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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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»Haben Sie in letzter Zeit zufällig Visyna gesehen? Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich sollte mich bei ihr … entschuldigen.« Seit er sie getroffen hatte, hatte Konowa das Gefühl, dass er sie im Stich ließ. Und das setzte ihm immer mehr zu.
    Â»Entschuldigen? Nein. Sie tun das, was Sie für das Beste halten, und obwohl sie nicht mit Ihnen übereinstimmt, weiß sie, dass Sie es ehrlich meinen. Genau wie sie. Mein Rat lautet«, sie drehte sich um und blickte zum Fluss, »etwas zu schlafen. Nach ein paar Stunden Schlaf sieht man die Dinge klarer.«
    Â»Befehl ist Befehl«, erwiderte Konowa, salutierte zackig und senkte den Kopf. Kalter Regen lief ihm in den Kragen, sodass er seinen Kopf hastig wieder hob. »Komm mit, Jir. Suchen
wir uns ein Plätzchen, das etwas weniger nass ist.« Der Bengar sah zu Rallie hoch, die beiden den Rücken zugekehrt hatte und sie nachdrücklich ignorierte. Jir schien eine Weile nachzudenken und folgte Konowa dann lautlos. Die bernsteinfarbenen Augen des Bengar schimmerten im Dunkeln.
    Â»Na gut, es ist nicht viel, aber wenigstens hält es uns den Regen vom Hals«, erklärte Konowa eine Minute später und kroch unter einen zusammengebrochenen Karren. Das Prasseln des Regens auf dem Holz war zwar laut, aber immer noch besser, als dem Regen ungeschützt ausgesetzt zu sein. Er nahm seinen Tschako ab, schob seine Schwertscheide zur Seite und legte sich hin. Nach ein paar Sekunden ließ sich Jir neben ihn fallen und schob seinen Rücken gegen seinen. Konowa streckte die Hand aus, legte sie auf das Fell des Bengar und tätschelte ihn. »Ich bekomme fast Heimweh nach unserer kleinen Hütte am Strom«, sagte er. Doch schon seine letzten Worte klangen undeutlich, als er in den Schlaf sank.
    Ein Gefühl vollkommener Ruhe überkam ihn.
    Verdammter Mist!
    Diesmal war er in seinem Traum Wobbly, das heißt, er glaubte, er wäre der Pelikan. Im Unterschied zu der Klarheit des Traumes, in dem er sich für Martimis gehalten hatte, war dieser hier verschwommen, als hätte jemand ein Tuch über eine Laterne gelegt … oder als wäre der Pelikan betrunken.
    Er flog – falls man es fliegen nennen konnte, kreuz und quer durch einen mondhellen Himmel zu taumeln. Er empfand keinerlei Furcht, im Gegenteil, er war vollkommen zufrieden mit der Welt. Er war sogar so entspannt, dass er einzuschlafen drohte. Das Gefühl des Windes, der sanft und zärtlich über seine Federn strich, war wundervoll. Plötzlich wurde der Wind stärker und kälter. Er öffnete die Augen und sah, wie der Boden auf ihn zuschoss. Er quakte einmal erschreckt, flatterte
heftig mit den Flügeln und gewann langsam an Höhe, während er sich bemühte, den Kurs zu halten. Konowa warf sich im Schlaf unruhig hin und her. Sein Herz hämmerte wie wild. Es war verblüffend, dass der Pelikan so lange überlebt hatte.
    Er flog ruhig weiter, mehr oder weniger jedenfalls, und sah sich dann nach Dandy um. In der Ferne bemerkte er einen Schatten, parallel zu seinem eigenen Kurs, und empfand Erleichterung. Er öffnete seinen Schnabel und genoss die erfrischende Luft in seiner Kehle. Es war wundervoll.
    Ein Baum tauchte vor ihm auf, und er wich nach rechts aus. Die Zweige des Baumes schlugen nach ihm, als er an einem vorbeiflog, und versuchten ihn zu Boden zu reißen. Er kreischte und flog höher. Ein weiterer Baum tauchte aus dem Nichts vor ihm auf, und er wich auch ihm aus, nur um einen dritten Baum direkt vor sich zu sehen. Irgendwie war er in den Wald geraten und bemühte sich jetzt ängstlich, wieder herauszukommen. Verkrüppelte schwarze Zweige peitschten die Luft um ihn herum. Rasiermesserscharfe Blätter zischten an ihm vorbei, und Schreie voll wahnsinniger Wut hallten durch seinen Verstand. Vor sich sah er die silberne Wolfseiche, deren Blattwerk sich in alle Richtungen auszudehnen schien und ihm den Fluchtweg abschnitt. Er wusste, dass dort unten irgendwo die Schattenherrscherin wartete. Er schlug stärker mit den Flügeln und stieg empor, während er spürte, wie sich etwas Großes, Uraltes und Bösartiges näherte.
    Konowa wachte schreiend auf.
    Â 
    Die Luft war eiskalt, und der Vizekönig war nackt. Jeder Atemzug trieb die Tentakeln aus Eis tiefer in seine Lungen. Er lächelte und betete, dass die Luft noch kälter würde.
    Der Vizekönig stand vor dem Tisch. Er war nicht

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