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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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schrie der Vizekönig tatsächlich nach seiner Mutter. Sie war eine scharfzüngige Xanthippe gewesen, die Liebe durch eine Weidenrute ersetzt hatte, weil sie glaubte, dass ein Kind nur so stark werden konnte. Wäre sie noch am Leben gewesen und hätte ihren Sohn jetzt gesehen, wäre sie sicher verzweifelt, dass sie ihn nicht oft genug geschlagen hatte.
    Obwohl der Schmerz blieb, zwang er sich auf die Knie. Mit seinen verbrannten Armen stützte er sich auf den Rand des Tisches.
    Der Tisch wäre vollständig verbrannt, doch sein Opfer hatte ihn gerettet. Aber der Preis war hoch.
    Es kostete ihn ungeheure Mühe, sich aufzurappeln, und er zuckte zusammen, als er hörte, wie verbrannte Haut sich spannte und riss, als er seine Knie durchdrückte, um aufzustehen. Er sah auf den Tisch herab, dessen Platte glänzte, als wenn keine Flamme sie berührt hätte. Er wischte die Asche von ihrer Oberfläche, Asche, die, wie er wusste, seine eigene Haut war.
    Er sah, wer dies getan hatte und wer dafür zahlen würde. Zunächst jedoch brauchte er Kraft.
    Â»Helft mir«, sagte er. Seine Stimme war ein schwächliches Krächzen. Er atmete keuchend und ungleichmäßig. »Helft mir, Euren Befehlen zu gehorchen.«
    Frost funkelte unter seinen Händen. Das rote, geschwollene Fleisch gefror, wurde schwarzgrau und fleckig. Er hob eine Hand vor sein Gesicht und krümmte die Finger. Sie bogen sich langsam, knarrten wie Herbstzweige. Behutsam bewegte er den Rest seines Körpers und stellte fest, dass seine Bewegungen von der neuen, borkenartigen Haut behindert wurden. Dafür jedoch ließ der Schmerz nach.
    Er beugte sich erneut über den Tisch und konzentrierte alle seine Gedanken auf Luuguth Jor.

    Sie würden alle sterben.
    Er legte seine Hände auf den Tisch und beschwor den Fluch, aber er war zu schwach. Er konnte die Stählernen Elfen sehen, aber er konnte ihre Macht nicht direkt durch den Tisch dorthin schicken.
    Â» Dann werde ich dorthin gehen und sie eigenhändig töten«, sagte er, nicht im Geringsten überrascht über den Klang seiner neuen Stimme.

45
    Â»SIND WIR SCHON da?«
    Die stickige Nachtluft wurde immer drückender. Yimt zertrampelte einen zehn Zentimeter langen Tausendfüßler, der über den Pfad krabbelte. Er grub den Absatz seines Stiefels mit mehr Wucht in die Erde, als notwendig war. Alle überlebenden Mitglieder der Patrouille teilten dieses Gefühl. Sie marschierten bereits seit Stunden durch eine Luft, die so feucht war, dass es sich anfühlte, als würden sie durch ein tropfnasses Baumwolltuch atmen. Der Baumsaft der Elfen linderte zwar ihren Durst und erfrischte sie, obwohl sie längst hätten erschöpft zusammenbrechen müssen. Aber er vermochte weder die Luft zu kühlen noch Scolly zum Schweigen zu bringen.
    Â»Und jetzt?«
    Teeter runzelte die Stirn und versuchte, Scolly zu ermahnen, vergeblich.
    Yimt knurrte etwas und zertrampelte einen weiteren Tausendfüßler. Alwyn kontrollierte mit einem kurzen Seitenblick, ob vielleicht irgendwelche Elfen ihnen zusahen. Sie wären vermutlich nicht besonders erfreut, wenn ein Geschöpf der Natur auf diese Art und Weise getötet wurde. Aber im Moment war keiner von ihnen zu sehen.
    Â»Also? Sind wir da?«, fragte Scolly erneut.
    Es war, dessen war Alwyn sich sicher, bestimmt das hundertste Mal.

    Yimt griff nach seinem rechten Schenkel und schlug dann mit der Faust dagegen. Alwyn wusste, dass der Zwerg sich wünschte, er hätte seinen Drukar wieder.
    Er warf Alwyn einen Blick zu und schüttelte den Kopf.
    Â»Es liegt nicht an der Hitze, sondern an seiner Dummheit.«
    Alwyn lächelte, was ihm nicht leichtfiel. Die Hitze forderte auch von ihm ihren Tribut, vor allem, weil seine Schulter immer noch schmerzhaft pochte. Er trank einen Schluck aus dem Kürbis und fühlte sich sofort ein bisschen besser. Das Problem war nur, dass sein Kürbis fast leer war und sie noch die ganze Nacht marschieren mussten. Und dann war da noch Scolly.
    Â»Also?«
    Yimt fluchte und zog so hart an seinem Bart, dass er Haarsträhnen in der Hand hatte.
    Â»Scolly, zum letzten verdammten Mal, ich sage es dir, wenn wir da sind. Siehst du einen magischen Stern? Sieht das hier aus wie eine Festung auf einem Hügel neben einem Fluss?« Yimt deutete mit der Hand auf die Bäume um sie herum.
    Scolly sah sich um und nickte schließlich, als hätte er

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