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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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bleibt jetzt in der Altstadt. Ich möchte nicht, daß Euch etwas zustößt.«
    »Jemand muß die Entwicklung beobachten, Ritter Sperber«, wandte Berit ein.
    »Auf der Kuppel der Basilika ist ein Aussichtstürmchen«, sagte Sperber. »Nehmt Kurik mit und beobachtet von dort oben.«
    »Jawohl, Ritter Sperber.« Das klang etwas mißmutig.
    Sperber und die anderen schritten durch die schmalen Straßen der Altstadt und stiegen zum Wehrgang der Mauer hinauf. Fackeln huschten durch die Straßen der Neustadt, während Martels Söldner von Haus zu Haus rannten und stahlen, was sie konnten. Die vereinzelten Schreie von Frauen verrieten, daß Plündern nicht das einzige war, womit sich die Angreifer beschäftigten. Ein Auflauf panikerfüllter und schreiender Bürger drängte sich um die jetzt geschlossenen Tore der Altstadt und flehten um Einlaß, doch die Tore öffneten sich nicht.
    Ein schmächtiger Patriarch mit hängenden Tränensäcken rannte die Stiege zum Wehrgang hinauf. »Was macht Ihr?« schrie er Dolmant mit sich überschlagender Stimme an. »Warum sind diese Soldaten nicht draußen und verteidigen die Stadt?«
    »Es ist eine militärische Entscheidung, Cholda«, erklärte Dolmant ihm ruhig. »Wir haben nicht genügend Männer, ganz Chyrellos zu verteidigen. Deshalb mußten wir uns in die Altstadt zurückziehen.«
    » Seid Ihr wahnsinnig? Mein Haus ist da draußen!«
    »Tut mir leid, Cholda«, erwiderte Dolmant, »ich kann nichts dagegen tun.«
    »Aber ich habe für Euch gestimmt! «
    »Das weiß ich zu schätzen.«
    »Mein Haus! Mein Eigentum! Meine Schätze!« Patriarch Cholda von Mirishum rang die Hände. »Mein schönes Haus! Die wertvolle Einrichtung! Mein Gold!«
    »Ihr findet Zuflucht in der Basilika, Cholda«, sagte Dolmant kühl. »Betet, daß Euer Opfer Gnade vor Gottes Auge finden möge.«
    Der Patriarch von Mirishum drehte sich um und stolperte bitterlich weinend die Stiege hinunter.
    »Ich fürchte, Ihr habt eben einen Wähler verloren, Dolmant«, meinte Emban.
    »Die Abstimmung ist vorüber, Emban, und ich bin sicher, daß ich auch ohne die Stimme dieses Patriarchen auskommen könnte.«
    »Ich wäre mir da nicht so sicher, Dolmant«, wandte Emban ein. »Eine Wahl steht noch bevor, eine ziemlich wichtige sogar, und vielleicht brauchten wir dazu auch Choldas Stimme.«
    »Es ist soweit«, sagte Tynian bedrückt.
    »Was ist soweit?« erkundigte Kalten sich.
    »Die ersten Brände sind ausgebrochen.« Tynian deutete auf die Neustadt, wo sich eine Säule orangegoldener Flammen und schwarzen Rauches durch ein Dach gefressen hatte. »Soldaten sind offenbar immer sorglos mit ihren Fackeln, wenn sie nachts plündern.«
    »Können wir denn nichts tun?« fragte Bevier bestürzt.
    »Ich fürchte, nein«, entgegnete Tynian, »außer um Regen zu beten.«
    »Dafür ist die falsche Jahreszeit«, warf Ulath ein.
    »Ich weiß.« Tynian seufzte.
     
12
     
    Das Plündern in der Neustadt ging bis tief in die Nacht hinein weiter. Feuer von mehreren Brandherden breitete sich schnell aus, und bald war die Stadt in dicken Qualm gehüllt. Von der Mauer aus konnten Sperber und seine Freunde Söldner mit vor Gier und Mordlust funkelnden Augen durch die Straßen laufen sehen. Sie trugen behelfsmäßige Beutel und Säcke bei sich. Die Menschenmassen, die sich um Einlaß flehend vor den Toren zur Altstadt gedrängt hatten, begannen sich aufzulösen, als Martels Söldner erschienen.
    Schreckliche Bluttaten geschahen – einige vor aller Augen – und andere Greuel. Ein stoppelbärtiger Cammorier zerrte eine junge Frau an den Haaren aus einem Haus und verschwand mit ihr in einer engen Gasse. Ihre Schreie verrieten den Beobachtern unmißverständlich, was mit ihr geschah.
    Ein blutjunger Kirchensoldat, der neben Sperber an den Zinnen stand, fing zu weinen an. Als der Cammorier mit leicht verlegenem Gesicht aus der Gasse zurückkam, hob der Rotrock seinen Bogen, zielte und schoß, alles in einer Bewegung. Der Cammorier krümmte sich und krallte die Finger um den gefiederten Pfeilschaft, von dem nur noch das Ende aus dem Bauch ragte.
    »Gut gemacht«, lobte Sperber den Kirchensoldaten.
    »Das hätte meine Schwester sein können, Herr Ritter«, sagte der Junge und wischte sich die Tränen ab.
    Plötzlich kam die Frau weinend und arg mitgenommen aus der Gasse getaumelt und sah ihren Schänder zuckend im Schutt der Straße liegen. Sie schwankte zu ihm und trat ihm mehrmals heftig ins Gesicht. Als sie erkannte, daß er sich nicht wehren

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