Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
auftauchen. Auch Lari hatte sie inzwischen bemerkt. Es war Lord Andur.
„Was kann er nur hier wollen?“, fragte Lari etwas unsicher.
Mergun ahnte es, aber er sagte nichts. „Ich fürchte mich vor ihm“, sagte sie dann.
Sie erhoben sich und starrten dem düsteren Wanderer entgegen, der direkt auf sie zuging.
Mergun spürte nun auch in sich die Furcht, aber er zwang sich zur Gelassenheit. Doch seine Hand rutschte zum Griff seines Schwertes.
In einer Entfernung von vielleicht fünf Schritten blieb Andur stehen. Er musterte Mergun kühl. Es schien dem Gott so, als stießen ihm die kalten Augen des anderen in die Seele, als könnte sie seine Gedanken lesen...
„Welch ein Zufall, Herr Mergun! Welch ein Zufall, dass wir uns hier, an diesem Ort wiedertreffen!“
„Ich glaube nicht, dass es sich um einen Zufall handelt“, entgegnete Mergun.
„Ich habe lange nach Euch suchen müssen, Mergun. Wolltet Ihr nicht bei den Sterblichen bleiben und sie in die Revolution führen? So war es doch, nicht wahr?“ Er lächelte kalt. „Warum seid Ihr dann zur Nebelburg zurückgekehrt?“
„Das geht Euch nichts an!“
„Wie Ihr wollt...“
„Was wollt Ihr von mir, Andur?“
„Lord Andur, wenn ich bitten darf!“
„Wenn Ihr noch lange herumredet, dann ziehe ich mein Schwert und ramme es Euch in den Leib!“
„Und Ihr glaubt, mich auf diese Weise loswerden zu können?
Oder wollt Ihr vielleicht sogar nicht nur das, sondern auch, dass ich gänzlich von diesem Erdenrund verschwinde?“ Plötzlich zog Mergun sein Schwert. Einen Moment lang sah man das grüne Flackern der Klinge, dann rammte der Gott sie in Andurs Körper. Aber da war der Lord der Angst bereits verschwunden. Er stand nun etwas abseits und lachte.
„Seht Ihr, Herr Mergun? Ich bin immer noch da!“
„Verschwindet!“
„Ich bin hier, um Euch meinen Beistand zu leisten bei dem, was Ihr zu tun gedenkt!“
„Ich habe Euch bereits einmal erklärt, dass ich Eure Hilfe nicht brauche!“
„Seid Euch dessen nicht so sicher!“ Er lachte wieder. „Aber wie dem auch sei: Ich gehe jetzt. Aber wir werden uns sicherlich wieder sehen!“
Dann ging er davon.
„Er ist widerlich“, sagte Lari und Mergun musste ihr zustimmen.
Aber insgeheim spürte er auch die düstere Faszination, welche von Andur ausging, ihn wie einen unsichtbaren Schild umgab. Es war eine Aura der Macht um diesen finsteren Lord, die Mergun erschaudern ließ.
„Du darfst ihm nie vertrauen, Mergun“, sagte Lari. „Er ist gefährlich. Viel gefährlicher noch, als er aussieht. Selbst die mächtigsten unter uns Göttern können seiner Macht nichts entgegensetzen. Denk an Shaykaliin!“
Mergun nickte. Ja, es war tatsächlich gefährlich, sich mit Andur einzulassen.
„Weißt du etwas über Lord Andurs Herkunft?“ Aber Lari schüttelte den Kopf.
„Niemand weiß etwas Genaues. Manche behaupten, die Sterblichen hätten ihn erschaffen - genau wie sie auch uns Götter erschaffen haben. Andere sagen, die Götter hätten ihn erschaffen, um einen Bundesgenossen zu haben. Ich weiß nicht, was von alledem richtig ist.“
Mergun überlegte. Versonnen starrte er in die Richtung, in der Lord Andur verschwunden war.
Nein, nicht nur die Götter müssen durch diese Revolution besiegt werden, sondern auch Lord Andur!, wurde es dem Gott in diesem Augenblick klar. Andur war ebenso eine Geißel für die Welt, wie die Götter es waren. Aber wie konnte man ihn besiegen?
Vielleicht gab es einen Zauber gegen ihn...
Es musste etwas geben, womit man ihn besiegen konnte, es musste einfach!
Mergun ging von der Maxime aus, dass nichts unbesiegbar ist.
Auch Andur würde zu besiegen sein! Mergun wusste nur noch nicht wie.
*
Mergun nahm nicht gerne an den Orgien der Götter teil. Nicht etwa, dass er ein Asket gewesen wäre, nein ganz und gar nicht!
Aber er hielt sich nicht gerne in der Nähe anderer Götter auf. Sie widerten ihn an.
Es war eine instinktive Abneigung, die aus dem tiefsten Inneren seiner Seele gespeist wurde.
Eine Abneigung, bei der Mergun nur zögernd anerkennen mochte, dass es eine Abneigung gegen Seinesgleichen war.
Dennoch war er diesmal erschienen.
Er wollte nicht unnötiges Misstrauen wecken und außerdem konnte es gut sein, dass es das letzte Mal war, dass er mit den anderen zusammentraf.
Er saß also da und kaute auf einem Stück Fleisch herum. Die Orgie hatte gerade erst begonnen und die Götter benahmen sich relativ normal.
Später, wenn sie erst im Rausch von
Weitere Kostenlose Bücher