Elfenblut
nicht!«
»Und was soll das sein?«
»Sag du es mir«, antwortete Alica. »Du bist hier die Elfenprinzessin, nicht ich.«
Pia war beinahe dankbar, dass Brack in diesem Moment zurückkam – auch wenn er ein sehr finsteres Gesicht machte und noch immer ziemlich erschrocken aussah, vielleicht auch verängstigt. »Wo bleibt das Bier, bei Kronn?«, polterte er. »Soll ich unsere Gäste noch länger warten lassen?«
Pia beeilte sich, rasch hintereinander drei Krüge Bier zu zapfen; ganz wie Brack es gerade gesagt hatte, ohne Schaum, dafür aber randvoll. Als Alica danach greifen wollte, schüttelte Brack den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Die Zwerge möchten, dass du sie bedienst.«
»Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung«, widersprach Pia.
»Das haben wir auch«, antwortete Brack hastig. »Es ist auch nur eine Ausnahme, mein Wort darauf. Aber wenn ein Zwerg etwas will, dann tut man besser daran, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.«
»Weil sie so gut zahlen«, vermutete Pia.
Bracks Miene wurde noch einmal deutlich bekümmerter. »Ich fürchte, sie werden gar nicht zahlen«, sagte er betrübt. »Ich danke Kronn auf den Knien, sollte mein Lokal noch in einem Stück sein, wenn sie gehen. Nach ihrem letzten Besuch hat es eine Woche gedauert, bis ich wieder Gäste empfangen konnte.«
»Wenn es so ist, warum wirfst du sie nicht einfach raus?«
»Rauswerfen?«, wiederholte Brack. »Man merkt wirklich, dass du von weit her kommst, Mädchen. Niemand legt sich mit Zwergen an.« Er wedelte ungeduldig mit der Hand, als Pia widersprechen wollte. »Jetzt geh und bring ihnen ihr Bier, bevor sie ungeduldig werden und du vorgeführt bekommst, warum ich so wenig erfreut über ihren Besuch bin.«
Und das sollte sie also motivieren? Pia überlegte ernsthaft, Brack mit blumigen Worten zu erklären, wohin er sich die drei Bierkrüge stecken konnte, aber dann sah sie den Ausdruck in seinen Augen und begriff, dass er wirklich Angst hatte.
Achselzuckend versuchte sie, die drei Krüge gleichzeitig zu ergreifen, scheiterte kläglich an diesem Vorhaben und nickte dankbar, als Alica ihr beisprang und wenigstens einen der Krüge ergriff. Zusammen trugen sie sie zum Tisch.
Die allgemeinen Gespräche und Unterhaltungen hatten längst wieder eingesetzt, aber etwas hatte sich geändert. Pia hätte schon blind und taub sein müssen, um nicht zu merken, dass wirklich jeder hier drinnen versuchte, Alica und die drei Zwerge – und vor allem sie – möglichst unauffällig im Auge zu behalten, während sie sich dem Tisch näherte. Sie selbst versuchte dasselbe (wenn auch alles andere als unauffällig) mit den beiden Bierkrügen, um auch ja keinen Tropfen zu verschütten. Es gelang ihr nicht ganz, aber immerhin lud sie das meiste auf dem Tisch ab, und die drei Zwerge schienen ihr die wenigen verschütteten Tropfen nicht übel zu nehmen; wenigstens ihrem breiten Grinsen nach zu schließen, bei dem sie Alica und ihr die mit Abstand schlechtesten Gebisse präsentierten, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatten. Alica knallte ihren Krug schwungvoll auf den Tisch, machte auf dem Absatz kehrt und blieb nach einem einzigen Schritt wieder stehen, um sie fragend anzusehen.
Pia hätte gern dasselbe getan, aber einer der Zwerge streckte rasch den Arm aus und legte ihr seine schwielige Pranke auf die Hüfte. Pia fuhr innerlich zusammen, als sie schon bei dieser flüchtigen Berührung spürte, wie stark diese Hand war.
»Warte doch noch einen kleinen Moment, schönes Kind.«
»Nimm die Hand da weg, Gimli«, sagte Pia. »Jedenfalls, wenn du sie behalten möchtest.«
»Gimli«, wiederholte der Zwerg. »Das ist nicht mein Name, schönes Kind … aber du kannst mich natürlich gerne so nennen, wenn du möchtest.«
Okay, es gab einen Unterschied zwischen diesen Zwergen und denen aus gewissen Romanen und Hollywood-Filmen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Alica.
»Ja«, antwortete Pia. »Geh und hilf Brack. Ich regle das hier schon.« Sie wartete, bis Alica – widerwillig – gegangen war, und wandte sich dann in verändertem und bewusst ruhigem Ton an den Zwerg. Obwohl sie sich ganz auf ihn konzentrierte, konnte sie spüren, dass die beiden anderen sie anstarrten.
»Bitte nehmt die Hand weg, geehrter Gast. Es ist nicht erlaubt, dass die Gäste das Personal anfassen.«
»Nicht umsonst, nehme ich an«, sagte der Zwerg anzüglich – nahm die Hand zwar herunter, fixierte ihren Blick aber auf eine Weise, die es ihr unmöglich machte, sich einfach umzudrehen
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