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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kunstfertigkeit verband. Pia dämmerte ganz allmählich in einen Zustand hinauf, in dem sie wieder zu Scham und anschließend zu Stolz fähig war, aber nicht die Kraft aufbrachte, irgendetwas gegen das zu unternehmen, was mit ihr geschah.
    Die Alte versorgte ihre Wunden zwar mit großer Kunstfertigkeit, aber nicht besonders sanft, doch Pia gab nicht einmal einen Laut der Klage von sich. Als sie fertig war – nach einer Prozedur, die mindestens zwei Stunden gedauert hatte und ihr wie das Zehnfache dieser Zeit vorgekommen war –, half sie ihr, ein sauberes Kleid anzuziehen und bürstete ausgiebig (und kein bisschen sanfter als zuvor) ihr Haar. Pia hatte sich inzwischen weit genug erholt, um dagegen protestieren zu wollen, aber sie konnte es nicht. Ihre Arme schmerzten zwar nicht mehr so grausam wie bisher, waren jedoch vollkommen gelähmt und nutzlos, und obwohl sie ausgiebig getrunken hatte und die Alte ihr auch jetzt immer wieder kleine Schlückchen einer heißen, würzig schmeckenden Suppe einflößte, war ihre Kehle noch immer so ausgetrocknet, dass sie nicht einmal ein Krächzen herausbrachte, geschweige denn ein halbwegs verständliches Wort. Als sie es mit bloßer Willenskraft trotzdem versuchte, bezahlte sie dafür mit einem qualvollen Hustenanfall, der ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Sie wartete darauf, dass Istvan kam, um mit ihr zu reden – oder irgendjemand anderes –, und ein- oder zweimal glaubte sie auch Schritte draußen vor der Tür zu hören, aber sie wurde nicht geöffnet, und die alte Frau blieb ihre einzige Gesellschaft.
    Später bekam sie etwas zu essen, von dem sie nur ein paar winzige Bissen hinunterbrachte und Mühe hatte, selbst diese bei sich zu behalten, und noch später führte die alte Frau sie in ein anderes Zimmer, das bis auf ein Bett, einen einzelnen Stuhl und einen Kamin vollkommen leer war. In dem Kamin prasselte ein für hiesige Verhältnisse gewaltiges Feuer, das das Zimmer mit behaglicher Wärme erfüllte (die alte Frau litt vermutlich Höllenqualen), und Pia registrierte fast amüsiert, dass das Fenster vergittert und zusätzlich mit einem groben Vorhängeschloss gesichert war – als wäre sie in der Verfassung, sich aus eigener Kraft auf den Beinen zu halten, geschweige denn aus dem Fenster zu klettern!
    Sie hatte ohnehin nur Augen für das Bett. Es war breit, bequem und frisch bezogen, und es roch nicht nur herrlich, sondern war eigentlich das erste richtige Bett, das sie seit ihrer Ankunft in WeißWald zu sehen bekam; zumindest das erste, das diesen Namen verdiente. Allein sein Anblick stellte eine Verlockung dar, der sie kaum widerstehen konnte. Zugleich erfüllte es sie mit einer Furcht, die an Panik grenzte. Sie würde einschlafen, wenn sie sich hinlegte, und dann würden die Dunkelheit und die Träume zurückkommen, die sie in den zurückliegenden drei Tagen so sehr gequält hatten.
    Pia streckte sich trotzdem darauf aus und ließ es zu, dass die Alte eine saubere Decke über ihr ausbreitete, zwang sich aber mit aller Kraft, die sie nur aufbringen konnte, die Augen offen zu halten, und drehte schließlich mühsam den Kopf auf dem Kissen, um das vergitterte Fenster hoch oben in der Wand zu fixieren. Es war grau, und trotz der wohligen Temperaturen, die hier drinnen herrschten, konnte man ihm regelrecht ansehen, wie kalt es draußen war.
    Dann gab es so etwas wie einen spürbaren Ruck in der Wirklichkeit, und aus dem Grau des verblassenden Tages wurde die Morgendämmerung eines anderen.
    Ein Teil von ihr begriff sofort, was geschehen sein musste. Sie war eingeschlafen, und das hier war ein anderer Tag. Aber sosehr sie es auch versuchte, sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, geschlafen oder gar geträumt zu haben.
    »Drei Tage, Erhabene«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
    Pia fuhr so hastig hoch und halb herum, dass ihr prompt schwindelig wurde. Übelkeit und Schwäche wollten sich hinzugesellen, aber sie drängte beides zurück, blinzelte ein paarmal und zwang ihre Augen, sich scharf zu stellen.
    »Ihr solltet Euch nicht zu hastig bewegen, Erhabene«, sagte Istvan. »Ich weiß, wie stark Ihr seid, aber Ihr braucht dennoch Ruhe. Verlangt nicht zu viel von Euch selbst.«
    Pia starrte ihn an. Ihre Gedanken begannen zu kreisen, aber sie verhielten sich wie eine tollwütige Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie hierhergekommen war, und auch nicht, wie Istvan hierherkam und was er hier wollte. Nicht

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