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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf seinem schmalen Gesicht zu erkennen; etwas wie ein ganz sachtes abfälliges Verziehen der Lippen. Seine Hand schloss sich ein wenig fester um das mit schwarzem Metall beschlagene Zaumzeug des gewaltigen Schlachtrosses, und das Tier schnaubte leise. Irgendwie klang der Laut amüsiert, dachte Pia, obwohl eine solche Regung bei einem Tier wie diesem absolut unpassend schien.
    Ihr selbst war ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Sie war … verstört. Einem Teil von ihr war vollkommen klar, dass sie die Stadt innerhalb der nächsten Minuten verlassen und mit einiger Wahrscheinlichkeit auch nie mehr wiedersehen würde. Alles war so schnell gegangen, dass sie sich wie überfahren fühlte. Wahrscheinlich würde sie erst wirklich verstehen, was mit ihr geschah, wenn sie schon lange unterwegs zur Hauptstadt war.
    Auf dem gesamten Weg zum Stadttor begegnete ihnen kein Mensch. Die Stadt wirkte wie ausgestorben, aber Pia hatte das Gefühl, dass es diesmal nicht an ihr lag oder daran, dass Istvan seinen Männern Befehl gegeben hatte, die Straßen zu räumen. Es waren die drei lebenden Schatten in ihrer Begleitung, vor denen die Menschen sich fürchteten. Ewas wie eine Aura unsichtbarer Kälte umgab sie und ihre Tiere, ein Mantel aus lautlos flüsternden Schatten, der etwas in ihrer Seele berührte und zum Erschauern brachte. Eigentlich sollte es auch ihr Angst machen, überlegte sie, aber seltsamerweise tat es das nicht.
    Sie bogen abermals ab, und am Ende der langen Straße, die nun vor ihnen lag, erhob sich die Stadtmauer und der gedrungene Torturm. Selbst über die große Entfernung hinweg konnte Pia erkennen, dass das innere Tor geschlossen war. Zahlreiche Soldaten hatten auf dem Zinnengang darüber Aufstellung genommen und sahen ihnen entgegen, und direkt vor dem Tor wartete ein halbes Dutzend weiterer Reiter auf sie, auch sie sehr groß und vollkommen in Schwarz gekleidet, aber Menschen, keine Schattenkreaturen.
    Es war erst dieser Anblick, der ihr wirklich klarmachte, dass sie die Stadt nun tatsächlich verlassen würden, und das unwiderruflich. Endgültig und für immer. Sie würde nicht nur WeißWald und Lasar und Brack und alle anderen hier nicht mehr wiedersehen, sondern auch …
    »Istvan?«
    Der Stadtkommandant stolperte vor lauter Hast beinahe über seine eigenen Füße, während er sich im Gehen herumzudrehen und zu ihr hinaufzusehen versuchte. »Erhabene?«
    »Darf ich Euch noch um einen letzten Gefallen bitten, Istvan?«, fragte Pia.
    »Wenn es in meiner Macht steht.«
    Torman machte eine Bewegung, wie um den Kopf zu drehen und sie anzusehen, beließ es dann aber bei einem angedeuteten Blick aus den Augenwinkeln. Sein Gesicht blieb so ungerührt, wie es die ganze Zeit über gewesen war, aber Pia hatte trotzdem das Gefühl, dass es ihm nicht gefiel, sie mit Istvan reden zu sehen.
    »Könnt Ihr weiter versuchen, etwas über Alica herauszufinden?«, bat sie. »Ich will nicht, dass Ihr Euch oder Eure Leute in Gefahr bringt, aber vielleicht kommt Euch ja irgendetwas zu Ohren.«
    Istvan nickte zwar, machte aber trotzdem ein betrübtes Gesicht. »Ich werde tun, was mir möglich ist, Erhabene«, versprach er. »Aber Ihr solltet Euch nicht zu viele Hoffnungen machen. Meine Männer haben den ganzen Bereich abgesucht, ohne eine Spur von ihr zu finden.«
    »Aber sie haben auch ihre Leiche nicht gefunden.«
    »Nein«, räumte Istvan ein. »Aber ich weiß nicht, ob Ihr Euch wünschen solltet, dass sie noch lebt. Wenn die Barbaren sie mitgenommen haben …« Er ließ den Satz absichtlich unbeendet und unheilschwanger in der Luft hängen, doch Pia reagierte nur mit einem Kopfschütteln.
    »Glaubt mir, Istvan, wenn die Barbaren Alica tatsächlich gefangen genommen haben, dann solltet Ihr Euch vielleicht lieber Sorgen um sie machen.«
    Istvan lächelte, doch es wirkte eher pflichtschuldig als überzeugt, und natürlich war Pia auch klar, dass sie Blödsinn redete. Alica war ganz zweifellos in der Lage, sich ihrer Haut zu wehren, wie der eine oder andere Bewohner WeißWalds am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte, aber die Kerle, die sie dort draußen im Wald überfallen hatten, waren ein ganz anderes Kaliber.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Torman im nächsten Moment: »Vielleicht solltet Ihr Eurer Freundin nicht wünschen, noch am Leben zu sein, Gaylen.« Er drehte nun doch den Kopf und sah sie aus seinen sonderbaren Augen an, wozu er nicht einmal den Kopf in den Nacken legen musste: Obwohl sie im Sattel saß

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