Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Drogen schwelgten, würde dies natürlich anders werden.
Sie würden sabbern und verzückt schreien und rufen und brüllen, ganz ihrem Vergnügen leben, ganz den Augenblick leben, bis schließlich der Augenblick der Ernüchterung kommen würde, bis sie aus ihrer selbst erschaffenen Traumwelt erwachen würden in die mitunter auch für Götter erbarmungslose Wirklichkeit.
„Sage mir, was du in den Niederungen der Sterblichen tatest, Mergun“, forderte Sunev.
„Ich habe nichts Besonderes getan“, erwiderte der rebellierende Gott gelassen.
„Nichts Besonderes?“
„Nein. Ich habe mir lediglich den Tempel angeschaut, den die Sterblichen für mich erbaut haben. Und ich habe den Liedern eines fahrenden Sängers gelauscht und...“
Sunev runzelte die Stirn als Mergun den Satz so plötzlich abbrach und auch nicht nach einer kleinen Weile des Schweigens vollendete.
„Und was, Mergun?“
„Ich bin Lord Andur begegnet.“
„Lord Andur?“, fragte Krask. Der Wüstengott saß neben Sunev und seine flackernden Stieraugen musterten Mergun jetzt eindringlich.
„Das ist kein gutes Zeichen, Mergun“, stellte er fest. „Was wollte er von Euch?“
Mergun hörte deutlich die Angst in Krasks Stimme.
Ja, dachte Mergun dann, es wird einst die Stunde kommen, wo dir die Sterblichen den Kopf abschlagen!
Aber noch war es nicht soweit.
Noch hatte dieses Monstrum Macht.
Noch ergingen sich die Götter in ihren grotesken Orgien, die in ihren Schlussphasen ein Stadium zu erreichen pflegten, welches man nur noch mit dem Wort Wahnsinn bezeichnen konnte.
Mergun musterte Krask kalt.
„Andur wollte mir einen Pakt anbieten!“
„Und? Was für ein Pakt war es?“, fragte Krask.
„Ein Pakt eben. Was kümmert es dich?“
„Hast du Lord Andurs Angebot angenommen, Mergun?“
„Nein, natürlich nicht. Ich habe keine Lust, so zu enden wie Shaykaliin.“
Krask schauderte etwas. Er fühlte die tiefe Düsternis Merguns.
Peq Ap-Dhyss rülpste ungeniert und beobachtete hierbei den rebellierenden Gott. Irgendwie fesselte Mergun Peqs Blicke.
„Warum müssen wir uns sogar jetzt über ernste Dinge unterhalten?“, fragte Peq dann etwas verständnislos.
„Wir leben in einer ernsten Zeit“, erwiderte Mergun leise und Krask nickte zustimmend, irgendetwas Unverständliches brummend.
Sunev lehnte sich zurück und biss in eine saftige Frucht. Er schmatzte fürchterlich und ungeniert.
„Lasst uns nun genießen und den Augenblick leben! Was kümmert uns die Zukunft?“, fragte Sunev kauend.
Er kicherte.
Der Eindruck einer gewissen Infantilität war nicht zu vermeiden.
Aber Erhabenheit hatte wohl noch nie zu Sunevs göttlichen Attributen gezählt.
„Sehr richtig!“ stellte Peq Ap-Dhyss fest. „Man sollte sich den Augenblick nicht durch die Zukunft verderben lassen!“ Von irgendwo her war ein irres, schrilles Lachen zu hören und Peq beugte sich nun über eine dampfende Fleischplatte. Krasks Züge hingegen blieben düster.
Xilefs Prophezeiungen können nicht richtig sein!, dachte er. Die Götter können nicht gestürzt werden! Sie sind die rechtmäßigen Herrscher über diese Welt und keine Macht der Erde ist mächtig genug, um sie zu verdrängen. Mit Ausnahme von Andur, dem Lord der Angst.
Krask schluckte, als er an Andur dachte.
Er ist nicht zu berechnen, wurde es dem Wüstengott klar.
Seine Handlungen sind chaotisch und dennoch scheint er so etwas wie einen Plan, eine Richtung zu haben. Es ist paradox!
Krask versuchte der Angst Herr zu werden, die sich in ihm breit machte.
Xilef hat gesagt, dass Andur zwar an der kommenden Entwicklung beteiligt, aber nicht der auslösende Faktor ist, erinnerte sich Krask in diesem Moment.
Xilef hatte damals die Zukunft nur in ihren groben Linien vor sich gesehen. Nur hier und da hatte er vermocht, Einzelheiten zu erkennen.
Und eine dieser Einzelheiten war Krasks Tod gewesen!
Vielleicht würde Xilef die Zukunft jetzt schon deutlicher sehen.
Aber Xilef war nun tot.
Krask selbst hatte ihn ermordet.
Ich habe versucht, eine mögliche Zukunft dadurch zu verhindern, indem ich den tötete, der jene Zukunft erkannte, durchfuhr es ihn. Ja, in diesem Augenblick erkannte der Wüstengott, dass dies ein großer Fehler gewesen war.
Fragen bohrten in ihm, Fragen die einzig und allein Xilef hätte beantworten können.
Aber nun war es zu spät.
Es brachte absolut nichts ein, Vergangenem nachzuweinen. Man musste nach vorne blicken - in die Zukunft.
Aber in welche Zukunft?, fragte
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