Elfen wie Diamant
für einen Moment und zeigte den jungen Burschen, den Konowa kennengelernt hatte. Ihre Blicke begegneten sich. Alwyn lächelte und salutierte. Die anderen Schatten folgten seinem Beispiel. Lorian. Meri. Seine Männer. Seine Brüder.
Konowa bemühte sich, aufrecht zu stehen, und erwiderte ihren GruÃ, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Aber es war nicht der GruÃ, der ihn weinen lieÃ. Sondern es war ihr Lächeln.
Der Schwur war gebrochen.
»Danke«, sagte Alwyn und war verschwunden.
Konowa blinzelte. Er war alleine auf dem Berggipfel. Das Feuer loderte immer noch. Er sprang von dem Felsen herunter, rutschte taumelnd herab, bis er die eisigen Flammen nicht mehr fühlte. In einer Mulde zwischen zwei Felsen kam er zur Ruhe. Unter ihm schüttelte sich der Berg. Felsen zersplitterten und brachen, als Abgründe, die zu weit und zu tief gegraben worden waren, in sich zusammenfielen. Trümmer stürzten an ihm vorbei. Er musste grinsen, als er über die Ironie nachdachte, dass er diese Begegnung auf dem Berggipfel zwar überlebt hatte, dann aber möglicherweise von einem Stein getötet wurde, der ihm auf den Kopf fiel.
Er wartete auf den tödlichen Schlag, aber er kam nicht. Der Berg hörte auf zu beben. Konowa erhob sich und presste die Faust an seine Brust. Als er die Hand wegnahm und hinsah, bemerkte er, dass der schwarze Fleck auf seiner Brust über seinem Herzen zwar noch da war, aber er spürte bereits
die Wärme, die seinen Körper durchströmte. Er riss an der schwarzen Eichel, die auf seiner Brust klebte, und diesmal löste sie sich. Als er sie in der Hand hielt, spürte er, wie die Kälte daraus wich. Er dachte darüber nach, was sein Vater gesagt hatte, nämlich dass der Kontakt mit ihm die Eichel verändert haben könnte.
Er holte zögernd tief Luft und wartete darauf, dass ein schmerzhafter Stich ihm das Bewusstsein nahm, aber bis auf die Tatsache, dass ihm jeder Muskel und jeder Knochen im Körper wehtaten, woran er sich bereits gewöhnt hatte, fühlte er sich verdammt gut.
Er blickte hoch. Die schwarzen Flammen waren erloschen. Er sah sich um. Nirgendwo war etwas von den Sarka Har zu sehen. Er ballte die Fäuste. Nichts. Kein Frostfeuer.
Langsam stieg er zum Gipfel hinauf. Dichte, schwarze Aschewolken schwebten in der Luft und überzogen alles. Nichts war übrig geblieben, was bewiesen hätte, dass die Schattenherrscherin und ihr Hoher Forst jemals existiert hatten. Der Fels, auf dem die Silberne Wolfseiche gewachsen war, war vom Frostfeuer vollkommen gesäubert worden. Konowa schlurfte mit seinen Stiefeln durch die schwarze Asche, bis er ein vertrautes Klirren hörte. Er bückte sich und hob seinen Säbel auf. Er wog ihn in seinen Händen und hieb damit einige Male durch die Luft. Dann wirbelte er herum, weil er erwartete, dass etwas oder jemand hinter ihm stand, aber er war allein.
Konowa schob den Säbel in die Scheide. Es gab nicht einmal ein Echo. Er hätte gern etwas mehr gefühlt, aber nach all der Zeit war das einzige, alles überlagernde Gefühl, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben vorstellen konnte, glücklich zu sein.
Es war ein Angst einflöÃender Gedanke. Er erschauerte und kam zu dem Schluss, dass es Zeit wurde zurückzukehren.
Er warf einen letzten Blick um sich und wollte gerade den Berg hinabgehen, hielt dann jedoch inne.
Er öffnete die Hand und blickte auf die Eichel. Konnte sein Vater recht haben? War dies eine Chance, die Dinge möglicherweise zu verändern? Vielleicht konnte er nach alldem doch einen Weg finden, um sich mit der Natur zu verbinden. Sanft kniete er sich hin und legte die Eichel auf den Boden. Er richtete sich auf und betrachtete sie. Ein hauchzarter Wind wehte über die Lichtung und zerzauste sein Haar, das ihm ins Gesicht fiel. Er starrte die Eichel lange an und wartete. Dann hob er den Stiefel und rammte mit aller Kraft seinen Absatz darauf. Die Eichel zerbrach in mehrere Stücke. Er hob seinen Stiefel und trat immer wieder zu, bis nichts mehr von ihr übrig war.
»Verdammte Bäume!«, murmelte er, drehte sich um und ging den Berg hinab, ohne noch einmal zurückzublicken.
»Die Szenen, wo ich geschrien habe, lasse ich einfach aus«, sagte er zu sich, als er begann, sich seine Geschichte so zurechtzulegen, wie er sie den anderen schildern würde. Und den Rest, sagte er sich, erzähle ich mehr
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