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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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Der Blitz schlug in einen der schwarzen Bäume und beleuchtete diesen grotesken Wald einen Moment in aller Deutlichkeit. Grelle blaue Flammen loderten auf und erloschen sofort wieder. Der Baum war nur noch ein Haufen Asche. Äste und Zweige der Bäume ringsum knarrten und ächzten, als sie begannen, die Lücke zu füllen.
    Â»Ich habe das Gefühl, dass mir die Dinge entgleiten«, sagte Konowa zu Rallie, drehte sich von den Bäumen weg und starrte auf die Reste der Festung. Ihre Mauern waren an etlichen Stellen zerschmettert, die Lehmkonstruktion löste sich in dem Regen immer mehr auf. Zwei kleine Fünfpfünder lagen neben ihren Lafetten auf dem Boden; ihren Namen verdankten sie dem Gewicht der Ladung, die sie verschießen konnten. Einige Soldaten waren bereits dabei, sie zu reparieren. Man hatte auch eine kurze, massige Zehn-Zentimeter-Haubitze gefunden, die angeblich bereits feuerbereit war. Glücklicherweise waren die Kanonen nicht von Bäumen durchbohrt worden, und in der Waffenkammer der Festung befanden sich immer noch einige Fässer trockenes Schießpulver sowie beinahe eintausend Kugeln. Die übliche Taktik sah vor, dass man die Kanonen des Feindes zerstörte, zumindest aber die Pulverfässer zertrümmerte und das Pulver durchnässte. Nichts davon war hier geschehen.
    Eine dicke Rauchwolke quoll aus Rallies Mund und wurde von dem Regen sofort vertrieben. »Dann sollten Sie die Dinge nicht zu sehr festhalten, sonst verlieren Sie Ihren Griff noch
schneller.« Sie sah ihn von der Seite an. »Die Kundschafter sind unterwegs, Wachen sind aufgestellt, der Prinz und ich sind durch die Festung gelaufen und haben vergeblich versucht, den Stern herbeizurufen. Die Festung selbst ist so gut gesichert, wie es möglich ist. Ich schlage vor, Sie nutzen die Gelegenheit und schlafen ein wenig. Am nächsten Morgen sieht immer alles besser aus.«
    Konowa musste unwillkürlich lächeln. »Schlafen. Ich habe davon gehört. Vielleicht später. Vorher sollte ich noch die Wachen kontrollieren. Die Männer sind im Moment sehr nervös.« Hinter dem Baumgürtel bemerkte er das Blinken von stählernen Bajonetten einer Patrouille. Der Regimentssergeant hatte den Männern befohlen, einen Abstand von fünfzig Metern zu den Bäumen einzuhalten, aber das Unbehagen der Männer, so nah an den Bäumen entlangzugehen, brachte sie dazu, ihren Kreis immer weiter auszudehnen. Schließlich brüllte ein Sergeant die Soldaten an, gefälligst den richtigen Abstand zu halten. Arkhorn wäre vermutlich zu den Bäumen gegangen und hätte seine Initialen hineingeritzt.
    Â»Der Zwerg kann immer noch auftauchen«, meinte Rallie. Mittlerweile hatte Konowa sich daran gewöhnt, dass sie seine Gedanken lesen konnte. »Aber wenn Sie sich bis zur Erschöpfung verausgaben, hilft das niemandem. Falls sich etwas ergibt, wird Sie bestimmt jemand benachrichtigen. Außerdem dürfte kaum etwas unbemerkt an Jir vorbeikommen.« Sie bückte sich und streichelte das Fell des vollkommen durchnässten Bengar.
    Konowa zuckte zusammen. Er hatte Jirs Gegenwart nicht bemerkt. Er streckte die Hand aus, um Jir zu locken und ihn zu streicheln, aber der Bengar roch nur daran und wich nicht von Rallies Seite. »Er spürt, dass ich mich verändert habe«, sagte Konowa, zog seine Hand zurück und legte sie auf seine Brust.
Rallie spie aus, was in diesem Regen wahrhaftig keine große Rolle spielte. »Ach, Mist!«, sagte sie, baute sich vor Konowa auf und fuchtelte mit ihrer Zigarre vor seinem Gesicht herum, sodass er einen Schritt zurückweichen musste. »Sie sind vollkommen durchnässt, müde und schwimmen in Selbstmitleid. Ich will nicht in meinen Berichten schreiben müssen, dass der Stellvertretende Kommandeur der Stählernen Elfen ein Jammerlappen und zu weich ist, selbst kleine Widrigkeiten zu überwinden. Suchen Sie sich ein nettes trockenes Plätzchen, und schlafen Sie aus.«
    Â»Ist das ein Befehl?« Konowa leistete sich ein schwaches Lächeln. Rallie zog kräftig an ihrer Zigarre, deren brennendes Ende hellorange aufleuchtete, offenbar vollkommen unbeeindruckt von dem Regen.
    Â»Ein Befehl, der sehr bald von einem Tritt in den Hintern begleitet wird, wenn Sie ihn nicht befolgen. Und nehmen Sie dieses nasse Pelzknäuel mit.« Sie schob Jir mit ihrem Knie zu ihm hin.
    Konowa wollte losgehen, zögerte dann jedoch.

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