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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erkennen konnte.
    Bei dem einen oder anderen war das vielleicht auch ganz gut so. Zahllose Fackeln tauchten den asymmetrischen Platz in flackernde rote Helligkeit, und die Menschen und Geräusche, die sie auf dem Weg hierher vermisst hatten, wehten ihnen nun im Übermaß entgegen. Pia schätzte, dass sich zwischen den Gattern gute fünfzig oder sechzig Männer bewegten.
    Was fehlte, waren die Kunden. Sie waren zu weit entfernt und die Sicht war trotz der zahlreichen brennenden Fackeln zu schlecht, um Einzelheiten zu erkennen, aber trotz allem herrschte zu wenig Bewegung. Hier und da standen ein paar Männer beieinander und redeten, und einmal trug der Wind ein helles Lachen an Pias Ohr und verschlang es gleich wieder, dennoch war es viel zu still. Nirgends wurde gehandelt oder gefeilscht, niemand kam, um Tiere abzuholen oder Waren zu tauschen.
    »Die Geschäfte scheinen nicht gut zu gehen«, murmelte sie.
    »Sie gehen überhaupt nicht, wie es aussieht«, sagte Nani nachdenklich. »Ich sehe niemanden aus der Stadt. Das ist seltsam.«
    Pia dachte an die unheimliche Stille in den wie ausgestorben daliegenden Straßen und an die große Zahl patrouillierender Soldaten, der sie begegnet waren.
    »Vielleicht hat Istvan eine Ausgangssperre verhängt, solange seine Männer uns noch nicht gefunden haben«, dachte Alica laut nach. »Das würde zu ihm passen.« Sie seufzte tief. »Und uns macht es in der Stadt auch nicht unbedingt beliebter.«
    »Keine Sorge«, antwortete Pia. »Das gibt sich, sobald wir die Stadt verlassen haben.«
    »Ja, sicher«, spöttelte Alica. »Überhaupt kein Problem, nicht wahr? Wir müssen einfach nur durch das Tor spazieren. So perfekt, wie wir verkleidet sind, erkennt uns ganz bestimmt niemand.«
    Pia sagte nichts dazu, sondern sah noch einmal zur Stadtmauer hoch und zu den Männern, die dort patrouillierten. Heute Morgen hatten dort zwei gelangweilte Männer gestanden, die wahrscheinlich nur die Kälte daran gehindert hatte, im Gehen einzuschlafen. Jezt sah sie allein auf den ersten Blick beinahe ein Dutzend Männer, die ganz und gar nicht gelangweilt oder müde wirkten, sondern den Viehmarkt und alles, was sich darauf bewegte, sehr aufmerksam beobachteten. Hinter jedem einzelnen Fenster des wuchtigen Torturmes brannte Licht, und manchmal bewegten sich Schatten darin. Sie konnte von hier aus nicht erkennen, ob das massive Tor am anderen Ende des Gewölbegangs offen oder geschlossen war, aber selbst wenn Istvan darauf verzichtet hatte, die Stadt komplett dichtzumachen, so wurde es ganz bestimmt streng bewacht, und jeder, der herein- oder hinauswollte, aufs Schärfste kontrolliert. Alica hatte auch in diesem Punkt recht: Die Kleider, die Nani ihnen gegeben hatte, waren zwar warm und hatten sich nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung sogar als überraschend bequem erwiesen, aber sie sahen darin absolut lächerlich aus. Ihre Verkleidung war keine, sondern schon eher das genaue Gegenteil.
    »Meine Freunde werden für Ablenkung sorgen«, sagte Nani.
    Irgendwie, dachte Pia, hörte es sich an wie etwas, an das sie gerne glauben würde, ohne dass es ihr wirklich gelang.
    »Sie werden kommen«, fuhr Nani knapp fort. Pia konnte nicht sagen, ob sie nur ein wenig unwillig oder besorgt klang, und eigentlich wollte sie es auch gar nicht genau wissen und übersetzte stattdessen für Alica.
    »Ja, fragt sich nur, wann«, nörgelte Alica. »Warum nehmen wir nicht ein anderes Tor? Vielleicht eines, das nicht von einer ganzen Armee bewacht wird?«
    Pia gab ihre Frage in leicht abgemilderter Form weiter, und Nani schüttelte heftig den Kopf. »Das geht nicht«, sagte sie. »Alle anderen Tore sind geschlossen. Das hier ist nur offen geblieben, weil noch immer Karawanen eintreffen und der Großteil der Herden draußen vor der Stadt lagert. Istvans Soldaten kontrollieren jeden, der ein- und ausgeht. Aber wir haben einen Plan.«
    Alica blickte fragend, doch diesmal verzichtete Pia darauf, die Worte zu übersetzen, und beschloss, keine weiteren Fragen zu stellen, auf die sie sowieso nur Antworten bekommen würde, die sie eigentlich gar nicht hören wollte, sondern sich lieber in Geduld zu fassen.
    Pia wurde auf eine harte Probe gestellt. Da es auch auf dem Markt von Soldaten nur so wimmelte, blieben sie in den Schatten der letzten Gebäude stehen. Nani entfernte sich ein paar Schritte; gewiss nicht zufällig gerade weit genug, dass sie sie eben nicht ansprechen konnte, ohne die Stimme zu heben und dabei unvorsichtig laut

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