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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine neue Art von Entsetzen auf, das eindeutig ihr galt, nicht dem, was hier passiert war. Trotzdem sagte sie: »Was ich gerade gesagt habe, über dich und Lion, das … das tut mir leid. Ich habe das nicht so gemeint, bitte glaub mir.«
    »Ich weiß«, antwortete Pia. Die Kälte in ihrer Stimme erschreckte sie beinahe selbst. Oder hätte es tun sollen. »Können wir?«
    Alica zwang sich zu einem abgehackten Nicken und wandte sich mit einem Ruck ab. Aus dem Wald hinter ihr drang ein gellender Schrei.
    Pia war mit einem einzigen Satz an ihr vorbei und schon halb im Unterholz verschwunden, noch bevor Alica auch nur ihren Schrecken überwunden hatte, und ihr Vorsprung wuchs mit jedem gewaltigen, federnden Schritt, mit dem sie auf die Quelle des Kampflärms zurannte.
    Dem ersten Schrei war ein weiterer gefolgt, und mittlerweile hallte die Dunkelheit vor ihr wider von Schreien und dem Klirren von Waffen, das sie vollkommen zweifelsfrei identifizierte, obwohl sie so etwas eigentlich noch nie zuvor gehört hatte. Dort vorne tobte ein erbitterter Kampf, und es hörte sich nach weitaus mehr an als nur Nanis Familie, die sich gegen eine entsprechende Anzahl von Angreifern zur Wehr zu setzen versuchte.
    Es war auch mehr.
    Pia stürmte auf die Lichtung hinaus und ohne das allermindeste Zögern auf den am nächsten stehenden barbarischen Angreifer zu, nahm die gesamte Szenerie aber trotzdem mit einem einzigen schnellen Blick in sich auf. Sie hatte sich nicht getäuscht. Der Überfall mochte Nani und ihrer Familie gegolten haben, aber auf der Lichtung tobte eine regelrechte Schlacht. Es waren mindestens ein Dutzend Männer, die verbissen miteinander kämpften, und längst nicht alle trugen die zerschlissenen Fellmäntel und ungepflegten Haare und Bärte der Barbarenkrieger. Mindestens die Hälfte war in die schimmernden Bronzerüstungen der Stadtgarde gehüllt, und der Kampf tobte auch fast ausnahmslos zwischen ihnen und den Barbaren. Nani und mindestens einer ihrer Söhne waren tot. Lasar lag seltsam verrenkt auf der anderen Seite der Lichtung. Das Messer, das er vorhin schon einmal gezogen hatte, um sie gegen Lion zu verteidigen, lag ein Stück neben ihm, zusammen mit der Hand, die es gehalten hatte, und gerade in diesem Moment ging ein weiterer Gaukler mit einem gurgelnden Schrei zu Boden, aufgespießt von einem schartigen Schwert. Noch bevor er vollends zusammengebrochen war, hatte Pia seinen Mörder erreicht, riss ihn an der Schulter herum und schlug ihm den Handballen unter die Nase, wodurch sein Nasenbein zertrümmert wurde und Splitter davon in sein Gehirn drangen und ihn auf der Stelle töteten.
    Etwas hackte nach ihrem Gesicht. Pia spürte die Gefahr mehr, als sie sie sah, und drehte blitzartig den Oberkörper zur Seite. Die schartige Axtklinge verfehlte ihr Gesicht und schrammte nur an ihrer Schulter entlang. Stoff zerriss, und eine dünne Linie aus brennendem Schmerz zog sich von ihrer Schulter bis zum Ellbogen hinab. Warmes Blut folgte ihr, aber sie führte ihre begonnene Drehung trotzdem und nur noch schneller zu Ende, schmetterte die Waffe zur Seite und versetzte dem Barbaren einen Stoß, der ihn zurücktaumeln und verzweifelt um sein Gleichgewicht kämpfen ließ. Sie hätte ihm die Axt wegnehmen und ihm mit seiner eigenen Waffe den Schädel spalten können, bevor er überhaupt begriff, was mit ihm geschah, und ein Teil von ihr hätte auch nichts lieber getan als das, doch stattdessen fuhr sie herum und hetzte mit gewaltigen Schritten dorthin, wo Alica und sie gerade gesessen hatten. Ein Schwert stach nach ihr, ohne dass sie auch nur sah, wem es gehörte. Pia hechtete darüber hinweg, kam mit einer Rolle auf und griff in einer eigentlich unmöglichen Bewegung nach der zusammengefalteten Decke. Eiranns Zorn sprang wie von selbst in ihre Hand, noch bevor sie wieder ganz auf den Füßen war. Die kristallene Klinge schimmerte, einem gefangenen Blitz gleich, und in ihrer Seele erscholl ein lautlos triumphierendes Brüllen, das auch noch den allerletzten Rest ihres freien Willens hinwegfegte.
    Sie warf dem am nächsten stehenden Mann die Decke ins Gesicht, wirbelte auf dem Absatz herum und führte Eiranns Zorn in einer schnellen, weit geschwungenen Bewegung, die einen Angreifer enthauptete und einem zweiten den Arm dicht oberhalb des Ellbogens abtrennte. Die beiden Männer sanken zu Boden, und das triumphierende Schreien in Pias Seele wurde noch einmal lauter und auf eine furchtbare Art schlimmer. Sie jagte weiter, schlug

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