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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fester danach und zog sie wieder enger um Alica und sich. Der Blick des Mannes wanderte weiter, ohne sie zu erfassen, und nachdem er seine Drehung beendet hatte, ging er zu einem der mit Akten und Papierstapeln vollgestopften Holzregale an der Wand und zertrümmerte es mit einem einzigen, wütenden Tritt. Sein Kamerad lachte noch einmal auf dieselbe bellende Art, stieg mit einem übertrieben ausholenden Schritt über den bewusstlosen Esteban hinweg und deutete zur Tür. Nach einer letzten, aus nur wenigen Worten in ihrer gutturalen UnSprache bestehenden Unterhaltung drehten sich beide um und gingen.
    Und beinahe hätte es sogar geklappt.
    Der Barbar mit der Keule verließ den Raum, sein Kamerad folgte ihm dichtauf, blieb mitten in der Bewegung stehen – und sah sie an.
    Pias Herz machte einen erschrockenen Sprung. Sie konnte spüren, wie Alica hinter ihr zusammenfuhr und ein gnädig gesonnenes Schicksal sie vor Schrecken einfach erstarren ließ. Der Barbar kam näher, stand jetzt kaum noch auf Armeslänge entfernt vor ihr und sah ihr direkt ins Gesicht. Sein Blick blieb leer, aber sie konnte sein Misstrauen beinahe riechen, und das Zupfen und Zerren an den Schatten nahm zu.
    Dann begann er zu schnüffeln.
    Pia war im ersten Moment einfach nur perplex. Auch aus der Nähe bot der Barbar keinen wirklich erfreulicheren Anblick als von Weitem, sondern schien ganz im Gegenteil mehr und mehr von seiner Menschlichkeit zu verlieren. Und er schnüffelte tatsächlich; wie ein Hund, der Witterung aufnahm.
    Vielleicht roch er Alicas billiges Parfüm.
    Pia konzentrierte sich wieder, hüllte den Mantel aus Schatten enger um sich und hielt den Atem an, und der Barbar zog noch einmal tief die Luft durch die Nase ein, machte ein leicht angewidertes Gesicht und trat einen Schritt zurück, und gerade als er sich endgültig umwenden und gehen wollte, gab Alica ein helles Wimmern von sich, und Pia konnte spüren, wie der Mantel aus beschützender Dunkelheit zerriss, der sie beide umgab.
    Nicht dass sie auch nur den leisesten Schimmer gehabt hätte, was sie da tat oder gar, warum – aber sie reagierte eindeutig schneller und mit einer Kaltblütigkeit, die sie selbst wohl am meisten überrascht hätte, hätte sie in diesem Moment einen Sekundenbruchteil Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Der Barbar fuhr herum und machte einen halben Schritt auf sie zu, und jetzt war Erkennen in seinen Augen und so etwas wie eine Mischung aus Überraschung und wildem Triumph.
    Es hielt genau so lange an, wie Pia brauchte, um ihm in nackter Todesangst beide Hände mit aller Kraft vor die Brust zu stoßen.
    Sie hatte das Gefühl, dass ihre Handgelenke zu feinem Staub und Knochensplittern zerbröselten, aber die Wucht des doppelten Schlages reichte aus, um den Mann haltlos zurückund mit solcher Gewalt gegen die Schreibtischkante taumeln zu lassen, dass das schwere Möbelstück in allen Fugen ächzte.
    Draußen auf dem Flur erklang ein überraschter Schrei. Pia warf die Tür zu, registrierte mit grimmiger Zufriedenheit, dass sie auf halbem Wege gegen ein Hindernis prallte, das mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel, und stürzte hinter dem Barbaren her. Mit einer einzigen fließenden Bewegung flankte sie über den Schreibtisch, riss die Schublade auf und stöhnte vor Enttäuschung laut, als sie sah, dass diese nichts außer einigen Papieren und irgendwelchem Kleinkram enthielt. Estebans Waffe musste in der anderen Schublade liegen. Fast schon verzweifelt fuhr sie herum, registrierte aus den Augenwinkeln, dass sich auch der Barbar längst wieder gefangen hatte und mit erschreckend behänden Bewegungen um den Tisch herumkam, und riss die zweite Schublade auf – allerdings nur zur Hälfte, dann krachte diese mit solcher Wucht gegen die Hüfte des Angreifers, dass er zum zweiten Mal ein schmerzerfülltes Grunzen ausstieß und wankte. Die Waffe lag ganz oben in der Schublade, aber der Griff war leer, das Magazin, falls es überhaupt geladen war, lag daneben. Esteban war eben ein vorsichtiger Mensch, gerade was den Umgang mit Waffen anging.
    Allein der Gedanke, in die Schublade greifen, die Pistole und das Magazin herausnehmen und die Waffe anschließend auch noch laden, entsichern und auf Fred Feuersteins hässlichen Bruder richten zu wollen, war völlig lächerlich, aber welche Wahl hatte sie schon? Sie griff zu, und ganz wie sie es erwartet hatte, packte der Bursche seinerseits ihr Handgelenk, und das mit solcher Gewalt, dass ihr vor schierem Schmerz die

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