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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rasche, sehr schwere Schritte, begleitet von demselben metallenen Klirren, das sie gerade schon gehört hatte.
    Sie dachte nicht mehr, sondern reagierte. Jeder Fluchtversuch wäre sinnlos gewesen, und in dem kleinen, fast leeren Raum gab es nichts, wo sie sich hätten verstecken können … also ergriff sie Alica kurzerhand bei den Schultern und zerrte sie in die einzige Deckung, die es hier drinnen überhaupt gab, so lächerlich sie auch sein mochte: hinter die Tür und in den Schatten, den sie warf.
    Nur einen Atemzug später stürmten zwei Männer herein, wie Pia sie sich bizarrer in diesem Moment kaum hätte vorstellen können: Beide waren sehr groß und hatten langes Haar, das schmutzig und verfilzt bis weit über den Rücken hing. Pia konnte nur eines der beiden Gesichter erkennen, das von einem mindestens ebenso ungepflegten Bart beherrscht wurde, und sie wusste, dass das des anderen genauso aussah. Es war nicht das erste Mal, dass sie Männer wie diese zu Gesicht bekam.
    Es waren zwei der drei Kerle, die sie in dem unheimlichen Haus in den Schatten gesehen hatte. Der dritte rumorte irgendwo im Haus herum – sie konnte seine stampfenden Schritte und ein lautstarkes Klirren und Scheppern hören –, und aus der Nähe und bei Licht betrachtet, boten sie einen noch viel schlimmeren Anblick als vergangene Nacht. Sie waren tatsächlich in Felle gekleidet, die sie sich wie einfache Umhänge um die Schultern geschlungen hatten, und trugen darunter grobe Hosen ohne Taschen. Ihre Oberkörper und Füße waren ebenfalls nackt. Alles an ihnen starrte vor Schmutz, und ihre Gesichter waren mit barbarischen Tätowierungen übersät. Und das war auch das einzige Wort, das Pia im Zusammenhang mit ihnen passend erschien: Es waren Barbaren. So verrückt ihr der Gedanke auch vorkommen mochte. Beide waren bewaffnet, der eine mit etwas, das eine Machete hätte sein können, wäre der Griff nicht völlig falsch gewesen, der andere zu Pias fassungslosem Erstaunen mit einer Keule.
    Hinter ihr erklang ein halb ersticktes Ächzen, und als Pia den Kopf drehte, wurde ihr klar, dass sie Alica noch immer die Hand auf den Mund presste und ihr kaum Luft zum Atmen ließ. Behutsam lockerte sie ihren Griff; allerdings erst, nachdem sie Alica einen warnenden Blick zugeworfen und diese mit einem angedeuteten Nicken darauf geantwortet hatte. Ein einziger verräterischer Laut, und es war um sie beide geschehen.
    Nicht dass das noch einen großen Unterschied machen würde. Sie standen vollkommen deckungslos an der Wand hinter der Tür. Sollte einer der Männer auch nur den Kopf drehen, dann musste er sie einfach sehen. Pia blickte sich instinktiv nach irgendetwas um, das sie als Waffe benutzen könnte, doch da war nichts. Sie wusste zwar, dass Esteban eine Pistole in seiner Schreibtischschublade verwahrte, aber das war eben das Problem: im Schreibtisch, und somit hätte sie genauso gut auf der Rückseite des Mondes liegen können. Es war vorbei. In einer Sekunde musste sich einer der beiden Eindringlinge umdrehen und sie sehen.
    Es dauerte nicht einmal eine Sekunde.
    Als wäre ihr Gedanke ein Stichwort gewesen, versetzte der größere der beiden Barbaren dem bewusstlosen Esteban einen frustrierten Tritt in die Seite und hob dann den Kopf, und Pia tat ganz instinktiv dasselbe, was sie schon einmal getan hatte: Sie griff nach den Schatten und verwandelte sie in einen schützenden Mantel, den sie dicht um Alica und sich wickelte. Der Barbar führte seine begonnene Bewegung zu Ende und sah sie an, aber auf seinem Gesicht erschien weder Überraschung noch Schrecken, sondern … gar nichts.
    Er sah sie nicht, begriff Pia. Er sah Alica und sie direkt an, aber er sah sie nicht, weil die Schatten sie vor seinem Blick verbargen!
    Der Bursche versetzte Esteban einen weiteren, noch derberen Tritt und hob seine Machete, und Pia wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass er seine schreckliche Waffe niedersausen ließ und Esteban endgültig tötete, aber dann gab er nur einen schnaubenden Grunzlaut von sich und wandte sich in einer Sprache an seinen Kameraden, die sich kaum artikulierter anhörte. Der andere lachte – wenigstens glaubte Pia, dass das raue Bellen so etwas wie ein Lachen sein sollte –, drehte sich einmal um sich selbst und ließ seinen Blick dabei aufmerksam durch den Raum gleiten. Er sah sie ebenso wenig wie der andere.
    Etwas … zupfte an dem unsichtbaren Mantel, der sie umgab. Pia spürte, wie die Schatten entgleiten wollten, griff hastig und

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