Elfen wie Diamant
fauchte in die Blase, und die Kälte drang ihr bis auf die Knochen. Der Schmerz in ihren Fingern fühlte sich an, als würden sich Nadeln hineinbohren. Sie klemmte sich die Hände unter ihre Achseln und wagte es, sich umzusehen. Rakkes tauchten von allen Seiten aus dem Schnee auf.
»Bleibt dicht zusammen. Trennt euch nicht von der Gruppe und versucht nicht wegzulaufen!«, schrie Hrem, der sich links neben ihr aufbaute. »Wir sind als Gruppe stärker, und das wissen sie!«
Drei Dutzend Rakkes fingen an, sich mit den Fäusten auf die Brust zu trommeln, und wühlten den Schnee auf, als sie sich in Wut brachten. Das Fell auf Jirs Rücken richtete sich auf, und er fletschte die Lippen, als er seine ReiÃzähne zeigte. Bei dem Knurren, das tief aus seiner Kehle drang, überlief es Visyna kalt. Hätte der Bengar es nur mit ein paar Rakkes zu tun gehabt, hätte sie ihm eine sehr groÃe Chance eingeräumt, sie zu besiegen. Aber da drauÃen waren viel zu viele. Er konnte sie nicht alle töten und würde bei dem Versuch sterben.
Visyna zog ihre Hände unter den Armen hervor und versuchte ein paar Fäden aus dem Sturm zu ziehen; sie hoffte gegen alle Wahrscheinlichkeit, dass sie noch etwas aus diesem Chaos weben konnte. Aber ihre Bemühungen waren vergeblich. Sie sank auf die Knie, als ihre Energie verbraucht war.
Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und blickte zu Chayii hoch. Die Elfe lächelte sie an. »Ich wäre stolz gewesen, dich meine Schwiegertochter nennen zu dürfen«, sagte die ältere Elfe, streckte die Hand aus, packte Visyna sanft am Ellbogen und half ihr hoch.
»Dazu hätte er mich aber erst mal fragen müssen«, erwiderte sie und wischte sich eine Träne aus den Augen.
»Das hätte er getan«, antwortete Chayii.
Die Rakkes heulten und kamen näher, obwohl keines von ihnen wagte, die letzten zehn Meter zu überwinden.
»Lass das Vieh los!«, zischte Zwitty. Er stand so, dass Hrem seine linke Seite deckte und Scolly die andere. »Er will sie doch sowieso angreifen. Das ist jetzt der ideale Zeitpunkt.«
»Es sind zu viele Rakkes«, erwiderte Visyna und sah Chayii hilfesuchend an.
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann ihn nicht länger halten, Kind ⦠Seine Wut wächst und wird zu stark. Er will jagen, und was geschehen soll, wird geschehen.« Sie beugte sich hinunter und flüsterte dem Bengar etwas ins Ohr, während sie ihm über die Mähne strich. Jirs Knurren wurde zu einem tiefen, grollenden Schnurren. Einen Augenblick lang hoffte Visyna, dass er bei ihnen bleiben würde, doch dann stand Chayii auf und lieà den Bengar los.
Jir schüttelte den Kopf, hob die linke Pfote und rieb sie seitlich an seinem Kopf. Dann streckte er die Beine aus, reckte sich und bog den Rücken, als wäre er gerade aus dem Schlaf erwacht. Vielleicht war er das ja auch, nachdem Chayii ihre Kontrolle über ihn aufgegeben hatte. Er hob die Schnauze, witterte, und sein Schnurren wurde lauter.
»Ist er verrückt geworden?«, erkundigte sich Zwitty. »Ãberall sind Rakkes, und er tut so, als würde er sie nicht einmal sehen.«
»Er sieht sie und riecht sie. Er weià sehr genau, dass sie da sind«, erwiderte Chayii und lehnte sich gegen Visyna. Die alte Elfe war noch erschöpfter als sie selbst. Wenn der Wind noch stärker wurde, würde er sie einfach umwerfen.
Ein Rakke wagte sich mutig ein paar Schritte vor, warf den Kopf in den Nacken und heulte gen Himmel. Jir drehte den
Kopf herum und machte sich daran, das Fell an seiner verletzten Schulter zu lecken.
»Ich kann nicht glauben, dass ich mit Zwitty einer Meinung bin, aber warum greift Jir sie nicht an?«, erkundigte sich Hrem.
»Elfen haben eine groÃe Affinität zur Natur und all ihren Kreaturen«, erwiderte Chayii, der das Sprechen sichtlich Mühe machte. »Obwohl ich annehme, dass mein Sohn nicht das beste Beispiel dafür ist. Jedenfalls ist das die Ursache, warum wir ein Band mit den Wolfseichen knüpften. Bedauerlicherweise ist das ebenfalls der Grund dafür, warum wir es jetzt mit dem Bösen der Schattenherrscherin zu tun haben. Konowa jedoch hat sich mit dieser Kreatur verbunden. Da ihre Geister sehr ähnlich sind, hat sein Einfluss auf dieses Wesen seine Persönlichkeit nicht grundlegend geändert; Jir ist und bleibt ein Jäger.«
Visyna verstand sofort. »Aber du
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