Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Euch beispielsweise die Botschaft Merguns zuteil?“ Ravic lächelte listig.
„Durch eine sprechende, zweiköpfige Taube!“, erwiderte Túlina fest.
Sie zeigte nicht eine einzige Unsicherheit.
„Nun? Was ist?“, fragte Irrtoc. „Wollen wir ihr folgen?“ Die Männer sehen sich mit seltsamen Blicken gegenseitig an. Es dauerte eine Weile, bis wieder etwas gesagt wurde.
„Ich bin dafür, der Lady zu folgen“, erklärte schließlich ein Mann mit einem kahlgeschorenen Kopf. Irrtoc kannte ihn gut. Er hieß Megalto und war als der Held vom gegabelten Schwert bekannt. Und tatsächlich trug er in seinem Gürtel ein Schwert, das sich etwa zwei Handspannen vor seinem Ende gabelte, also zwei Spitzen besaß.
„Wir dürfen nicht länger warten“, fuhr Megalto fort. „Wir müssen jede Gelegenheit nutzen!“
„Dafür bin ich auch“, sagte jetzt Ravic, den man gemeinhin auch als Ravic, den Misstrauischen kannte. „Aber wer sagt uns denn, dass wir nicht hereingelegt werden? Wer sagt uns denn, dass es diese Lady ehrlich mit uns meint?“
Wutentbrannt rammte Túlina ihren Speer in den Boden der Taverne.
„Ich lüge nicht“, donnerte sie und Irrtoc glaubte ihr. Sie sah nicht wie jemand aus, der andere Leute hinters Licht führte.
Aber man musste sichergehen! Es ging einfach um zu viel!
„Seht!“, rief plötzlich jemand. Es war ein grauhaariger Mann mit einer weiten Wolljacke und einer hängenden Mütze, die ihm viel zu groß war. „Seht nach draußen!“, rief er. „Dort fliegt etwas!“ Rasch wurde die Tür aufgerissen und die Tavernengäste stürmten nach draußen und blickten zum Himmel.
„Eine zweiköpfige Taube!“, stellte Megalto vom gegabelten Schwert fest.
„Hört... sie lacht!“, rief Ravic der Misstrauische.
Und sie lachte wirklich! Strahlend weiß, unnatürlich leuchtend weiß und zweiköpfig schwebte sie am Himmel. Und sie lachte.
Es war ein Lachen, das Irrtoc erschaudern ließ.
„Mir genügt dies als Beweis dafür, dass Eure Geschichte wahr ist“, sagte der Sänger zu Túlina, die erst jetzt aus der Taverne getreten kam. „Ich werde mitkommen zum Tal von...Gri...“
„Grijang“, kam ihm Túlina zu Hilfe.
„Was ist das für ein Tal? Irgendwie kommt der Name mir bekannt vor. Ist Grijang nicht jener Ort, an dem Ahyr vernichtet wurde?“
„Ja, genau der ist es.“
*
Schweigend saß Mergun auf dem mit weichen Kissen ausgelegten Boden seiner Privatgemächer. Einige Zeit war ins Land gegangen und Mergun hatte inzwischen seine Zeichen zu den Menschen gesandt, damit sie zum nächsten Vollmond ins Tal von Grijang kämen, um ihre Waffen im magischen Feuer zu härten.
Der nächste Vollmond war nicht mehr fern.
Morgen, dachte er, morgen werde ich vom Berg der Götter steigen und jenes Werk beginnen, welches zu tun einfach nötig ist.
Er saß da und sah sich in seinem Gemach um. Er sah die schönen, vor undenklich langer Zeit geschaffenen Gemälde, er sah die feinen Verzierungen an den Tür- und Fensterrahmen. Und er sah die kunstvollen Ornamente...
Könnte es sein, dass ich dies alles liebgewonnen habe?, fragte er sich. Es wäre absurd!
Es war absurd.
Und doch... Wenn er daran dachte, dass all dieses in Kürze durch ihn zerstört werden würde...
Es schauderte ihm bei diesem Gedanken unwillkürlich etwas.
Eines der Bilder an der Wand stellte ein Meer im Sturm dar. Seine Farben waren düster und irgendwo war schemenhaft ein Schiff zu erkennen. Mergun gefiel dieses Bild. Ein Gott namens Mwrhoshk hatte es vor vielen Äonen gemalt. Jetzt gab es Mwrhoshk schon lange nicht mehr. Er war vergangen, dahingeschwunden, weil die Menschen ihn vergaßen.
Nein, die Götter haben nicht nur Schlechtes und Verderbtes erschaffen, überlegte Mergun.
Aber dennoch musste die Revolution sein. Sie war notwendig, wenn die Sterblichen in Freiheit leben wollten.
Ein seltsames Gefühl beschlich den rebellierenden Gott.
War es Angst?
Vielleicht. Ja, er hatte Angst vor der Zukunft.
Was wird aus Lari werden?, fragte er sich und damit war er zu jener Frage gekommen, die ihn in letzter Zeit am meisten gequält hatte.
Wird es nicht zwangsläufig so sein, dass sie der Revolution zum Opfer fallen wird?, dachte Mergun.
Ein Gott, der überleben will, kann es sich in Zeiten der Revolution und des Aufruhrs nicht leisten, nicht auf der Seite der Revolutionäre zu stehen!
Lari lebte bereits länger hier in der Nebelburg als er. Und als sein Blick über die verschiedenen kunstvoll gestalteten Bilder
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