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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durchdringen, was stets sinnlos gewesen war. Das Verlies war dunkel und feucht und kalt, aber nicht still. Manchmal drangen Stimmen durch die dicken Wände aus kaltem Stein, manchmal auch Schritte, ein gedämpftes Klirren und andere, unidentifizierbare Laute. Einmal hatte sie Schreie gehört, die von erheblicher Folter kündeten und furchtbar lange andauerten, um dann einer noch furchtbareren Stille zu weichen. Zu ihr war niemand gekommen.
    Und es würde auch niemand kommen. Sie würde hier sterben, bald, wenn sie endgültig verdurstet war oder das Fieber ihren Körper aufgezehrt hatte. Noch war sie nicht so weit, diesen Moment herbeizusehnen, aber das würde kommen. Bald.
    Das Poltern wiederholte sich, und nun gesellte sich auch das Geräusch schwerer Schritte hinzu, dann hörte sie das Klappen eines hölzernen Riegels, hob mühsam den Kopf und schloss im nächsten Moment gequält die Augen, als die Tür ihres Gefängnisses aufging und grelles Licht so schmerzhaft wie eine Messerklinge in ihre Augen stach. War es schon wieder Zeit für die Soldaten, ihr Wasser zu bringen?
    Das Gerede wurde lauter und klang plötzlich aufgeregter, dann näherten sich schnelle Schritte. Rotes Licht drang durch ihre geschlossenen Lider, und sie spürte die Hitze einer Fackel auf dem Gesicht.
    »Bei Kronn! Wer ist für diese Ungeheuerlichkeit verantwortlich?«, keuchte eine Stimme, in der sich Zorn und Abscheu mischten.
    »Aber Ihr habt doch …«, begann eine andere Stimme und wurde von einem klatschenden Laut zum Schweigen gebracht. Die Fackel näherte sich ihrem Gesicht noch weiter und wurde dann rasch zurückgezogen, als ihr Besitzer anscheinend sah, dass er im Begriff stand, sie zu verbrennen.
    »Prinzessin Gaylen?«, fuhr die Stimme fort, die jetzt nicht mehr aufgebracht und zornig klang, sondern beinahe ängstlich. »Könnt Ihr mich hören?«
    Die Bewegung fiel ihr unendlich schwer, doch irgendwie gelang es ihr, den Kopf zu heben und die Augen zu öffnen. Vor ihr war ein Durcheinander aus rotem Licht, das immer noch wehtat, und Schatten, die zu einem vertrauten Gesicht zusammenfließen wollten, ohne dass es ihnen wirklich gelang. Dann erkannte sie es, und die schwache Erinnerung an ein Gefühl namens Hass regte sich in ihr und erlosch beinahe sofort wieder. Sie war zu müde.
    »Könnt Ihr mich verstehen, Erhabene?«, fragte Istvan.
    Verstehen, ja, aber antworten konnte sie nicht. Sie hätte es auch nicht gewollt. Er war gekommen, um seine Rache zu genießen, und es gab nichts, was sie dagegen auszurichten vermochte – aber die Genugtuung, sie um ihr Leben betteln zu hören, würde sie ihm nicht gönnen.
    Wenigstens noch nicht.
    »Bei Kronn, jemand wird dafür bezahlen, das schwöre ich!«, sagte Istvan. Seine Stimme bebte vor Wut und wurde dann lauter. »Macht sie los! Und ruft eine Heilerin, die sich um ihre Wunden kümmert. Und dann sorgt dafür, dass sie gewaschen wird und zu essen bekommt!«
    Das Poltern wiederholte sich, und der Tanz von rotem Licht und Schatten wurde hektischer. Rasche Schritte entfernten sich und grobe Hände machten sich an ihrem Körper zu schaffen, dann lösten sich ihre Handfesseln und Pia brach zusammen. Starke Hände fingen sie auf, und ihr erleichtertes Seufzen ging in einen wimmernden Schmerzlaut über, als ihre verkrampften Oberarmmuskel nach mehr als drei Tagen in eine Haltung gezwungen wurden, in der sie sich in flüssiges Feuer zu verwandeln schienen.
    Das Schicksal war nicht barmherzig genug, sie das Bewusstsein verlieren zu lassen, aber immerhin versank sie für die nächsten beiden Stunden in eine Art Dämmerzustand zwischen Trance und Ohnmacht, in dem sie alles, was um sie herum und mit ihr geschah, nur noch wie durch einen dämpfenden Nebel hindurch wahrnahm.
    Selbst das Verstreichen der Zeit … entglitt ihr. Starke und nicht wirklich behutsame Arme hoben sie auf und wickelten sie in eine übel riechende Decke, dann wurde sie eine lange Treppe hinaufgetragen und gleißendes Licht hüllte sie ein. Kälte, noch schlimmere Kälte und grausame Kälte wechselten einander ab, und irgendwann wurde sie in eine Wanne mit heißem Wasser gelegt. Eine Frau, die mindestens achtzig Jahre alt sein musste, aber kaum so groß wie ein zwölfjähriges Kind war und ihrem Blick die ganze Zeit über auswich, badete sie ausführlich, wusch anschließend noch einmal und noch gründlicher ihre Wunden aus und versorgte sie mit einer scharf riechenden, aber kühlenden Salbe, bevor sie sie mit großer

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