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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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dort angekommen, wo sie zuvor gestanden hatten, und Visyna warf einen schnellen Blick auf die Elfkynan in ihrer Nähe. Sie alle waren von dem Auspeitschen fasziniert, weil ihnen eine solch vorsätzliche und kalte Brutalität fremd war.
    Rallie legte erneut eine Hand auf ihren Arm. »Bleiben Sie ruhig, Kind. Wir haben noch viele Meilen vor uns, und ich für meinen Teil habe noch ein paar Tricks im Ärmel. Trotzdem,
seien Sie vorsichtig, wem Sie zuhören – die Helligkeit eines Sterns beruht zum Teil auf der Dunkelheit, die ihn umgibt.«
    Bevor Visyna antworten konnte, stieg ein kollektives Keuchen vom Regiment auf, und es ertönte ein Geräusch, als wäre ein Sack Mehl auf einen Steinboden geworfen worden.
    Â»Der arme Kerl ist ohnmächtig geworden«, sagte Rallie und schnalzte erneut mit der Zunge. »Er hat nicht einmal die zwanzig Hiebe überstanden.«
    Â 
    Der Drache beugte sich über ihn, und sein schwefliger Atem trieb ihm die Tränen in die Augen. Er versuchte sich zu bewegen, wegzulaufen, aber die großen Krallen der Bestie nagelten ihn am Boden fest. Das Gewicht zerquetschte ihn fast, aber schlimmer noch war der Gestank. Er riss den Mund auf, wollte schreien, doch jeder Laut wurde abgeschnitten, als der Drache einen Strom aus lodernden Flammen in seinen Hals spie.
    Â»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir ihn bald wieder auf seinen Stelzen haben.«
    Alwyn rappelte sich schwankend auf und stieß jemanden zur Seite. Eine Feldflasche mit Drachenschweiß fiel zu Boden und ergoss ihren Inhalt mit obszönem Gurgeln über die Erde. Er wusste nicht, welcher seiner Sinne am meisten litt, was beinahe alle anderen widerlichen Empfindungen hätte verdrängen können – beinahe. Sein Magen verkrampfte sich, Tränen standen ihm in den Augen, in seinem Kopf hämmerte es, seine Beine fühlten sich weich an, und seine rechte Schulter sowie der Arm zitterten vor Schmerzen.
    Das Auspeitschen. Aus dem Nichts tauchte eine Hand auf, packte seinen linken Arm und steuerte ihn auf ein Dickicht aus Schlingpflanzen zu. Alwyn brach davor zusammen, dann lehnte er den Rücken dagegen und ließ den Kopf zwischen den Knien herunterhängen.

    Â»Du solltest dich vielleicht ordentlich anziehen, Ally – immerhin ist Weibervolk anwesend«, sagte Yimt.
    Â»Wa… was?«, krächzte Alwyn. Er erkannte seine eigene Stimme nicht.
    Â»Zieh deine Caerna herunter, Junge. Man kann deine Edelsteine sehen.«
    Alwyn konzentrierte sich, sah seine nackten Beine und das Tuch der Caerna, das sich um seine Taille gerollt hatte. Mit der Linken zog er das Kleidungsstück herunter und hob dann den Blick zu der verschwommenen Figur von Yimt.
    Â»Ich kann das nicht, Yimt. Ich bin kein Soldat.« Diesmal wusste er, dass es seine Stimme war, denn sie sprach aus seinem Herzen.
    Der Zwerg wirkte eine Sekunde bestürzt, schüttelte dann den Kopf und kniete sich neben ihn. Seine Knie knackten, als er sich hinhockte und seine Armbrust als Stütze benutzte, während er Alwyn die Brille und eine Feldflasche reichte.
    Â»Darin ist nur Wasser«, erklärte Yimt, hob die Feldflasche und ließ ein paar Tropfen der Flüssigkeit in Alwyns Mund fallen.
    Sie schmeckte warm und abgestanden, aber sie half.
    Â»Jetzt hör mir zu, Ally. Ich will so ein Gerede nicht mehr hören. Du entwickelst dich zu einem guten Soldaten. Auspeitschen ist eine miese Aufgabe, das ist alles. Ich habe allen erzählt, dass du heftigen Durchfall hattest und deshalb umgekippt bist.«
    Â»Das ganze Regiment denkt also, ich hätte Durchfall?«, erkundigte sich Alwyn und zog seine Caerna ein bisschen weiter herunter.
    Â»Na klar«, strahlte Yimt. »Wir wussten ja bereits, dass du recht empfindlich bist. Besser, sie glauben, dass du nichts bei
dir behalten kannst, als …« Der Zwerg wirkte plötzlich verlegen, zupfte an seinem Bart und wich Alwyns Blick aus.
    Er denkt also auch, dass ich ein Feigling bin, begriff Alwyn. Er senkte den Kopf, als eine neue Welle von Übelkeit ihn überkam. Das Auspeitschen war nur ein weiteres Beispiel dafür, was er schon die ganze Zeit hätte wissen sollen. Der kleine Elfenschuster hatte es gewusst, und Yimt auch: Er war zu schwach, um Soldat zu sein. Dabei hatte er schon gedacht, er hätte es langsam in den Griff bekommen, das Soldatendasein; das Marschieren und das Geschrei, das miese Essen und die langen Stunden, die

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