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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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der Zwerg ihn auffordern, sich aus seiner Betäubung zu befreien und seinen Hintern in Bewegung zu setzen. Dieser Gedanke zauberte fast ein Lächeln auf sein Gesicht. Er riss sich zusammen und konzentrierte sich auf das Menschliche, das sich noch in ihm befand. Soldat Alwyn Renwar vom Calahrischen Imperialen Regiment der Stählernen Elfen schulterte seine Muskete und begann, ohne auf weitere Befehle zu warten oder sich auch nur umzusehen, nach Westen zu marschieren.
    Â 
    Von einem hohen Felsbrocken aus beobachteten zwei milchig weiße Augen die Prozession menschlichen Fleisches, das hinter einer humpelnden Gestalt hermarschierte.
    Selbst aus dieser Entfernung konnte das Rakke ihr Mal auf der Gestalt wittern, welche die Menschen anführte. Es war ein ganz ähnliches, wenn auch nicht identisches Zeichen wie das, welches ihr Emissär trug, und es war weit stärker als die Aura, die in der Luft um die Kolonne der Männer waberte.
    Jeder Instinkt der Kreatur loderte förmlich auf, drängte das Rakke, hinunterzurennen und seine Klauen in dieses feuchte Fleisch zu schlagen, zu fressen, bis sein Bauch voll war. Sabber schimmerte auf seinen Reißzähnen, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als es den schnellsten Weg den Fels hinab suchte, einen Weg, auf dem es nicht abstürzte und
zu Tode kam. Der Weg war schwierig, aber nicht unmöglich. Es ignorierte den Schnee, der jetzt auf seine Hacken rieselte, und zitterte, nicht vor Kälte, sondern vor Gier.
    Das Rakke beugte sich vor, bis es fast über den Rand des Felsens kippte. Seine Muskeln pochten vor Anspannung, als es die Nüstern blähte, tief die eisige Luft einsog und seine Lungen füllte, um anzugreifen. Es nahm die Witterung des Fleisches dort unten wahr und hätte beinahe vor Freude geheult. Die Kolonne von Menschen und Tieren wirkte wie eine Kette mit Widerhaken, die sich tief in sein Fleisch grub und es unaufhaltsam anzog. Es beugte sich ein bisschen weiter vor, spürte, wie sein Körper nach vorne sank. Es hätte ihm erlaubt, weiter zu fallen, weil es wusste, dass es dann gezwungen gewesen wäre, zu springen und den Sturmlauf zu beginnen, aber ein Hauch Vorsicht drang durch den roten Nebel lüsternen Hungers und dämpfte seine Fressgier. Es riss sich zusammen, lehnte sich zurück und klackte vor Enttäuschung mit den Kiefern. Zögernd betrachtete es die Kolonne etwas sorgfältiger. Das Rakke konnte zwar nur die Lebenden sehen, aber der Schneesturm verhüllte sie immer wieder und verlieh der Kolonne in der Nacht ein gespenstisches Aussehen. Das Rakke wusste, dass es sich vor den Schatten hüten musste. Und es war schwer zu erkennen, ob sie da waren oder nicht. Deshalb rückte es langsam vom Rand des Felsens zurück.
    Es schlich zwischen die Felsen, drehte den Kopf und knurrte vor Wut in Richtung des glühenden blauen Baumes, der jetzt die Gegend beherrschte. Alles an diesem Baum war falsch. Statt einen feuchten, dunklen Platz zu bieten, wo es sich hätte verstecken können wie in ihrem Forst, strahlte dieser Baum überallhin Licht aus. Dem Rakke kam es sogar so vor, als würde dieses Licht sich einen Weg in seinen Schädel bahnen und es langsam töten. Es wusste trotz seiner Primitivität,
dass der Baum versuchte, es wieder in das Nichts zurückzuschicken, aus dem die Schattenherrscherin es gerettet hatte. Das Rakke sehnte sich danach, dass ihre Macht hierher zurückkehrte und das Land von diesem neuen, schrecklichen Licht säuberte. Die Verzweiflung des Rakke, von dem Baum wegzukommen, wuchs, aber es würde warten und zusehen, bis der Feind verschwunden war. Erst dann würde es seinen Beobachtungsposten verlassen und ihren Dunkelelfen Bericht erstatten.
    Es knirschte mit den Zähnen und schlug mit seinen Klauen auf die Felsen, blieb jedoch dort. Es würde die Qualen des blauen Lichtes weiter ertragen und hungern. Schon bald jedoch würde es wieder jagen können, und dann würde seine Beute wahre Qualen erleben, bevor sie starb.
    Das Rakke war so von seiner Wut eingenommen, dass es den Schatten nicht bemerkte, der plötzlich hinter ihm auftauchte. Ein leises, gurgelndes Geräusch wie vom Wasser einer Gebirgsquelle wurde vom Wind verweht, bevor es die Ohren des Rakke erreichte, und nahm ihm so eine letzte Möglichkeit zur Flucht. Ein einzelner Funke von dunklem Grün glühte auf in einer wogenden Masse schimmernder Kügelchen tief in den

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