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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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konnte, riß sie den Dolch aus seinem Gürtel. Es bleibt besser unbeschrieben, was sie als nächstes tat. Seine Schreie gellten jedenfalls noch geraume Zeit durch die Straße. Als er endlich verstummte, warf sie das blutige Messer von sich, öffnete den Sack, den er geschleppt hatte, und blickte hinein. Dann wischte sie sich die Augen mit ihrem Ärmel, band den Sack zu und zerrte ihn zu ihrem Haus zurück.
    Der Soldat, der auf den Cammorier geschossen hatte, würgte heftig und übergab sich.
    »Niemand ist unter diesen Umständen sonderlich zivilisiert, Nachbar.« Sperber legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. »Geht und trinkt einen Schluck Wasser und wascht Euch das Gesicht. Versucht, nicht mehr daran zu denken.«
    »Danke, Herr Ritter.« Der junge Rotrock schluckte schwer.
    »Vielleicht sind die Kirchensoldaten gar nicht so übel, zumindest nicht alle«, murmelte Sperber vor sich hin und revidierte eine langjährige Meinung.
    Bei Sonnenuntergang fand wieder ein Treffen in Ritter Nashans rotem Studiergemach im pandionischen Ordenshaus statt, das Tynian und Ulath – nicht mehr nur scherzhaft – inzwischen ›das Hauptquartier‹ nannten. Anwesend waren die Hochmeister, die drei Patriarchen, sowie Sperber mit seinen Freunden, nicht jedoch Kurik, Berit und Talen.
    Ritter Nashan blieb schüchtern an der Tür stehen. Nashan war ein fähiger Verwalter, aber er fühlte sich in Anwesenheit von so vielen Hochgestellten ein wenig unbehaglich. »Falls Ihr nichts mehr benötigt«, sagte er, »darf ich mich zurückziehen.«
    »Bleibt, Nashan.« Hochmeister Vanion lächelte. »Wir wollen Euch doch nicht aus Eurem eigenen Gemach vertreiben. Außerdem kennt Ihr Euch in der Stadt aus, und es könnte sein, daß wir Eurer Kenntnisse bedürfen.«
    »Danke, Hochmeister Vanion«, sagte der füllige Pandioner und setzte sich in einen Sessel.
    »Ich glaube, wir haben Eurem Freund Martel ein Schnippchen geschlagen, Vanion«, meinte Hochmeister Abriel.
    »Habt Ihr in den letzten Stunden über die Mauer gesehen, Abriel?« entgegnete Vanion trocken.
    »Eben deshalb. Wie Ritter Sperber gestern vermutete, konnte dieser Martel nicht glauben, daß wir die Neustadt kampflos aufgeben würden, darum zog er es gar nicht in Erwägung, als er seine Pläne machte. Er unternahm nichts, seine Kundschafter am Betreten der Stadt zu hindern, und diese Kundschafter waren die Vorhut des Gros' der Plünderer. Kaum hatten seine Kundschafter festgestellt, daß die Stadt nicht verteidigt wurde, stürmten sie in die Häuser, und fast die gesamte Armee folgte ihnen. Martel hat die Kontrolle über seine Streitkräfte völlig verloren und wird sie auch nicht zurückgewinnen, ehe die Neustadt leergeplündert ist. Und nicht nur das. Sobald die Soldaten soviel Beute haben, wie sie nur schleppen können, werden sie desertieren.«
    »Ich kann Diebstahl nicht billigen«, sagte Patriarch Ortzel streng, »doch unter diesen Umständen…« Ein schwaches, fast verschmitztes Lächeln huschte über seine schmalen Lippen.
    »Hin und wieder ist eine gewisse Umverteilung weltlicher Güter nötig, Ortzel«, entgegnete Emban salbungsvoll. »Leute mit zu viel Geld haben zu viel Zeit, sich Sünden einfallen zu lassen und zu begehen. Vielleicht ist dies Gottes Weg, die Stinkreichen in einen Zustand heilsamer Armut zu versetzen.«
    »Ich frage mich nur, ob Ihr an dieser Ansicht festhalten würdet, wenn es um Euer Haus ginge.«
    »Oh, das könnte meine Meinung schon ändern«, gab Emban zu.
    »Gottes Wege sind unerforschlich«, warf Bevier fromm ein. »Wir hatten keine andere Wahl, als die Neustadt aufzugeben.«
    »Ich glaube allerdings nicht, daß wir mit so vielen Fahnenflüchtigen aus Martels Reihen rechnen dürfen, daß wir Anlaß zum Jubeln hätten«, gab Vanion zu bedenken. »Aber durch die Plünderung gewinnen wir jedenfalls etwas Zeit.« Er blickte die anderen Hochmeister fragend an. »Eine Woche? Was meint ihr?«
    »Bestenfalls«, erwiderte Komier. »Es sind sehr viele Männer.
    Es wird nicht lange dauern, bis die Stadt leergeräumt ist.«
    »Und dann wird es zu Mord und Totschlag kommen«, sagte Kalten düster. »Wie Ihr gesagt habt, Hochmeister Komier, es sind sehr viele Männer da draußen, und ich bin ziemlich sicher, daß nicht alle in die Stadt kommen konnten. Und jene, die noch vor den Toren warten, sind bestimmt nicht weniger habgierig als jene, die als erste hereinstürmten. Es wird eine Zeitlang chaotisch zugehen, glaube ich, und Martel wird ziemlich lange

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