Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
gewandt. Der Götterbote drehte sich mit fragendem Gesichtsausdruck zu dem noch immer auf den Sand starrenden Mergun um.
„Soll ich das tun, Mergun?“, fragte er. Der Gott blickte auf. Nach Kwmsk? Nein. Er wollte nicht den Menschen begegnen, die hier leben mussten! Er wollte überhaupt keinem Menschen begegnen!
„Nein“, sagte Mergun dann leise und Kriin nickte.
„Warum nicht?“, fragte Gibram verständnislos. „Ist es so, dass Ihr Angst davor habt, den Letzten der Lanar zu begegnen?“ Mergun schrak auf. Ja, genauso war es. Aber er wollte es sich noch nicht selbst eingestehen.
„Ihr müsst diese Menschen sehen, Mergun!“
„Ich muss nichts, Gibram! Ich bin ein Gott!“ Dann wandte er sich wieder zu Kriin. „Also gut, der Lanar soll seinen Willen kriegen: Auf nach Kwmsk!“
Gibram lächelte.
„Ihr werdet einst einsehen, dass diese Reise für Euch notwendig war!“
„Hoffentlich“, brummte der Gott und blickte in die Ferne. Kriin gab den verzauberten Pferden Befehle und sie änderten den Kurs. Eine Weile flogen sie so dahin, da tauchte am Horizont eine Stadt auf.
„Dies ist Kwmsk“, erklärte Gibram. „Es gibt nicht mehr viele Oasen und auch Kwmsk wird bald sterben!“
Aus der Ferne hätte Mergun die auftauchende Stadt für einen Haufen von toten, halb vom Sand bedeckten Ruinen gehalten, aber als sie näher kamen, sah er, dass noch Leben in diesen alten Gemäuern herrschte!
Vor der Stadt ging der Himmelswagen zu Boden und hielt an.
Einige der Lanar mussten den Wagen am Himmel gesehen haben und waren nun hinaus in die Wüste geeilt - dorthin, wo der von verzauberten Pferden gezogene Wagen gelandet war.
Für einen Augenblick schien Mergun wie erstarrt. Er sah die sonnenverbrannten Gesichter und die schwarzen, von Angst gezeichneten Gesichter. Die Angst wer allgegenwärtig in der Wüste; die Angst ums überleben, die Angst vor dem Trewk-Oach und dem Verdursten.
Und natürlich die Angst vor dem grausamen Gott, auf dessen Altären sie ihr knappes Wasser opferten, anstatt es zu trinken.
Gibram und Mergun stiegen von dem Himmelswagen des Götterboten in den heißen Sand der Wüste. Der ewig klagende Wüstenwind zerrte an ihren Kleidern.
Die Gestalten machten einige Schritte auf die beiden zu und blieben dann stehen.
Im Gesicht eines der Lanar sah Mergun dann eine schreckliche Narbe.
Sie muss von den Klauen der Trewk-Oach stammen!, erkannte der Gott und ihm schauderte.
„Gibram!“, rief einer der Männer.
„Achad Sei!“, rief Gibram zurück.
„Wo warst du und wer ist das, mit dem du zurückgekehrt bist?“, fragte Achad Sei. Der alte Lanar wandte dann den Blick von Gibram auf Mergun. Seine schwarzen Augen musterten den Gott kühl.
„Ihr müsst ein Gott sein, fremder Herr“, rief er dann aus. „Kein anderer kann mit dem Himmelswagen des Boten der Götter reisen!
Wahrlich, Fremder, Ihr seid ein Gott!“
Achad Sei sagte dieses nicht voller Anbetung und Unterwürfigkeit, sondern mit einer stoischen Trotzigkeit.
„Ich bin Mergun. Und Ihr habt recht, Mann: Ich bin ein Gott“, erwiderte Mergun ruhig. Und sein Blick ging von einem zum anderen.
„Seid Ihr hier, um uns von dem Fluch des Krask zu befreien? Oder seid Ihr nur hier um uns zu versklaven und zu erniedrigen und uns Eure göttliche Überlegenheit und Allmacht zu demonstrieren“, fragte ein etwas jüngerer Lanar zynisch.
Viele Gedanken geisterten in diesem Augenblick zugleich durch Merguns Kopf. Er sah die stille Erwartung in den schwarzäugigen Gesichtern der anderen. Er wusste, was sie von ihm wollten: Die Revolution! Die Lanar wussten sehr gut, dass ihr Land bald gänzlich sterben würde, wenn der Fluch des Krask nicht von ihnen genommen würde.
Was also sollte Mergun den Lanar sagen? Er musste sich entscheiden und gut abwägen.
„Ich bin hier um euch zu befreien!“, sagte Mergun dann plötzlich.
Wie von selbst war dieser Satz über des Gottes Lippen gekommen. Erst nach und nach wurde er sich bewusst, was er da eigentlich gesagt hatte! Er hatte jene große und schwerwiegende Entscheidung getroffen, die er so lange vor sich her geschoben hatte.
Zunächst trat auf der Seite der Lanar betretenes Schweigen ein.
Dann wurden erstaunte Blicke gewechselt.
„In alter Zeit, o großer Gott, hat uns Krask mit sehr ähnlichen Worten dazu verführt, an ihn zu glauben, Mergun“, stellte dann Achad Sei fest und Mergun fröstelte. „Wir haben an diesen Gott geglaubt und er hat unser Vertrauen in grauenhafter
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