Elenium-Triologie
Flöte?« unterbrach Ehlana ihn einmal.
»Ein styrisches Findelkind«, antwortete er. »Das heißt, dafür hielten wir sie. Sie sah wie eine Sechsjährige aus, aber es erwies sich, daß sie viel, viel älter ist.« Er fuhr mit seinem Bericht fort, beschrieb ihre Wanderung durch Rendor und ihre Begegnung mit dem Arzt in Dabur, von dem sie schließlich erfahren hatten, daß nur Magie ihre Königin retten könnte. Dann erzählte er von dem Zusammenstoß mit Martel.
Ehlana verzog das Gesicht. »Ich konnte ihn nie leiden.«
»Er ist jetzt Annias' Mann«, erklärte Sperber, »und er war zur selben Zeit in Rendor wie wir. Es gab dort einen verrückten religiösen Fanatiker – Arasham –, er war der geistige Führer des Königreichs. Martel versuchte, ihn zu einer Invasion der elenischen Reiche zu überreden, als Ablenkungsmanöver, um Annias freie Hand während der Wahl zum neuen Erzprälaten zu geben. Sephrenia und ich begaben uns in Arashams Zelt, und dort war Martel.«
»Habt ihr ihn getötet?« fragte Ehlana heftig.
Sperber blinzelte. Das war eine Seite an ihr, die ihm völlig fremd war. »Es war nicht der rechte Zeitpunkt«, entschuldigte er sich. »Ich ließ mir statt dessen eine List einfallen und überzeugte Arasham, daß es besser sei, mit der Invasion zu warten, bis er von mir hörte. Martel kochte vor Wut, konnte jedoch nichts dagegen unternehmen. Er und ich führten später ein kleines Gespräch, und er sagte mir, daß er das Gift entdeckt und es Annias gegeben hatte.«
»Würde das vor Gericht genügen, Graf Lenda?« fragte Ehlana.
»Das hängt vom Richter ab, Majestät.«
»Dann brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen«, sagte sie grimmig, »denn ich werde sowohl das Amt des Richters wie der Schöffen übernehmen!«
»Das ist ungesetzlich, Majestät«, murmelte Lenda.
»Es war auch ungesetzlich, was man meinem Vater und mir angetan hat. Erzähle weiter, Sperber.«
»Wir kehrten hierher, nach Cimmura, zurück und begaben uns ins Ordenshaus. Dort wurde ich ersucht, die königliche Krypta unter dem Dom aufzusuchen. Dort erschien mir der Geist Eures Vaters. Er teilte mir unter anderem mit, daß Eure Tante ihn und daß Annias Euch vergiftet hat. Auch daß Lycheas das Produkt intimer Freuden zwischen Annias und Arissa ist.«
»Gott sei Dank!« Ehlana seufzte erleichtert. »Ich hatte schon befürchtet, er wäre der Bastard meines Vaters. Es ist schlimm genug, zugeben zu müssen, daß er mein Vetter ist, aber mein Bruder? Undenkbar!«
»Der Geist Eures Vaters hat mir auch gesagt, daß nur der Bhelliom Euer Leben retten könnte.«
»Bhelliom? Wer oder was ist das?«
Sperber langte unter sein Wams und zog den Leinenbeutel hervor. Er öffnete ihn und nahm die Saphirrose heraus. »Das ist der Bhelliom, Majestät.« Wieder spürte er mehr, als er es sah, die lockende Bewegung von etwas Finsterem unmittelbar am Rand seines Blickfelds. Er schüttelte dieses Gefühl ab und streckte die Hand mit dem Stein aus.
»Wundervoll!« hauchte sie und langte danach.
» Nein! « rief Sephrenia scharf. »Berührt ihn nicht, Ehlana! Er könnte Euch vernichten!«
Ehlana wich erschrocken zurück. »Aber Sperber berührt ihn!«
»Der Bhelliom kennt ihn. Vielleicht kennt er Euch ebenfalls, aber wir wollen lieber kein Risiko eingehen. Es hat uns alle zu viel Zeit und Mühe gekostet, Euer Leben zu retten, als daß wir es jetzt gefährden sollten.«
Sperber ließ den Stein in den Beutel fallen und steckte ihn wieder weg.
»Noch etwas solltet Ihr wissen, Ehlana«, fuhr Sephrenia fort. »Der Bhelliom ist der mächtigste und wertvollste Gegenstand auf der Welt. Azash will ihn unbedingt in seinen Besitz bringen. Er war auch für Othas Invasion vor fünfhundert Jahren verantwortlich. Otha hat Zemocher – und andere – hier im Westen auf die Jagd nach dem Stein geschickt. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, daß er ihn bekommt.«
»Sollen wir ihn jetzt gleich vernichten?« fragte Sperber düster. Aus irgendeinem Grund fiel ihm diese Frage unendlich schwer.
»Ihn vernichten?« rief Ehlana bestürzt. »Aber er ist so wunderschön!«
»Er ist auch böse«, erklärte Sephrenia. Sie zögerte. »Böse ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung. Er kennt den Unterschied zwischen gut und böse gar nicht. Nein, Sperber, behalten wir ihn noch eine Zeitlang, bis wir sicher sein können, daß für Ehlana keine Gefahr eines Rückfalls mehr besteht. Berichtet weiter. Versucht, Euch kurz zu fassen. Eure Königin ist noch
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