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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und die anderen Männer hatten Schlaufen in ihre Seile geknüpft, begannen diese wie Lassos zu schwingen und näherten sich ihm aus verschiedenen Richtungen. Flammenhuf warf mit einem zornigen Wiehern den Kopf in den Nacken und scharrte drohend mit dem Vorderlauf, aber Pia wusste, dass er keine Chance hatte. »Sie werden ihn wieder einfangen«, sagte sie bitter.
    »Ja«, bestätigte der Soldat. »Es ist besser so.«
    »Besser?«, wiederholte Pia empört.
    »Der Mann hatte recht, weißt du? Er würde nicht überleben, selbst wenn ihm die Flucht gelänge. Sie würden ihn jagen und töten.«
    »Aber er könnte ihnen doch einfach davonfliegen!«
    »Fliegen?« Der Soldat sah sie verblüfft an. »Wie kommst du darauf, dass er fliegen kann?«
    »Weil er Flügel hat?«
    Der Ausdruck von Verblüffung auf dem Gesicht ihres Gegenübers nahm weiter zu. »Aber wer hätte jemals ein Pferd fliegen sehen?«
    »Das ist kein Pferd, sondern ein Pegasus«, antwortete Pia.
    »Ja. Und sie haben Flügel«, bestätigte der Mann. »Aber sie können nicht fliegen. Niemand weiß, warum das so ist … vielleicht nur eine Laune der Natur.«
    »Aber Flammenhuf …«
    »Flammenhuf«, unterbrach sie der Gardist, »ist eine Legende. Es soll vor vielen hundert Jahren einen mächtigen Hengst gegeben haben, den König der Pegasi. Die Legende sagt, dass er tatsächlich fliegen konnte, denn er war ein magisches Wesen, dessen Vorfahren aus dem Land der Elfen jenseits des großen Ozeans kamen. Einen Pegasus findest du auf jedem Jahrmarkt. Und natürlich ist es jedes Mal der echte Flammenhuf.«
    »Und wenn er es wirklich ist?«
    Der Soldat lächelte milde. »Ich glaube nicht, dass es ihn je gegeben hat«, sagte er. »Und selbst wenn, so muss er seit vielen hundert Jahren tot sein.«
    Die Männer schwangen ihre Lassos und gingen jetzt gleichzeitig und sehr langsam auf den geflügelten Hengst zu. Das Tier scharrte immer nervöser mit den Vorderhufen, und sein Schnauben klang nun eindeutig drohend. Seine Flügel zuckten, als versuchte er tatsächlich, sie zu heben und damit zu fliegen.
    Das erste Lasso wurde in seine Richtung geworfen. Flammenhuf wich ihm ohne Mühe aus, aber damit hatten die Männer gerechnet. Drei weitere Lassos flogen in seine Richtung. Eines wickelte sich um seine Vorderhufe, gerade als er sich aufbäumte und abermals mit den Flügeln zu schlagen versuchte – diesmal immerhin kräftig genug, um zwei der Männer von den Füßen zu schleudern. Die beiden anderen Schlingen senkten sich präzise über seinen Kopf und zogen sich blitzartig zusammen.
    Was dann geschah, überraschte nicht nur Pia.
    Die drei Männer waren zwar klein, aber kräftig, und sie wussten ganz offensichtlich, was sie taten, denn sie fuhren augenblicklich herum und begannen mit aller Macht und in unterschiedliche Richtungen zu ziehen. Kein noch so wildes Tier hätte diesem dreifachen Angriff widerstanden.
    Flammenhuf widerstand ihm nicht nur.
    Er griff seinerseits an.
    Der Hengst stieg mit einem schrillen Wiehern noch weiter auf die Hinterläufe, zerriss mit einer anscheinend mühelosen Bewegung das Seil, das sich um seine Vorderhufe gewickelt hatte, und warf den Kopf in den Nacken. Die beiden Männer, deren Lassos sich um seinen Hals geschlungen hatten, wurden einfach von den Füßen gerissen und segelten in hohem Bogen durch die Luft. Einer landete fünf oder sechs Meter entfernt schwer auf dem harten Kopfsteinpflaster und blieb reglos liegen. Der andere flog sich überschlagend über Flammenhufs Rücken hinweg, und der riesige Pegasus schlug mit den Flügeln und schmetterte ihn wie einen zu groß geratenen Tischtennisball davon. Hätte Pia nicht das Geräusch brechender Knochen gehört, als er meterweit entfernt aufschlug, hätte es beinahe komisch ausgesehen.
    Ein Chor erschrockener Schreie wurde laut. Gut die Hälfte der Männer ergriff auf der Stelle die Flucht, der Rest blieb einfach stehen und starrte den tobenden Pegasus fassungslos an. Nur einer war mutig (oder dumm) genug, um Flammenhuf mit bloßen Händen anzugreifen, und bezahlte diesen Entschluss mit dem Leben, als der Hengst ihm mit den Vorderhufen den Schädel zertrümmerte.
    Flammenhuf wieherte triumphierend, fuhr auf den Hinterläufen herum und galoppierte wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil los. Seine Flügel peitschten, schleuderten Menschen und Zelte wie Spielzeuge aus dem Weg und bewegten sich immer schneller …
    … und hoben ihn in die Luft!
    Im ersten Moment sah es aus wie ein besonders

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