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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kriechen und mir die Füße zu lecken?«
    »Es ihr befehlen?«, schlug Alica vor.
    »Ganz wie Ihr es wünscht, Herr… Gaylen«, sagte Nani mit tonloser Stimme. Sie zwang sich, Pia direkt anzusehen, aber ihr Blick ging irgendwie direkt durch sie hindurch.
    »Eins muss man dir lassen«, sagte Alica spöttisch. »Du weißt, wie man sich Freunde macht.«
    »Und wir müssen vorher noch einmal zum Weißen Eber«, fuhr Pia fort, ohne Alicas Worte auch nur zu beachten. Sie hatte keine Lust, sich schon wieder mit ihr zu streiten, und das würden sie, wenn sie ihr so antwortete, wie ihr zumute war.
    »Das ist unmöglich, Herrin!«, sagte Nani erschrocken. »Istvans Soldaten sind dort! Ihr würdet festgenommen, wenn ihr auch nur in die Nähe ginget!«
    »Ich brauche meine Waffe«, beharrte sie. »Jetzt vielleicht mehr denn je. Und ihr seid möglicherweise auch froh, wenn ich sie dabeihabe.«
    »Ihr könnt nicht dorthin«, beharrte Nani. »Aber ich kann jemanden schicken, der Euch das Gewünschte holt. Nach uns suchen sie nicht. Wenn Ihr mir beschreibt, wonach er suchen soll, schicke ich meinen Sohn.«
    »Meine Pistole«, antwortete Pia. »Sie liegt unter meinem Kopfkissen.« Nanis Blick wurde nur noch verständnisloser, und Pia rief sich in Erinnerung zurück, dass sie weder wusste, was eine Pistole war, noch jemals dieses Wort gehört hatte. Sie beschrieb Nani Aussehen und Größe der Waffe und schärfte ihr noch einmal ein, nichts anderes anzurühren oder mitzunehmen, und Nani hörte schweigend und sehr konzentriert zu und entfernte sich dann.
    »Du hast nicht zufällig eine Kleinigkeit vergessen?«, fragte Alica. Sie deutete mit den Händen einen Abstand von einem guten Meter an, und nach ein paar Sekunden begriff Pia sogar, was sie damit meinte. Nein, sie hatte Eiranns Zorn nicht vergessen. So kostbar die uralte Waffe auch sein mochte, war sie tief in sich doch froh, sie nicht mehr in ihrer Nähe zu wissen.
    »Nein«, sagte sie nur.
    Alica wirkte zwar ein bisschen irritiert, ging aber nicht weiter auf das Thema ein und verzog nur abschätzig die Lippen. »Hat wahrscheinlich sowieso keinen Sinn«, sagte sie.
    »Was?«
    »Wenn ich Istvan wäre, dann hätte ich als Allererstes unser Zimmer durchsucht«, antwortete Alica. »Wahrscheinlich hat er das Schwert längst … und deine Pistole auch.« Ihr Grinsen wurde plötzlich noch breiter. »Wer weiß? Vielleicht haben wir ja Glück, und er schießt sich selbst in den Fuß.«

XXVII
    D as ist Wahnsinn«, flüsterte Alica. »Warum gehen wir nicht gleich zur Festung und suchen uns ein gemütliches Verlies? Das Ergebnis ist dasselbe, und wir sparen uns eine Menge Rennerei.«
    Sie hatten gewartet, bis die Sonne untergegangen war, und sich dann auf den Weg zur Stadtmauer gemacht; eine Strecke von kaum einem Kilometer, für die sie trotzdem fast eine Stunde brauchten. Der sichere Ort, von dem Nani gesprochen hatte, schienen die Straßen WeißWalds zu sein. Die Stadt hatte sich verändert. Wurde es schon an einem normalen Tag schlagartig dunkel und still, kaum dass die Dämmerung vorüber war, so wirkten die schlammigen Straßen jetzt vollkommen ausgestorben. In keinem einzigen Haus, an dem sie vorbeikamen, hatte Licht gebrannt oder war auch nur der geringste Laut zu hören gewesen. Die Stadt schien vielleicht noch nicht ganz ausgestorben, aber sie hielt eindeutig den Atem an. Die einzigen Menschen, denen sie überhaupt begegneten, waren die Soldaten der Stadtwache, die in den verlassenen Straßen patrouillierten, das aber in rauen Mengen. Pia hörte nach dem fünften oder sechsten Mal auf zu zählen, wie oft Nani sie hastig in eine Seitenstraße oder einen finsteren Hinterhof scheuchte, wo sie mit angehaltenem Atem warteten, bis die Patrouille vorübergegangen war. Es musste ein Dutzend Mal gewesen sein, mindestens, und ein- oder zweimal waren sie einer Entdeckung nur um Haaresbreite entgangen.
    Wie es aussah, war ihre Glückssträhne jetzt zu Ende. Sie befanden sich wieder da, wo es angefangen hatte. Vor ihnen lag der Rindermarkt, der im Laufe des Tages endgültig aufgebaut worden war. Wo sich noch am Morgen ein buntes Durcheinander aus Zelten, hastig zusammengeschusterten Verkaufsständen und vor Waren überquellende Wagen erhoben hatte, da reihten sich jetzt zahlreiche Gatter und Koppeln aneinander, in denen sich Pferde, Schweine, Ochsen und eine Unzahl jener sonderbar kleinen Rinder drängten; und noch etliches andere Getier, das Pia über die große Entfernung hinweg nicht genau

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