Zorn! Ich rufe Euch jetzt in seinem Namen! Gewährt uns eure Hilfe!«
    »Wird auch Zeit, dass er endlich darum bittet«, brummte Warabi.
    »Schweig, Alte!« Ngurra sah sie finster an. Sie hätte die Gemeinsame Sprache gar nicht verstanden, wenn er sie ihr nicht selbst beigebracht hätte. »Entzünde die Fackel.«
    Immer noch vor sich hin murrend gehorchte sie und schlug den Feuerstein auf Eisen. Die ölhaltigen Fasern des Bugyholzes flammten auf und sandten ein Zeichen. Überall rings um den Steinernen Hain wurden nun Bugyholzfackeln erhoben und angezündet, als sich die sechs Sippen der Yarru, eine nach der anderen, zu erkennen gaben.
    Ngurra trat vor die Fackeln und sah auf die kleinen Gestalten, die sich um den Birru-Uru-Alat versammelt hatten und deren Schatten sich dunkel auf den Sand legten. »Die Yarru sind hier«, rief er in der Gemeinsamen Sprache, jener Sprache, die ihn seine Großmutter gelehrt
hatte. »Wie wir immer da gewesen sind, lange bevor die Erde verbrannt wurde. Was ist Euer Begehr?«
    Malthus der Gesandte streckte die Arme aus, um zu zeigen, dass er keine Waffen trug, und bot sich damit selbst als Unterpfand ihrer guten Absichten dar. Der Soumarië leuchtete wie ein roter Stern auf seiner Brust. »Sprecher der Yarru, ich grüße dich. Wir sind gekommen, den Träger zu suchen.«
    In der Nacht sog jemand hart die Luft ein.
     
    Zwei weitere Tage marschierten sie durch die Tunnel.
    Wenn er ehrlich war, dann hatte sich Tanaros in ihnen noch nie richtig wohl gefühlt. Sie erinnerten ihn zu sehr daran, dass Urulat alt war, viel älter, als er trotz seiner so unnatürlich langen Lebenszeit erfassen konnte. Die Drachen hatten sie einst angelegt, hieß es, doch ob das stimmte oder nicht, dazu äußerten sich die Drachen nicht. Aber unabhängig davon erwiesen diese Gänge dem Heer von Finsterflucht gute Dienste.
    Noch härter jedoch war es hier unten für die Hohe Frau der Ellylon.
    Die Tunnel waren zwar enorm hoch und breit – überall war genug Platz für zwei nebeneinandergehende Pferde, manchmal sogar für drei –, aber es war dennoch dunkel und stickig, und überall lastete die Erde mit ihrem drückenden Gewicht auf ihnen. Gelegentlich, wenn die Luftschächte weit auseinanderlagen, wurde die Luft so dick, dass auch die Fackeln zu flackern begannen und nur noch mit niedriger Flamme brannten. Dann war es noch schlimmer, und selbst Tanaros musste die aufsteigende Angst in sich niederkämpfen, während sich seine Brust heftig hob und senkte, um Luft in die Lungen zu pumpen.
    Die Fjel, die von Natur aus seit jeher Tunnelgräber waren, berührte das nicht. Ihre Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnten ihren Herzschlag verlangsamen, wenn es nottat, und langsam und tief Atem holen, während sie in gleichmäßigem Tempo und ohne Eile weitermarschierten und dabei noch schweres Gepäck auf den

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