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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einfach nicht daran glauben, dass er Recht hatte. Es durfte einfach nicht sein!
    „Unter den Sterblichen gärt es. Früher oder später werden sie aufstehen, sich erheben und die Götter hinwegfegen! Wer kann es ihnen übel nehmen?“
    „Wenn du nicht auf ihrer Seite bist, können sie nicht gewinnen!“
    „Zurzeit noch nicht, das stimmt. Aber ich glaube, sie würden es dennoch immer und immer wieder versuchen und dann eines Tages auch schaffen!“
    „Wie sollte das geschehen?“
    „Auch unter den Sterblichen gibt es Magier und Leute, die früher oder später zu Göttern werden.“
    Eine Pause entstand. Sie schwiegen, sahen sich gegenseitig an, sahen dem Flug des bunten Vogels zu, der unbekümmert und ziellos herumflog.
    „Mergun?“
    „Ja?“
    „Was würde aus mir, wenn ich nicht mit dir ginge, sondern hier bleiben würde?“
    „Wahrscheinlich würdest du sterben.“
     
    „Aber es ist ungerecht!“
    „Was ist ungerecht?“
    „Ich bin keine grausame Göttin und dennoch muss ich für die Taten der anderen bezahlen! Das ist ungerecht, Mergun! Und du bist drauf und dran, der Ungerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen! Die Revolution ist ungerecht, denn sie vernichtet alle! Sie macht keinen Unterschied zwischen Schuldigen und Unschuldigen!“
    „Alle Götter sind schuldig, Lari. Alle, verstehst du?“
    „Wirklich ausnahmslos?“
    „Ja.“
    „Nein, das verstehe ich nicht!“
    „Lari, du hast...“
    Sie unterbrach ihn.
    „Habe ich je in meinem Leben einem Menschen getan? Habe ich jene, die zu mir beten, nicht immer gut behandelt? Ich habe keine Kriege geführt, wie Arodnap es getan hat. Ich habe auch nicht Menschen zum Zweck meines Vergnügens töten lassen!“ Mergun sah die Verzweiflung in ihren Augen. Sie hatte Angst, das spürte er jetzt ganz deutlich. Aber wie sollte er ihr diese Angst nehmen und gleichzeitig die Wahrheit verständlich machen? Sie wandte den Blick jetzt zu dem lautlos fliegenden bunten Vogel. Sie spürte deutlich jene eigenartige Faszination, die von diesem Wesen ausging.
    „Mergun, sag mir, warum ich es verdient habe, zu sterben?“
    „Du hast jene Menschen, die an dich glauben, um ihre Freiheit betrogen!“
    Aber sie schüttelte den Kopf. Nein!, dachte sie. Nein! Nein!
    „Ich habe sie nicht betrogen, Mergun“, sagte sie.
    „Doch, Lari!“
    „Ich habe sie geliebt...“
    „Das glaube ich dir sogar. Und doch hast du nichts Gutes für sie getan.“
    „Nichts Gutes?“
    „Nein!“
    „Ich habe sie unendlich viele Dinge gelehrt, Mergun, wie kannst du nur...“
    „...und du hast ihnen das Recht verweigert, erwachsen und frei zu sein. Du hast ihnen das Recht verweigert, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Sie waren für dich nicht mehr als Kinder...“ Mergun seufzte. „Vielleicht ist es schwer für dich, dies alles zu begreifen, Lari.
    Für mich ist es auch schwer. Und vielleicht klingt es in deinen Ohren auch seltsam, dass gerade ich dir dies sage, wo ich doch selbst ein Gott bin und lange Zeit dasselbe getan habe...“
    „Ich verstehe nicht, wo in alledem meine Schuld liegen soll, Mergun!“
    Mergun lächelte gequält und strich ihr übers Haar. „Du trägst keine Schuld, Lari. Genauso wie ich keine Schuld trage. Die Sterblichen sind an allem Schuld, was ihnen jetzt widerfährt! Sie haben die Götter erst geschaffen, sie haben uns beide, Lari - dich und mich - erst zu dem gemacht, was wir jetzt sind: zu Göttern! Und dennoch sind wir verantwortlich für das Geschehene. Es geht mir nicht darum, ein Gericht zu veranstalten und die Götter in Schuldige und Unschuldige aufzuteilen! Es geht überhaupt nicht um Schuld oder Unschuld. Worum es geht ist einzig und allein die Frage, ob die Götter über diese Welt herrschen sollen! Und ich sage nein und die Sterblichen sagen es auch, denn sie hatten in der langen Zeit ihrer Geschichte zu Genüge Zeit, ihre Erfahrungen mit uns zu machen, uns kennen zu lernen, wie wir wirklich sind. Aber die Sterblichen haben nicht die Kraft, sich von den Sklavenhaltern zu befreien, die sie sich selbst schufen, in deren Ketten sie sich freiwillig begaben. Und deshalb muss ich ihnen helfen.“
    Plötzlich merkten sie, dass der bunte Vogel davongeflogen war.
    Irgendwo im der Weite des Himmels war er verschwunden und hatte nichts zurückgelassen, als eine Erinnerung.
    „Der Vogel ist weg“, stellte Lari fest. „Wo mag er hingeflogen sein?“
    „Ich weiß es nicht...“
    Mergun wandte sich in eine andere Richtung und sah dort eine düstere Gestalt

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