Elfen wie Diamant
tastete erneut nach den Fäden von Energie. Sie fand immer mehr, es waren Hunderte.
»Rakkes!«
»Wo?«, fragte Chayii und blieb stehen. Die Elfen um sie herum hörten ihren Schrei und hielten ebenfalls an. Kritton war sofort da und starrte sie an.
»Ich habe dich gewarnt, Miststück!«, stieà er hervor und hob den Schaft seiner Muskete, um sie damit zu schlagen.
Doch bevor er dazu kam, ertönte in der Ferne der kreischende Schrei eines Rakke. Ihm antwortete das Gebrüll von einem Dutzend weiterer Bestien. Die Schreie wurden lauter, und ihre Wut übertönte sogar den Sturm. Kritton lieà seine Muskete sinken.
»Zurück, zum Teufel! Wir müssen sofort in den Tunnel zurück, auf der Stelle!«
»Dafür ist es zu spät«, erklärte Hrem, der sich zwischen den Elf und Visyna stellte. »Hast du diese Bestie nicht gehört? Sie sind auch schon hinter uns. Unsere einzige Chance besteht jetzt darin, zum Fort zu kommen. Dort können uns die Rakkes nichts anhaben.«
Bei der Erwähnung des Forts fuhr Krittons Kopf herum, und er starrte zu dem felsigen Hügel hinauf. Visyna bemerkte,
dass die Elfen jetzt den Sturm beobachteten und keinerlei Aufmerksamkeit auf die anderen richteten.
Einer der Elfen sagte etwas auf Elfisch zu Kritton und deutete zum Fort, aber Kritton schüttelte den Kopf. »Der Plan sah vor, dass wir uns am Fuà des Weges treffen, der zum Haupttor führt. Der Zwerg Griz Jahrfel wird uns dort bereits erwarten.«
»Kritton, wenn Griz Jahrfel irgendwo hier in der Nähe ist, dann dürften er und der Rest seiner Diebesbande längst Rakkefutter sein«, meinte Hrem. »Hör auf deine Leute. Wir müssen zum Fort.«
Kritton hob seine Muskete, als wollte er schieÃen. »Du vergisst wohl, wer hier das Sagen hat! Wir werden nicht in dieses Fort gehen!«, schrie Kritton.
Mittlerweile hatten die Elfen ein kleines Viereck um sie gebildet und richteten ihre Blicke angestrengt nach auÃen. Das war genau die Chance, auf die Visyna gewartet hatte, aber da jetzt die Rakkes in der Nähe waren, wusste sie nicht genau, ob sie diese Chance auch ergreifen sollte. Sie glaubte von ganzem Herzen, dass Konowa in diesem Fort war, und sie wollte nichts mehr, als dass er mit seinem Regiment herbeistürmte und sie rettete. Aber sie wusste bereits, dass das unmöglich war. Eine Regiment kann sich nicht so schnell bewegen, und es wäre Selbstmord, die Männer aus der Sicherheit des Forts herauszulocken.
Sie traf ihre Entscheidung.
Während Hrem und Kritton weiter stritten, ging sie einen Schritt zur Seite, bis sie bei Zwitty, Scolly und Inkermon stand. Sie drehte sich zu ihnen herum, als wenn sie ihnen helfen wollte.
»Sag mir, wenn Kritton hierherkommt«, sagte sie.
»Was haben Sie vor?«, fragte Zwitty. Sein hinterhältiges Gesicht war eine Maske des Argwohns.
»Ich rette euch das Leben«, erwiderte sie.
Visyna ignorierte die Fäden des Lebens um sie herum und konzentrierte sich stattdessen auf das Wetter. Sie schloss die Augen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Himmel, suchte eine einzelne Schneeflocken aus, die mehrere hundert Meter über ihr in der Luft schwebte. Sie benutzte dieser Flocke als ihren Fokus und begann weitere Flocken anzuziehen. Sie hoffte einen Ministurm zu erzeugen, der Kritton und die Elfen lange genug blenden würde, um ihre Flucht zu decken.
Doch statt sich zu einem wogenden Haufen von Schneeflocken zu ballen, schmolzen die Flocken und froren zusammen, bildeten einen wirbelnden Eisblock. Visyna verzog das Gesicht, als sie das Brennen der Magie der Schattenherrscherin in dem Sturm fühlte. Der Schmerz beeinträchtigte ihre Fingerfertigkeit. Je mehr sie wob, desto gröÃer wurde der Eisblock. Er war jetzt bereits so groà wie ein Mensch und wuchs rasend schnell, während er stürzte. Dann dämmerte ihr, was für einen Horror sie da in Gang gesetzt hatte. Das würde kein blendender Sturm werden, sondern es war ein gigantischer Brocken aus solidem, metallischem Eis.
Sie sah Krittons Lebenskraft ganz klar in dem Sturm. Sie war eingebunden in den Schwur der Schattenherrscherin und pulsierte von einer schwarzen Energie. Es machte ihr Kummer, dass sie der von Konowa so ähnlich war, aber sie wusste, dass Kritton sich, anders als Konowa, niemals ändern würde. Krittons Energie wurde von mehr befleckt als nur von dem Schwur. Seine Wut und seine Rachsucht
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