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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hereinkam, ließ sie die alberne Diskussion auf der Stelle vergessen.
    Alle drei waren Männer, aber das war auch schon fast alles, was Pia über sie sagen konnte, und im Grunde war auch das nur eine Vermutung, die sich auf ihre langen knallroten Bärte stützte. Sie waren zu kunstvollen Zöpfen geflochten und reichten fast bis auf den Boden, obwohl sie gerade einmal einen knappen Meter lang waren; und damit fast so lang wie ihre Träger.
    »Das sind …!«, ächzte Alica und riss ungläubig die Augen auf
    »Zwerge«, sagte Brack. Er klang fast erschrocken. »Starrt sie nicht so an, bei Kronn! So etwas mögen sie gar nicht!«
    Alica starrte das seltsame Trio einfach weiter an, genau wie Pia, und damit waren sie nicht allein. Jeder hier drinnen hatte sich soeben zur Tür gewandt. Bierkrüge waren auf halbem Wege zu offenen Mündern erstarrt, und für einen winzigen Moment wurde es so still, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Die meisten Gesichter sahen genauso erschrocken aus, wie Brack sich angehört hatte.
    Dann warf der letzte Neuankömmling die Tür mit einem Knall hinter sich zu, und das Leben im Schankraum lief weiter, als hätte jemand nur kurz eine imaginäre Pause-Taste gedrückt und gleich wieder losgelassen.
    »Bier!«, flüsterte Brack hastig. »Rasch, Mädchen! Drei frische Krüge Bier, und achte darauf, dass sie auch ganz voll sind!«
    Die drei grotesken Gestalten steuerten einen Tisch an, dessen momentane Besitzer es sehr eilig hatten, von ihren Schemeln hochzuspringen und ihre Plätze zu räumen. Es war nicht bloß ihre Größe, die sie so sonderbar fremdartig und vertraut zugleich erscheinen ließ. Keiner von ihnen reichte Pia auch nur bis zur Brust, aber sie waren fast genauso breit wie hoch, und auch ihre übrigen Proportionen stimmten nicht. Arme und Beine waren zu kurz, die Köpfe dafür entschieden zu groß; sie wirkten wie Liliputaner – Liliputaner allerdings, die sich vorwiegend von Steroiden ernährten. Ihre Hände waren Pranken, und die schwieligen Stummelfinger sahen aus, als hätten sie keine Probleme damit, Eisenbahnschwellen zu zerbrechen. Was Pia unter ihren Bärten und dem wild wuchernden Haar von ihren Gesichtern erkennen konnte, wirkte wie aus grobem Stein gemeißelt. Gekleidet waren alle drei in zerschlissene Kapuzenmäntel und schwere Stiefel, und als sie sich bewegten, klirrte und schepperte es unter ihrer Kleidung. Pia musste nicht fragen, um zu wissen, dass sie bewaffnet waren, und das vermutlich nicht bloß mit Messern.
    Die drei nahmen Platz, und Brack erschien wie hingezaubert nicht nur neben ihnen, sondern scheuchte auch mit einer unwilligen Geste den letzten Zecher davon, der keine Anstalten machte, seinen Platz zu räumen, sondern die drei abgebrochenen Riesen nur mit offenem Mund anstarrte.
    »Zwerge«, murmelte Alica. Sie klang immer noch völlig fassungslos. »Das … das sind … leibhaftige … Zwerge!«
    »Stell dir vor, das ist mir auch schon aufgefallen«, antwortete Pia, aber der belegte Klang ihrer Stimme nahm ihren Worten die spöttische Wirkung.
    »Aber das ist vollkommen unmöglich«, beharrte Alica.
    »Wie so manches andere hier?«
    »Das meine ich nicht.« Alica sog so aufgeregt an ihrer Zigarette, dass ihr Gesicht kurzzeitig hinter einer graublauen Rauchwolke verschwand. Pia hustete demonstrativ, was sie aber gar nicht zur Kenntnis nahm. Stattdessen begann Alica aufgeregt mit beiden Händen zu wedeln. »Das sind Zwerge! Ich wundere mich kein bisschen, dass es hier so was gibt. Ich würde mich nicht einmal wundern, wenn gleich ein leibhaftiger Drache reinschneien würde.«
    »Und was ist es dann?«, fragte Pia. Sie behielt Brack und seine drei neuen Gäste aufmerksam im Auge. Wer immer diese Zwerge auch waren, sie mussten wirklich sehr einflussreich sein; oder gefährlich. Pia konnte sich nicht erinnern, Brack jemals so unterwürfig gesehen zu haben. Nicht einmal in Istvans Gegenwart.
    »Es fällt dir tatsächlich nicht auf?«, fragte Alica. »Das sind nicht einfach nur Zwerge! Sie haben lange Bärte und rotes Haar, sind klein und grob und laut …«
    »Das ist mir aufgefallen«, sagte Pia.
    »… und sie sehen ganz genauso aus, wie wir uns Zwerge in einer Welt der Elfen und Feen vorgestellt hätten, oder?«
    Pia dachte an ein edel geschnittenes blasses Gesicht unter einem spitzen Silberhelm und einen geflügelten weißen Hengst. »Und?«
    »Das kann doch kein Zufall sein«, beharrte Alica. »Verdammt, hier stimmt doch was

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