Elenium-Triologie
sehr schwach.«
»Gut.« Er erzählte von ihrer Suche auf dem ehemaligen Schlachtfeld am Randerasee und wie sie schließlich auf Graf Ghasek gestoßen waren. Die Königin hörte aufmerksam zu, ja schien sogar den Atem anzuhalten, als er von den Ereignissen am Vennesee berichtete. Sperber erwähnte kurz König Warguns Störmanöver – benutzte allerdings nicht direkt dieses Wort – und beschrieb zuletzt den schrecklichen Kampf in Ghwerigs Höhle und die Offenbarung von Flötes wahrer Identität. »Und so sieht es nun aus«, schloß er. »König Wargun bekämpft die Rendorer in Arzium; Annias wartet in Chyrellos auf den Tod von Erzprälat Cluvonus; und Ihr seid wieder an der Macht, wie es Euer Recht ist.«
»Und frisch verlobt«, erinnerte sie ihn. Offenbar dachte sie nicht daran, ihn das vergessen zu lassen. Sie überlegte kurz und fragte: »Und was habt ihr mit Lycheas gemacht?«
»Er ist im Verlies, Majestät.«
»Und Harparin und der andere?«
»Der Dicke ist bei Lycheas. Harparin verließ uns ziemlich plötzlich.«
»Ihr habt ihn entkommen lassen?«
Kalten schüttelte den Kopf. »Nein, Majestät. Er wollte uns befehlen, uns aus der Ratskammer zu entfernen. Vanion überließ es Ulath, ihn einen Kopf kürzer zu machen.«
»Wie passend. Ich möchte Lycheas sehen.«
»Es wäre besser, wenn Ihr Euch ausruht«, meinte Sperber besorgt.
»Nicht bevor ich meinem Vetter die Meinung gesagt habe – und du aufhörst, mich ›Euch‹ und ›Ihr‹ zu nennen!«
»Ich hole ihn«, erbot sich Ulath. Er drehte sich um und verließ das Gemach.
»Graf von Lenda«, fuhr Ehlana fort. »Würdet Ihr den Vorsitz über den königlichen Rat übernehmen?«
»Wie Majestät es wünschen.« Lenda verbeugte sich.
»Und Hochmeister Vanion, würdet Ihr mir ebenfalls als Berater dienen – wenn Eure anderen Pflichten es zeitlich zulassen?«
»Es ist mir eine Ehre, Majestät.«
»Als mein Gemahl und Streiter wird auch Sperber einen Sitz am Ratstisch haben – und ich würde sagen, Sephrenia ebenfalls.«
»Ich bin Styrikerin, Ehlana«, gab Sephrenia zu bedenken. »Haltet Ihr es für klug, eine Styrikerin in Eurem Rat aufzunehmen – in Anbetracht der Einstellung der einfachen Elenier zu unserer Rasse, meine ich?«
»Ich werde diesem Unsinn ein für allemal ein Ende machen!« sagte Ehlana fest. »Sperber, fällt dir jemand ein, der außerdem von Nutzen für den Rat sein könnte?«
Er überlegte, und plötzlich kam ihm eine Idee. »Ich glaube, ja. Er ist zwar nicht von edler Geburt, aber er ist sehr klug und kennt eine Seite Cimmuras, von deren Existenz Ihr – du wahrscheinlich gar nichts weißt.«
»Wer ist dieser Mann?«
»Er heißt Platime.«
Talen lachte laut. »Habt Ihr den Verstand verloren, Sperber? Ihr wollt Platime unters selbe Dach lassen, unter dem sich die Schatzkammer und die Kronjuwelen befinden?«
Ehlana blickte ihn leicht verwirrt an. »Gibt es ein besonderes Problem mit diesem Mann?«
»Platime ist der König der Diebe in Cimmura«, erklärte Talen ihr. »Er herrscht über alle Diebe und Bettler in der Stadt – ebenso über die Schwindler, Meuchler und Huren.«
»Hüte deine Zunge, junger Mann!« schnaubte Kurik.
»Ich habe diese Bezeichnung schon früher gehört, Kurik«, sagte Ehlana ruhig, »ich weiß, was sie bedeutet. Aber verrate mir jetzt den Grund für diesen Vorschlag, Sperber.«
»Wie ich schon sagte, Platime ist sehr schlau – in mancher Hinsicht sogar brillant. Und er ist ein Patriot, obwohl das ein wenig merkwürdig erscheinen mag. Keiner kennt die gesellschaftlichen Verhältnisse in Cimmura besser als er. Er verfügt über Möglichkeiten, an Information zu gelangen, wie sonst niemand. In Cimmura geschieht nichts – wohl auch nicht sonstwo auf der Welt –, das er nicht erfährt.«
»Ich werde mit ihm reden«, versprach Ehlana.
Dann zerrten Ulath und Perraine Lycheas in das Gemach. Lycheas riß den Mund weit auf, und seine Augen quollen aus den Höhlen, als er seine Base sah. »Wie…«, begann er und biß sich auf die Lippe.
»Du hast wohl nicht erwartet, daß ich noch lebe, Lycheas?«
»Soviel ich weiß, ist es üblich, vor der Königin zu knien, Lycheas«, knurrte Ulath und half mit einem Tritt gegen die Beine nach. Lycheas stürzte krachend zu Boden und blieb zitternd liegen.
Der Graf von Lenda räusperte sich. »Majestät«, sagte er, »während Eurer Erkrankung bestand Prinz Lycheas darauf, mit ›Eure Majestät‹ angeredet zu werden. Ich werde mich erst noch in den Statuten
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