Elenium-Triologie
brauchen, bis er alles wieder fest im Griff hat.«
»Ihr habt wahrscheinlich recht«, brummte Komier. »Wie auch immer, es verschafft uns ein wenig Zeit. Die Altstadt hat vier Tore, und drei sind in keinem besseren Zustand als die der Neustadt. Ein Tor ist leichter zu verteidigen als vier, davon sollten wir ausgehen.«
»Wollt Ihr die Tore durch Zauberei verschwinden lassen, Komier?« fragte Emban. »Ich weiß, daß die Ordensritter in so manchen ungewöhnlichen Dingen ausgebildet werden, aber wir befinden uns hier in der Heiligen Stadt. Würde Gott so etwas an seiner eigenen Türschwelle billigen?«
»An Magie habe ich überhaupt nicht gedacht«, gestand Komier. »Ich hatte mir vielmehr überlegt, wie schwer es sein wird, ein Tor einzurammen, wenn sich dahinter der Schutt von zwei oder drei eingerissenen Häusern türmt.«
»Es ist so gut wie unmöglich«, bestätigte Abriel.
Emban grinste breit. »Befindet Makovas Haus sich nicht ganz dicht am Osttor?«
»Nun, da Ihr es erwähnt, Eminenz, soviel ich weiß, ja.«
»Ein größeres Haus?« fragte Abriel.
»Müßte es wohl sein«, brummte Emban, »wenn man bedenkt, was er dafür bezahlt hat.«
»Was die elenischen Steuerzahler dafür bezahlt haben, Eminenz«, berichtigte Sperber.
»Ah, ja. Das hatte ich fast vergessen. Meint Ihr, die elenischen Steuerzahler wären bereit, dieses so teure Haus der Verteidigung der Kirche zu opfern?«
»Es wäre ihnen ein Bedürfnis, Eminenz.«
»Wir werden uns das Haus des Patriarchen von Coombe sehr genau ansehen, wenn wir die Häuser auswählen, die wir abbrechen müssen«, versprach Komier.
»Die einzige ungeklärte Frage ist nun, wo bleibt König Wargun?« sagte Dolmant. »Martels Unüberlegtheit hat uns ein wenig Zeit verschafft, aber das allein hält ihn uns nicht auf Dauer vom Leibe. Könnten sich Eure Kuriere verirrt haben, Ortzel?«
»Es sind allesamt tüchtige Männer, und eine Armee von der Größe, wie Wargun sie führt, sollte nicht schwer zu finden sein. Außerdem müßten ihn doch auch die Kuriere, die Ihr und Emban schon zuvor weggeschickt habt, längst erreicht haben, nicht wahr?«
»Ganz zu schweigen von jenen, die der Graf von Lenda aus Cimmura sandte«, fügte Sperber hinzu.
»Der Verbleib des Königs von Thalesien ist in der Tat ein Rätsel«, sagte Emban, »und erweist sich als zusehends bedenklicher.«
Die Tür öffnete sich, und Berit trat ein. »Entschuldigt, meine Herren«, bat er, »aber ich sollte Euch Bescheid geben, wenn sich in der Neustadt etwas Ungewöhnliches tut.«
»Was habt Ihr beobachtet, Berit?« fragte Vanion.
»Ich war oben in dem Häuschen auf der Basilikakuppel…«
»Türmchen«, verbesserte Vanion ihn unwillkürlich.
»Türmchen«, wiederholte Berit. »Man kann von dort oben die ganze Stadt überblicken. Die Bürger fliehen aus Chyrellos.
Sie strömen aus allen Toren.«
»Martel will sie nicht im Weg haben«, warf Kalten ein.
» Und er will die Frauen aus der Stadt haben«, fügte Sperber düster hinzu.
»Das verstehe ich nicht, Sperber«, gestand Bevier.
»Ich erkläre es Euch später«, versprach Sperber ihm mit einem raschen Blick auf Sephrenia.
Es klopfte an der Tür, und ein pandionischer Ritter trat ein. Er hielt Talen am Arm gepackt, und der Straßenjunge aus Cimmura starrte verärgert auf einen ziemlich prallen Sack, den der Ritter in der Hand hielt. »Ihr wolltet diesen jungen Burschen sehen, Ritter Sperber?«
»Ja. Vielen Dank, Kamerad.« Dann wandte Sperber sich streng an Talen. »Wo warst du?«
Talen wich seinem Blick aus. »Äh – da und dort«, antwortete er.
»Du weißt, daß du mir so nicht kommen kannst, Talen«, rügte Sperber müde. »Ich werde die Wahrheit ja doch herausfinden.«
»Na gut.« Talen seufzte. »In den Straßen der Altstadt gibt es Diebe, und außerhalb der Mauern tut sich so allerhand Interessantes. Es ist mir geglückt, mich hinauszustehlen. Ich habe die Information dann verkauft.«
»Wie geht das Geschäft?« fragte Patriarch Emban mit glänzenden Augen.
»Gar nicht so schlecht«, antwortete Talen. »Die meisten Diebe hier in der Altstadt haben nicht allzuviel zu bieten. Man macht keinen großen Profit, wenn man auf den Dingen sitzenbleibt, die man gestohlen hat. Aber mit mir lassen sich gut Geschäfte machen. Ich verlange lediglich einen Prozentsatz von dem, was sie den Soldaten draußen stehlen können.«
»Öffne den Sack, Talen«, befahl Sperber.
»Ihr schockiert mich, Sperber«, entrüstete Talen sich. »Es sind
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