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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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Peitsche aus ungegerbtem
Leder. »Lass es locker angehen, Junge«, flüsterte Lorian. »Ziel auf seine Schultern und leg nicht zu viel Kraft hinein.«
    Alwyn sah sich nach Yimt um, der hilflos den Kopf schüttelte. Dann nickte Alwyn und ging auf Kritton zu, ohne seine Beine zu spüren. Sein ganzer Körper schien taub geworden zu sein. Sein Herzschlag hämmerte so laut in seinen Ohren wie ein wildgewordener Muraphant, der über einen Steinboden donnerte. Er wusste, dass das Regiment immer noch anwesend war, aber er konnte niemanden erkennen. Es war, als hätte sich sein ganzes Wesen auf diese umgekehrte Peitsche in seiner rechten Hand reduziert und auf die nackte braune Haut von Korporal Krittons Rücken fünf Meter vor ihm.
    Alwyn umklammerte den Griff der Peitsche und wusste, dass der grob geflochtene Zopf ein rot-weißes Flickenmuster auf der Haut seiner Hand erzeugte, aber trotzdem spürte er nichts. Er starrte weiterhin Krittons Rücken an, der ihn vollkommen faszinierte. Über den Schulterblättern flossen Muskelstränge, die wie vom Wasser geglättete Felsen wirkten. Er suchte nach der Essenz der Natur und sah im Rücken eines Elfs die schlichte Majestät der Natürlichen Welt, und jetzt musste er sie zerstören. Es spielte keine Rolle, dass Kritton eine verachtenswerte Person war und es vermutlich sogar verdient hatte, ausgepeitscht zu werden, für Tausende anderer Vergehen, wenn schon nicht für dieses. Doch Alwyn würde zum ersten Mal in seinem Leben einer anderen Kreatur absichtlich Schmerz zufügen. Er würde bis zum Tod gegen die Faeraugs kämpfen, aber das hier war anders. Das hier war kaltblütig.
    Diese Erkenntnis traf Alwyn wie ein Blitz, und er schwankte einen Moment, bevor er sein Gleichgewicht wiedergewann. Das war die Armee. Es war das Leben. Was sauber war, wurde
beschmutzt. Was ganz war, zerbrochen. Es war eine Offenbarung, auf die Alwyn ganz und gar nicht vorbereitet war.
    Du wirst toll in einer Uniform aussehen, Junge, hatte der Rekrutierungssergeant gesagt, und Alwyn hatte es geglaubt, hatte es glauben wollen. Alwyns Vater hatte ihm zugestimmt, indem er den Preis in Aussicht stellte, nach dem sich jeder Jüngling sehnt: Das wird einen Mann aus dir machen. Herr Yuimi, der kleine Elfenschuster am anderen Ende der Straße, hatte jedoch nur sehr traurig den Kopf geschüttelt, als Alwyn ihm die Neuigkeit mitgeteilt hatte. Dieses stumme kurze Kopfschütteln hatte mehr geschmerzt als alles andere. Und jetzt erst begann Alwyn zu begreifen, was der kleine Elf bereits gewusst hatte.
    Der Regimentssergeant räusperte sich und sah Alwyn an. Der konnte nur nicken. »Auf meinen Befehl, zwanzig Schläge, keinen mehr … Anfangen!«
    Als Alwyn die Hand hob, versuchte er sich das Geschäft des kleinen Schuhmachers vorzustellen und die Freude, die seine Besuche sowohl bei dem Schuhmacher als auch bei ihm selbst ausgelöst hatten. Aber irgendwie war das alles aus seinem Gedächtnis verschwunden. Was geblieben war, war die kleine, gebeugte Gestalt eines grauhaarigen Elfs, der traurig den Kopf schüttelte. Alwyn starrte durch einen Tränenschleier auf Krittons Rücken und schlug zu.

24
    VISYNA WANDTE DEN Kopf ab, als der erste Schlag durch die Luft pfiff und klatschend auf dem Rücken des Soldaten landete. Man hörte deutlich, wie die anderen Soldaten die Luft einsogen, aber kein einziger bewegte sich. Sie hätte dem ein Ende bereiten können, wenn sie gewollt hätte. Es hätte sie nur wenig Mühe gekostet, einen Wind zu beschwören, der die Asche und den Staub aufwirbelte, sodass es nahezu unmöglich war, etwas zu sehen. Sie hätte das so lange aufrechterhalten können, bis wieder Vernunft eingekehrt war. Sie erlaubte sich einen Moment, diesen Gedanken zu genießen, obwohl sie sehr genau wusste, dass sie nichts dergleichen tun würde.
    Â»Eins!«
    Es war Dhareg … Regimentssergeant Lorian, verbesserte sie sich bitter, der die Hiebe zählte. Sie hatte gedacht, ihr Zorn auf Konowa wäre intensiv gewesen, aber jetzt stellte sie fest, dass sie noch wütender war, als der andere Mann, der Interesse an ihrer Zuneigung geäußert hatte, sich dieses Gräuels schuldig machte.
    Â»Seien Sie nicht zu hart mit ihnen, Liebes«, flüsterte ihr eine raue Stimme ins Ohr. »Sie alle folgen nur Befehlen.«
    Visyna fuhr erschreckt herum und sah, dass Rallie direkt neben ihr

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