Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
beobachtete Mergun misstrauisch. Sein Gesichtsausdruck schien erstarrt zu sein. Keine Gefühlsregung zeigte sich und das verunsicherte Mergun für einen Moment.
„Schon als wir uns zum ersten Mal sahen, fragte ich mich, was es mit dieser Waffe wohl auf sich haben mochte,“ gestand der Gott.
„Allerdings weiß ich nicht, was das magische Feuer ist und warum Taykor vor dieser Klinge Angst haben sollte.“ Mergun zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht ahnt Taykor die Gefahr nicht, die dieses Schwert für ihn bedeuten kann - für jeden Gott.“
„Auch für mich?“, fragte Ahyr.
„Auch für Euch“, erklärte Mergun ruhig und musterte seinen Bundesgenossen.
Ahyr lachte schallend.
„Das ist nicht Euer Ernst.“
„Doch, das ist es!“
„Ihr müsst ein Spaßvogel sein, Sterblicher!“ Sein dröhnendes Lachen hatte etwas von einem Tierruf. „Wir kehren also um!“, wiederholte Ahyr seinen Entschluss - allerdings schon wesentlich unsicherer als beim ersten Mal.
Mergun hob die Augenbrauen.
„Denkt an unsere Abmachung, Ahyr!“
„Pah! Was kümmert mich diese Abmachung? Ich will nicht in einen Kampf ziehen, den ich nicht gewinnen kann!“
„Ihr seid ein Feigling! Die Furcht regiert Euch und macht Euch blind. Ich sage Euch: Ihr werdet siegen!“
Mergun strich beinahe zärtlich über den Griff seines Schwertes.
„Mit dieser Waffe kann ich gegen Götter ankämpfen, Ahyr! Das magische Feuer ist dazu da, die Götter zu verbrennen. Es wird auch Taykor verbrennen, glaubt mir! Für immer wird unser gemeinsamer Gegner vom Boden dieser Erde verschwinden!“ Ahyr nickte, überlegte dann einige Augenblicke lang. „Also gut!
Ziehen wir weiter.“
Mergun seufzte und atmete auf. Sein Plan war bedroht gewesen.
Und Ahyr stellte nun einmal den wichtigsten Faktor in diesem Plan dar. Ihn musste er beeinflussen und lenken. Bis jetzt war ihm dies auch ganz gut gelungen und der Gott schien davon noch nichts gemerkt zu haben.
Inzwischen war die Sonne zur Gänze hinter dem Horizont verschwunden. Dies war bereits der dritte oder vierte Tag, den sie unterwegs waren.
In dieser Nacht würden sie ihr Ziel erreichen und im Schutze der Dunkelheit würden sie dann Taykors Heerscharen dahinschlachten und sein Lager in Flammen aufgehen lasen, ehe der Gott mit dem sechsbeinigen Pferd so richtig begriffen haben würde, was eigentlich vor sich ging.
„Alle Qualen dieser Welt soll Taykor erleiden!“, donnerte Ahyr, wobei er seine zweiköpfigen Löwen zu größerer Eile antrieb.
Mergun erkannte die Gegend wieder.
Hier war er bereits gewesen!
Es dauerte noch eine gute Weile, ehe sie sich in der Nähe des Feindlagers befanden.
Plötzlich hob Mergun die Hand und bedeutete den anderen anzuhalten.
„Was ist?“, fragte Ahyr etwas aufgebracht. Der grausame Gott hatte bereits seine furchtbare Streitaxt gezogen und in den Augen seiner zweiköpfigen Löwen blitzte nackte Mordlust.
„Wir befinden uns jetzt in der direkten Umgebung des Heerlagers.
Ich will vorausreiten und sehen, ob alles in Ordnung ist. In etwa einer guten Stunde bin ich zurück!“
Ahyr nickte.
„Gut!“ Er bedeutete dem Wanderer mit einer Handbewegung, dass er gehen könne.
Mergun ritt durch die Schwärze der Nacht auf Taykors Lager zu.
Es war eine ungewöhnlich finstere Nacht. Nun waren der Mond und die Sterne durch Wolken verdeckt, während sie ihnen vorher noch den Weg erleuchtet hatten.
Diese Nacht war so düster wie die blutigen Ereignisse, die noch bevorstanden.
Aber Mergun war diese Finsternis durchaus recht. Sie passte gut in seinen Plan!
Immer weiter ritt er, bis er schließlich das Lagerfeuer erblickte.
Sie loderten hoch auf und erhellten das gesamte Lager. Es war auch leises Gemurmel zu hören.
Taykors Schergen weilten also noch an ihrem selbstgewählten Lagerplatz. Das war gut so.
Mergun hatte das Gefühl, dass sich Taykors Heer noch um einige Tausendschaften vergrößert hatte.
Aus aller Heeren Länder waren die Soldaten zusammengewürfelt.
Eine gewaltige, titanische Schlacht stand bevor!
Und sie würde mit dem Ende eines Gottes enden.
Diese Nacht würde eine der blutvollsten in der geschriebenen Geschichte werden.
Mergun schauderte, als er an das dachte, was vor ihm lag. Es würde ein gewaltiges Fest des Tötens werden, ein Fest, an dem sich einzig und allein die Götter erfreuen würden!
Aber nicht lange würden sie ihre Freude haben!
Mergun ritt nun zurück zu den anderen. Er hatte alles gesehen, was er hatte sehen wollen
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