Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
bestenfalls zweifelhaft zu sein. Eigentlich haben wir keinen Grund, ihr zu glauben.«
    »Und keinen, es nicht zu tun.«
    Alica seufzte. »Ich versuche ja nur zu begreifen, was hier los ist.«
    »Willkommen im Klub.«
    »Ich gebe es ja ungern zu«, fuhr Alica fort. »Aber in einem Punkt hatte sie recht. Ob du nun die richtige Gaylen bist oder nicht, ist ziemlich gleichgültig, solange genug andere glauben, du wärst es.«
    »Dann sollten wir hoffen, dass ich die richtige Gaylen bin. Vielleicht entdecke ich ja doch noch meine Zauberkräfte und hole uns hier raus.« Nur dass es nicht so einfach sein würde. Sie glaubte nicht, dass Varloren das gemeint hatte, als sie von der Macht ihres Blutes gesprochen hatte. Manchmal hingegen glaubte sie etwas tief in sich zu spüren, etwas wie ein lautloses Wispern tief am Grund ihrer Seele, eine uralte Stimme, die noch ältere Geschichten zu erzählen versuchte, die Pia nie gehört hatte, aber trotzdem kannte.
    »Das ist sehr witzig.« Alica klang nicht amüsiert. »Nur falls es dir entgangen sein sollte, Prinzessin: Wir sind noch nicht einmal zwei Tage hier, und wir haben schon jede Menge Ärger am Hals. Kein schlechter Durchschnitt. Wenn es so weitergeht, brauchen wir maximal eine Woche, um einen Krieg auszulösen.«
    Das wiederum fand Pia nicht komisch, und sie sagte es auch.
    Alica, die anscheinend gerade unter einem ganz besonders heftigen Anfall von Vernunft litt, seufzte: »Vielleicht … aber meine Nerven sind zurzeit nicht die besten, weißt du?«
    »Meine auch nicht«, antwortete Pia mit einem müden Lächeln. »Ich versuche doch nur einen Weg hier herauszufinden. Was, wenn Varloren die Wahrheit gesagt hat?«
    »Dass du die richtige Gaylen bist?«
    Einen Moment lang starrte sie geradewegs durch Alica hindurch ins Leere und trat dann neben ihr ans Fenster.
    Die Straße bot den gewohnten fast mittelalterlichen Anblick, nur dass die Leute hier alle eine Spur zu klein zu sein schienen und die Häuser … falsch , ohne dass sie den Finger auf diesen Unterschied legen konnte. Sie fragte sich, ob sie sich jemals an diesen Anblick gewöhnen würde, und erschrak dann vor ihrem eigenen Gedanken. Sie hatte ganz bestimmt nicht die Absicht, lange genug hierzubleiben, um sich an irgendetwas zu gewöhnen.
    Die Tür ging auf und Brack kam herein, ohne sich mit einer unnötigen Kleinigkeit wie Anklopfen aufzuhalten. »Istvan ist weg«, sagte er. »Er war ziemlich ärgerlich.«
    »Das tut mir leid«, sagte Pia. »Wir wollten nicht, dass du Ärger bekommst.«
    »Den bin ich gewohnt«, erwiderte Brack und machte eine wegwerfende Geste. »Er war sogar außergewöhnlich sanftmütig – für seine Verhältnisse. Du scheinst ihn beeindruckt zu haben.«
    »Und es war wirklich ganz allein meine Schuld«, fuhr Pia fort. »Lasar konnte nichts dafür.«
    Brack schüttelte seufzend den Kopf. »Man könnte fast meinen, du wärst tatsächlich die richtige Gaylen. Du machst dir mehr Sorgen um diesen dummen Bengel als um dich selbst, wie? Aber keine Angst, ich werde ihm nichts tun … auch wenn ich ihm eigentlich das Fell über die Ohren ziehen sollte. Wart ihr wenigstens erfolgreich?«
    »Erfolgreich?«
    »Ihr seid losgegangen, um ein Kleid zu kaufen«, erinnerte Brack. »Ich hoffe doch, ihr habt mein Geld gut angelegt.«
    »Wir haben Stoff gekauft«, antwortete Pia. Sie erinnerte sich, dass Lasar das Bündel fallen gelassen hatte, und hoffte inständig für ihn, dass er geistesgegenwärtig genug gewesen war, es wieder aufzuheben.
    »Stoff«, wiederholte Brack. »Und ihr könnt nähen, nehme ich an?« Wie es seine Art war, wartete er ihre Antwort gar nicht erst ab. »Wie es der Zufall will, kenne ich eine gute Schneiderin, die mir noch den einen oder anderen Gefallen schuldet. Ich werde sie rufen lassen. Ich kann euch schließlich nicht in Lumpen herumlaufen lassen, wenn unsere Gäste kommen.«
    »Nun, das ist etwas, worüber wir … sprechen müssen«, sagte Pia zögernd.
    Brack legte den Kopf auf die Seite und sah plötzlich schon wieder ein bisschen misstrauisch aus, enthielt sich aber jeder Antwort. Alica blinzelte.
    »Also gestern Abend«, fuhr Pia fort, »da … ähm … also, wir haben dir gerne geholfen, schon weil wir es dir schließlich auch irgendwie schuldig sind …«
    »Wie wahr«, sagte Brack.
    »Aber ich glaube trotzdem nicht, dass das auf Dauer der richtige Job für mich ist«, fuhr Pia fort.
    »Dschobb?«
    »Die richtige Arbeit«, erklärte Pia.
    »Die richtige Arbeit«, wiederholte

Weitere Kostenlose Bücher