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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tränen in die Augen schossen.
    Aber er griff unglaublicherweise nach ihrer linken Hand , nicht nach der, mit der sie nach der Pistole angelte.
    Pia beschloss, sich später zu wundern und dieses unerwartete Himmelsgeschenk einfach anzunehmen, riss die Waffe heraus und knallte sie dem Burschen mit solcher Kraft ins Gesicht, dass sie hören konnte, wie sein Nasenbein mit einem trockenen Knacken brach. Heulend vor Schmerz ließ er ihren Arm los, schlug die Hände vors Gesicht und taumelte zwei Schritte zurück, und Pia griff hastig nach dem Magazin und sprang ihrerseits drei oder vier Schritte nach hinten, bevor sie es in den Griff rammte, den Sicherungshebel umlegte und beidhändig auf den Barbaren zielte.
    »Beweg dich nicht!«, keuchte sie. »Einen Schritt näher, und du bist tot! Alica! Komm her zu mir!«
    Der Angreifer reagierte gar nicht, sondern ließ nur die Hände sinken und funkelte sie beinahe hasserfüllt an, und auch Alica antwortete nicht. Als Pia einen Blick in ihre Richtung riskierte, sah sie, dass der zweite Mann ebenfalls wieder hereingekommen war und Alica von hinten gepackt und mit beiden Armen umschlungen hatte. Sie gab keinen Laut von sich, wahrscheinlich, weil ihr der brutale Griff einfach die Luft abschnürte, gebärdete sich aber wie wild und strampelte mit den Beinen.
    Dann stampfte sie wuchtig mit dem rechten Fuß auf.
    Ihr Stöckelabsatz durchbohrte den nackten Fuß des Angreifers mühelos und grub sich auch noch knirschend ein gutes Stück tief in die Fußbodenbretter.
    Der Barbar brüllte vor Schmerz, ließ Alica los und krümmte sich, und sie war nicht nur geistesgegenwärtig genug, sich endgültig loszureißen, sondern auch aus dem Schuh zu schlüpfen und hastig an Pias Seite zu humpeln. Der Barbar brüllte noch lauter vor Wut und Schmerz, versuchte ihr zu folgen und fiel dann endgültig auf die Nase, anscheinend hatte er vergessen, dass sein Fuß noch am Boden festgenagelt war.
    »Bleib hinter mir!«, stieß Pia hervor. »Gut gemacht. Und du rührst dich nicht von der Stelle, ist das klar?«
    Der letzte Satz galt dem Barbaren, dem sie die Nase gebrochen hatte. Sie unterstrich ihre Warnung noch, indem sie die Waffe fester mit beiden Händen umgriff und mit durchgedrückten Armen und leicht gespreizten Beinen auf ihn zielte, eine Haltung, die eigentlich jeder erkennen musste, der schon einmal einen amerikanischen Action-Film gesehen hatte, die ihn aber nicht sonderlich zu beeindrucken schien. Er wischte sich mit dem Unterarm das Blut aus dem Gesicht, zog lautstark die Nase hoch – und legte dann unglaublicherweise seine Machete auf den Tisch, bevor er mit fliegenden Schritten und sehr grimmigem Gesicht näher kam. War der Kerl verrückt geworden?
    »Bleib stehen!«, sagte Pia. »Bleib stehen oder ich schieße! Ich meine es ernst!«
    Er kam einen weiteren Schritt näher, und Pias Gedanken begannen sich schier zu überschlagen. Sie wollte nicht schießen. Sie konnte nicht auf einen Menschen schießen, nicht einmal jetzt, und vielleicht verstand der Kerl ja auch einfach nicht, was sie sagte. Sie hatte seine Sprache ja auch nicht verstanden. Hastig wich sie zusammen mit Alica so weit zurück, bis sie gegen die Wand prallten, senkte die Waffe und feuerte eine Kugel in den Boden unmittelbar vor seinen Füßen, als er noch drei Schritte entfernt war.
    In der Enge des Zimmers dröhnte der Schuss wie die Explosion einer Handgranate. Der Mann prallte zurück, allerdings mehr überrascht als wirklich erschrocken; und wenn überhaupt galt sein Schrecken wohl eher dem unerwarteten Knall. Kaum einen Atemzug später hatte er sich wieder gefangen und drang nur umso entschlossener auf sie ein.
    Diesmal feuerte Pia nicht mehr auf den Fußboden.
    Die Waffe war nicht besonders schwer, hatte keinen nennenswerten Rückstoß und auch kein besonders großes Kaliber. Die Kugel schlug in die Schulter des Barbaren und riss ihn zwar herum, schleuderte ihn jedoch nicht zu Boden und hielt ihn nicht einmal wirklich auf. Er keuchte vor Schmerz und Überraschung und sah plötzlich wirklich erschrocken aus, aber sein eigener Schwung brachte ihn weiter vorwärts. Pia wich ihm mit einer hastigen Bewegung aus, doch Alica war nicht schnell genug. Der Angreifer prallte hart gegen sie und riss sie mit sich zu Boden, als er endlich stürzte. Pia reagierte abermals mit einer Kaltblütigkeit, die sie selbst überraschte, versetzte ihm einen Tritt, der ihn von Alica hinunterrollen ließ, und zog die junge Frau grob auf die Füße.

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