Elfen wie Diamant
durch den Baum strömte, und zog Trost daraus. Ihr Ryk Faurre würde leben. Der frühe Frost würde ihn nicht töten können. Sie sah die Geburtswiese, auf der weiÃer Frost funkelte, und spürte die Qualen, als der winzige Schössling vor Entsetzen und Schmerz kreischte, während der Frost ihn verbrannte. Sie drehte sich herum, um die Elfen der Langen Wacht zu bitten, ihn zu retten, aber es war keiner da.
Die Schattenherrscherin setzte sich auf und schrie, während sie Ihren Geist ausstreckte, um den winzigen Schössling zu beruhigen. Ihre Hände ruhten auf dem verseuchten
Stamm des Baumes. Er war krank. Es war ein Gedanke, den sie zwar kannte, aber nicht akzeptieren wollte. Dieser Widerspruch machte sie wütend, und sie sah sich um, wo sie ihrer Wut Luft machen konnte.
Saft rann in stetem Tröpfeln an der Seite der Silbernen Wolfseiche herab und sammelte sich in einer Pfütze neben den FüÃen der Schattenherrscherin. Sie starrte auf die schimmernde Oberfläche und fühlte die Macht, die aus dem Baum strömte. Sie versuchte, ihre Kinder zu finden, wie sie es schon zuvor getan hatte, aber die Oberfläche des Lebenssaftes wollte nicht ruhig werden. Der Berg bebte, und Felsen barsten, als die Sarka Har ihre Wurzeln tiefer in das Gestein gruben, auf der Suche nach Nahrung.
Ihre Wut wuchs, und sie konzentrierte all ihre Gedanken auf die Pfütze, wollte sie zwingen zu kooperieren. SchlieÃlich tauchte ein Bild auf, aber es zeigte keine Elfen, sondern eine Stadt mit Menschen. Celwyn. Sie war selbst nie dort gewesen, kannte jedoch die Stadt aus dem Geist ihrer Emissäre. Ein lautes Knacken über ihrem Kopf veranlasste sie, hochzublicken. Ein schwerer Ast der Silbernen Wolfseiche splitterte und stürzte zu Boden, wo er in tausend Stücke zerbarst. Der Lebenssaft spritzte über sie, und sie roch das Aroma des Todes.
Sie nutzte ihren Ãrger, zog Kraft aus der Macht in den Tiefen, drängte die Wurzeln, noch tiefer zu graben. Der Berg erbebte, und etliche Sarka Har stürzten in die Abgründe, die sich unter ihren Stämmen auftraten. Trotzdem tastete die Schattenherrscherin unerschrocken nach der schimmernden Vision von Celwyn.
GroÃe, üppige Bäume säumten gepflasterte StraÃen. Riesige Parks mit ausgedehnten Wiesen summten von Leben. Wohin sie auch blickte, schien das Land sie mit seiner fruchtbaren Energie zu verspotten. Sie sah das Spiegelbild ihres
Ryk Faurre in dem Becken aus Lebenssaft, und bei diesem unübersehbaren, schrecklichen Gegensatz stieà sie ein gedehntes Zischen aus.
Sie spürte, wie seine Zweige sich sanft auf ihre Schultern legten. Zweige glitten ihre Arme hinab und umschlangen sanft ihre Handgelenke. Sie tauchte beide Hände bis zu den Ellbogen in den Lebenssaft. Die Kälte schockierte sie, aber sie klärte auch ihren Verstand. Sie spürte die Natürliche Ordnung und begann an dem unterirdischen Netz aus Wurzeln zu ziehen, lenkte sie in eine neue Richtung. Dann zog sie ihre Hände zurück und sah zu. Die Zweige glitten wieder ihre Arme hinauf und verschwanden.
Sie saà da, ohne auf das Verstreichen der Zeit oder die wachsende Kälte zu achten. Frost funkelte auf ihrem Umhang und in ihrem Haar, machte es grau und spröde. Das Bild von Celwyn schimmerte und veränderte sich. Sie blinzelte. Dunkelheit brach in der ganzen Stadt aus der Erde hervor, als ihre Sarka Har versuchten, dieses neue Land zu erobern. sie lächelte und lehnte sich an ihren Ryk Faurre zurück, als die Schreie der Bevölkerung in ihrem Geist widerhallten.
Die Schattenherrscherin schloss die Augen. Bald, schon bald würden ihre Kinder nirgendwohin mehr flüchten können. Schon bald mussten sie nach Hause kommen. Sie mussten zu ihr heimkehren.
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Visyna stolperte erneut, und diesmal würde sie den Sturm um sie herum nicht mehr kontrollieren können, das wusste sie. Die brennenden Fäden glitten ihr immer schneller durch die Finger. Ihre Fingerspitzen brannten, und sie unterdrückte einen Schrei, während sie so gut wie möglich versuchte, den kleinen Teil des Sturms zu formen, den sie noch zu beherrschte vermochte.
»Ich verliere die Macht darüber«, sagte sie, obwohl sie
wusste, dass ihre Warnung überflüssig war, weil die Mauer aus wirbelndem Schnee, welche die Gruppe bis jetzt beschützt hatte, sich auflöste und in dem gröÃeren Sturm um sie herum verschwand.
Kalte Luft
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