Elfen wie Diamant
kleinsten Trost, den sie finden konnten, und wenn ein Feind in diesem Schneetreiben die Glut der Zigaretten erkennen konnte, war er ohnehin schon nahe genug, um die ganze Kolonne zu sehen.
Er konnte nur einen Bereich erkennen, wo kein orangefarbenes Licht glühte, und begriff, dass dort Renwar marschieren musste. Er kniff die Augen zusammen und sah dann den humpelnden Soldaten. Er ging etwa zehn Meter vor der Kolonne, allein, und doch nicht allein.
Denn wenn Renwar die Vorhut bildete, bedeutete das, dass die Finsteren Verstorbenen ebenfalls bei ihm waren. Der Gedanke tröstete Konowa weit weniger als noch am Tag zuvor. Und zwar nicht, weil er eifersüchtig war, jedenfalls sagte er sich das, sondern aus Sorge, wem Renwars Loyalität tatsächlich gehörte. Die Ãbereinkunft zwischen Konowa und Renwar war im besten Fall brüchig, und Konowa wusste genau, dass sie nicht lange halten würde. Der Soldat war jetzt auf eine weit tiefere Art und Weise an sie gebunden als selbst Konowa, und das Ganze konnte nur ein sehr düsteres Ende finden. Den ersten Vizekönig zu töten, war eine ganz klare und notwendige Pflicht gewesen. Das geringe Bedauern, das er deswegen empfand, konzentrierte sich ausschlieÃlich auf die schrecklich ungerechte Verbannung und die Schande, die seine Tat auf die ursprünglichen Stählernen Elfen hatte herunterprasseln lassen. Wenn er jetzt den Soldaten Renwar tötete, wäre das eine vollkommen andere Geschichte ⦠und doch wusste er, dass dieser Moment schon sehr bald kommen würde.
Konowas Stiefel drangen durch die wachsende Schneeschicht
und knirschten in dem gefrorenen Sand darunter, was ihn einen Augenblick aus dem Gleichgewicht brachte. Als er sich wieder gesammelt hatte, zog er den Mantel von Pimmer ein bisschen fester um seine Schultern und stemmte sich gegen den Wind. Das Tuch vermochte überraschend gut, die eisige Luft abzuwehren, und war doch nicht übermäÃig schwer. Konowa staunte immer noch, wie wenig er im Austausch für dieses Kleidungsstück hatte geben müssen. Der Vizekönig hatte ihn einfach nur gebeten, mit ihm zu dinieren, sobald sie die kleine Festung auf Suhundams Hügel erreicht hatten. Konowa hatte sofort zugestimmt, obwohl das eigentlich kein echter Handel war. Trotzdem, Pimmers strahlendes Lächeln und seine Ausbildung im Diplomatischen Corps, wo Verhandeln ebenso natürlich war wie Atmen, lieÃen Konowa argwöhnen, ob hinter diesem Geschäft vielleicht mehr steckte, als ihm klar war.
Eine weitere Schneeböe riss Konowas Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zurück. Es schneite immer stärker, sodass Konowa die meiste Zeit das Gefühl hatte, allein zu marschieren. Er genoss den Frieden und die Ruhe, die ihm das bot, aber als stellvertretender Kommandeur wusste er, dass er diesen Luxus nicht allzu lange genieÃen durfte. Jemand musste die Männer führen, und der Prinz war immer noch nicht dazu in der Lage. Konowa schlug gereizt auf den Knauf seines Säbels, blieb stehen und wandte sich zurück, um die Kolonne der Männer zu betrachten.
Er konnte gerade noch die Umrisse des Vizekönigs und des Prinzen auf ihren Kamelen erkennen. Konowa hatte man ebenfalls eines dieser Tiere angeboten, aber der Prinz hatte nicht darauf bestanden, dass er das Angebot annahm, und Konowa hatte nur zu gerne zugelassen, das Kamel als Packtier zu verwenden. Es war zwar wie in einer eisigen Hölle, durch diesen Schnee zu marschieren, aber es war ihm immer
noch lieber, als auf einem dieser stinkenden Monster reiten zu müssen.
Konowa zog die Schultern gegen den Wind hoch, während die Kolonne der Soldaten an ihm vorbeimarschierte. Sie boten keinen sonderlich fröhlichen Anblick. Soldaten und Tiere gingen langsam, schlurfend und hatten die Köpfe tief gesenkt, um sich vor den Elementen zu schützen. Niemand sang, niemand lachte, und kaum jemand unterhielt sich auch nur. Nur sehr wenige Soldaten bemerkten Konowa, als sie an ihm vorübermarschierten, und noch weniger machten sich die Mühe, ihn zu grüÃen oder auch nur halbherzig zu winken. Dann dämmerte Konowa, dass er in seinem Hasshugeb-Umhang im Dunkeln vermutlich genauso aussah wie jeder beliebige andere Stählerne Elf des Regiments. Jedenfalls hoffte er, dass dies die Erklärung war, und zog es vor, nicht über weniger liebenswerte Möglichkeiten nachzudenken.
SchlieÃlich trotteten die Kamele mit dem Prinzen und
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