Elenium-Triologie
vergewissern, aber ich glaube, daß das Hochverrat ist.«
»Das genügt mir«, brummte Ulath und hob seine Streitaxt. »Ein Wort von Euch, Königin von Elenien, und sein Kopf verunziert in wenigen Minuten auf einem Spieß das Schloßtor.«
Lycheas starrte Ehlana entsetzt an; dann weinte er und flehte um sein Leben, während seine Base tat, als dächte sie darüber nach. Sperber hoffte jedenfalls, daß sie nur so tat. »Nicht hier, Ritter Ulath«, sagte sie schließlich bedauernd. »Der Teppich, wißt Ihr.«
»König Wargun wollte ihn aufhängen«, warf Kalten ein. Er legte den Kopf zurück. »Ihr habt hier eine hübsche hohe Decke, Majestät, und feste Balken. Ich brauche bestimmt nicht lange, einen Strick zu besorgen. Wir können ihn im Handumdrehen in der Luft tanzen lassen, und Hängen ist viel sauberer als Köpfen.«
Ehlana blickte Sperber an. »Was meinst du, Liebster? Sollen wir meinen Vetter hängen?«
Sperber war zutiefst schockiert von der Kaltblütigkeit, mit der sie das sagte.
»Äh – er weiß bestimmt so allerhand, das nützlich für uns sein könnte.«
»Das mag stimmen.« Sie nickte. »Wie sieht es aus, Lycheas? Hast du irgend etwas, das du uns anvertrauen möchtest, während ich über dein künftiges Los nachdenke?«
»Ich sage alles, was du willst, Ehlana«, krächzte er.
Ulath schlug ihn unsanft auf den Hinterkopf. »Eure Majestät!« erinnerte er ihn.
»Eu-eure Majestät«, stammelte Lycheas.
»Da ist noch etwas zu bedenken, Ehlana«, fuhr Sperber fort.
»Lycheas ist Annias' Sohn, wie du weißt.«
»Wie habt ihr das herausgefunden?« rief Lycheas.
»Wie ich sagte«, fuhr Sperber fort, »Lycheas ist Annias' Sohn und könnte sich als nützliches Verhandlungsobjekt in Chyrellos erweisen, wenn wir verhindern wollen, daß Annias auf den Erzprälatenthron kommt.«
»Oh«, sagte Ehlana verdrossen. »Nun, wenn es sein muß. Aber sobald du ihn nicht mehr brauchst, übergibst du ihn Ritter Ulath und Ritter Kalten. Ich bin sicher, sie werden sich einigen, wer von ihnen sich seiner annehmen darf.«
»Könnten wir Strohhalme ziehen?« fragte Kalten Ulath.
»Oder die Würfel entscheiden lassen«, schlug Ulath vor.
»Graf Lenda«, bat Ehlana nun, »bringt diesen Wicht doch mit Hochmeister Vanion irgendwohin, wo ihr ihn verhören könnt. Ich will ihn nicht mehr sehen. Nehmt die Ritter Kalten, Perraine und Ulath mit. Vielleicht bringt ihre Gesellschaft ihn dazu, ein wenig redseliger zu werden.«
»Jawohl, Majestät«, erwiderte Lenda und verbarg ein Lächeln.
Nachdem Lycheas aus dem Gemach geschleppt worden war, blickte Sephrenia der jungen Königin in die Augen. »Ihr habt das doch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, Ehlana?«
»Oh, natürlich nicht – nun, jedenfalls nicht zu ernsthaft. Ich möchte, daß Lycheas ins Schwitzen kommt. Ich glaube, das ist nötig.« Sie seufzte müde. »Ich fürchte, ich muß mich jetzt ausruhen. Sperber, sei so lieb und trage mich ins Bett.«
»Das ist nicht schicklich, Ehlana«, entgegnete er steif.
»Schicklich oder nicht. Gewöhne dich möglichst schnell daran, an mich und das Bett gleichzeitig zu denken.«
» Ehlana! «
Sie lachte und streckte die Arme nach ihm aus.
Als Sperber sich über seine Königin beugte, um sie auf die Arme zu heben, schaute er zufällig auf Berits Gesicht. Der junge Ritteranwärter bedachte ihn mit einem Blick, aus dem unverhohlener Haß sprach. Noch ein Problem, dachte Sperber seufzend. Er nahm sich vor, eingehend mit Berit zu reden, sobald sich eine Gelegenheit ergab.
Er trug Ehlana in ihr Gemach, legte sie ins Bett und deckte sie zu. »Du hast dich sehr verändert, meine Königin«, sagte er ernst. »Du bist nicht mehr dieselbe, die ich vor zehn Jahren verlassen mußte.« Es war höchste Zeit, offen darüber zu sprechen.
»Du hast es also bemerkt.« Sie lächelte schalkhaft.
»O ja!« erwiderte er in schulmeisterischem Tonfall. »Du bist erst achtzehn, Ehlana. Es steht dir nicht und schickt sich auch nicht, wenn du dich um zehn Jahre älter zu geben bemühst. Ich kann dir nur empfehlen, dich in der Öffentlichkeit deinem Alter entsprechend unschuldsvoller zu benehmen.«
Sie wand sich im Bett herum, bis sie auf dem Bauch lag, den Kopf am Fußende. Sie stützte das Kinn auf die Hände, machte große unschuldige Kinderaugen und strampelte mit einem Fuß auf dem Kopfkissen. »So?« fragte sie.
»Hör auf!«
»Ich versuche nur, dir zu Gefallen zu sein, mein Verlobter. Was möchtest du sonst noch an mir ändern?«
»Du
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