Elfen wie Diamant
verstummten.
Konowa sprang über Jir hinweg und lief weiter. Jetzt war er dran.
Er war sich nicht sicher, wie viele Rakkes, Dunkelelfen und andere Kreaturen seinen Weg kreuzten. Er schlug und stach, während er rannte, ignorierte die Pfeile, die an seinem Kopf vorbeizischten, und die Klauen, die versuchten, ihm das Gesicht zu zerfetzten. Das Frostfeuer zuckte wie Blitze von seinem Körper und traf Kreaturen, die fünf und zehn Meter von ihm entfernt waren. Schon bald brauchte er seinen Säbel gar nicht mehr zu schwingen. Als die Sonne hinter den Berggipfeln verschwand und die Dunkelheit sich herabsenkte, folgte er dem Weg im Licht seiner eigenen schwarzen Flamme.
Er war bereits weit in das dornige Dickicht ihres Forsts auf
dem Gipfel des Berges vorgedrungen, als er es bemerkte. Er hatte eine wütende Gegenwehr erwartet, aber die Sarka Har, die hier standen, vermochten nur in irrsinniger Verzweiflung um sich zu schlagen. Er schob sich einfach an ihnen vorbei und zerstörte die Blutbäume mit mächtigen Schlägen seines Säbels. Statt sich jedoch ermutigt zu fühlen, wurde er zunehmend vorsichtiger. Es war ein Trick, das war die einzige Erklärung. Die Schattenherrscherin war zu mächtig. Ihr Forst und ihre Kreaturen konnten nicht einfach sterben, denn wenn sie starben ⦠hatte Rallie vielleicht recht.
Er blieb stehen und atmete tief die kalte Luft ein. Dabei beobachtete er, wie sein Atem vor ihm eine Wolke bildete. Es spielt keine Rolle! Du bist hergekommen, um dem ein Ende zu setzen. Also beende es!
Konowa packte den Griff seines Säbels so fest, dass schwarze Flammen meterweit von der Spitze der Waffe loderten. Er schlug sich durch den letzten Ring von Bäumen und trat auf die felsige Lichtung, wo die Schattenherrscherin neben ihrer Silbernen Wolfseiche kniete.
Die hier herrschende Macht vergiftete die Luft. Die Eichel an seiner Brust flammte auf und trieb Nadeln von Kälte tief in sein Herz. Er hustete und atmete die Mischung aus kalter, giftiger Magie ein, welche die Felsen ringsum durchdrungen hatte. Der Boden unter seinen FüÃen stöhnte. Riesige Spalte durchzogen kreuz und quer die Lichtung, aus deren Abgründen Stöhnen und Schreie empordrangen. Konowa bewegte sich sehr vorsichtig um sie herum und hielt sich von den Rändern fern. Er konnte die Spuren von Klauen erkennen, wo Rakkes und andere Kreaturen aus diesen Spalten herausgeklettert waren.
Die Schattenherrscherin drehte sich zu ihm herum, als er näher kam, und wie in seinem Traum blickte eine kleine, verängstigte ältliche Elfe zu ihm hoch.
»Mein Kind«, sagte sie und streckte ihre Hände nach ihm aus. Ihre Stimme klang rau in seinen Ohren; sie war hoch und zittrig, weit entfernt von der gebieterischen Stimme, die er so oft in seinen Träumen gehört hatte.
Konowa blieb stehen und sah sich um. Selbst hier sahen die Sarka Har krank aus. Er betrachtete die Silberne Wolfseiche und empfand Ekel bei ihrem Anblick. Was ein groÃer, majestätischer Baum hätte sein sollen, war nicht mehr als eine knorrige, verdrehte Masse aus Zweigen, bei denen sich die Rinde abschälte. Die metallischen Blätter waren entweder verwelkt oder bereits abgefallen, und schwarzer Eiter sickerte aus Hunderten Rissen in ihrem Holz. Sie lag im Sterben.
Er wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnte, ebenso wenig, wie die Silberne Wolfseiche es vermochte. Er brauchte nur noch die letzten Meter zu überwinden und zuzuschlagen. Aber noch brachte er es nicht über sich. Noch nicht.
»Warum?«, erkundigte er sich und deutete mit seinem Säbel über die Lichtung. »Warum? Warum hast du das getan?« Er hätte am liebsten gelacht ⦠oder geweint. »Warum musste überhaupt irgendetwas von all dem hier geschehen?«
Die Schattenherrscherin begann zu plappern. Konowa wartete, weil er mit einer Falle rechnete. Tränen liefen der alten Elfe über das Gesicht, als sie sanft versuchte, die abgefallenen Zweige und die Borke der sterbenden Silbernen Wolfseiche wieder zusammenzusetzen.
»Sie hat keine Antworten«, sagte Rallie und trat auf die Lichtung. »Die hat sie noch nie gehabt. Sie hat ihren Verstand schon vor langer Zeit verloren.«
Konowa wirbelte herum. Die Eichel an seinem Herzen brannte vor Kälte. »Rallie, Sie?« Seine Welt schien sich unter ihm zu drehen. Nein, sie konnte es nicht sein!
»All die lange Zeit, und Sie haben wirklich geglaubt, sie
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