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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie einen Schatten mit einem langen nackten Schwanz davonhuschen.
    »Igitt!«, sagte Alica. »Eine Ratte!«
    Pia hoffte, dass es nur eine Ratte gewesen war.
    »Wo zum Teufel sind wir eigentlich?«, schimpfte Alica. »Weißt du, wohin du uns geführt hast?«
    »Ich weiß, wohin dieses Gespräch führt, wenn du nicht gleich die Klappe hältst«, sagte Pia ruhig.
    Alica fauchte irgendeine Antwort, die Pia lieber nicht verstehen wollte, setzte sich mit einem lautstarken Rumoren auf … und ließ zu Pias absolutem Entsetzen ihr Zippo aufflammen!
    Pia reagierte beinahe noch schneller als gerade beim Auftauchen des Barbaren, und diesmal war es auch gar nicht nötig zu denken. Mit einer entsetzten Bewegung schnellte sie herum, riss Alica das Feuerzeug aus der Hand und klappte es zu, und für die nächsten Sekunden hatte sie alle Hände voll damit zu tun, das gute Dutzend Funken (und auch die eine oder andere Flamme) mit eben diesen bloßen Händen auszuschlagen, die rings um Alica und sie herum im Stroh glommen.
    »He!«, protestierte Alica. »So sehe ich nichts!«
    »Was glaubst du, wie gut du erst siehst, wenn der ganze Laden hier in Flammen steht?«, fauchte Pia.
    »In Flammen?«
    »Das hier ist Stroh!«, sagte Pia. »Trockenes Stroh!«
    »Oh«, murmelte Alica.
    »Ja, oh.« Pia setzte dazu an, das Feuerzeug einzustecken, überlegte es sich dann aber anders und gab es ihr zurück.
    »Wieso liegt hier überhaupt Stroh herum?«, maulte Alica. »Und was ist das eigentlich hier, verdammt noch mal?«
    Pia antwortete nicht sofort, sondern investierte die komplette nächste Minute, um jeden Quadratzentimeter rings um sie herum nach einem übersehenen Funken oder einem schwelenden Glutnest abzusuchen. Sie fand nichts. Wie es aussah, hatten sie noch einmal Glück gehabt.
    Sie sagte auch danach nichts, sondern schenkte Alica nur einen bösen Blick (den diese in der Dunkelheit hier drinnen sowieso nicht sah), stand auf und versuchte sich zu orientieren. Abgesehen von den monströsen Balken und jeder Menge Stroh schien der Raum vollkommen leer zu sein. In der gegenüberliegenden Wand gab es etwas wie eine Tür. Pia ging hin, blieb zwei oder drei Schritte davor stehen und legte überrascht die Stirn in Falten.
    An der Tür war eigentlich nichts Außergewöhnliches – oder wäre nichts gewesen, hätte sie sich in einem alten Schloss irgendwo in England befunden. Hier wirkte sie ziemlich deplatziert. Sie war gerade einmal anderthalb Meter hoch, aber fast genauso breit, bestand aus groben, unbehandelten Brettern und hatte schwere schmiedeeiserne Beschläge. Es gab weder einen Riegel noch eine Klinke, nur einen einfachen Holzklotz, und kein Schloss. Pia zögerte, sie zu öffnen, und bevor sie es tat, legte sie das Ohr gegen die Tür und lauschte. Sie registrierte Geräusche, ohne sie identifizieren zu können, zog die Tür schließlich mit einem unguten Gefühl auf, und ein Schwall unterschiedlicher Laute und verwirrender Gerüche drang zu ihnen herein. Blasses, flackerndes rotes und gelbes Licht und gemurmelte Stimmen. Pia winkte Alica zu sich und bedeutete ihr zugleich, leise zu sein.
    »Was zum Geier ist denn das?«, entfuhr es Alica.
    Natürlich viel zu laut, aber dieselbe Frage stellte Pia sich auch. Vor ihnen lag eine schmale, steil in die Tiefe führende Holztreppe. Grob verputzte Wände und eine niedrige Strohdecke vervollständigten das Gefühl, sich in einer Scheune zu befinden; das Allerunmöglichste jedoch war die Länge der Treppe. Schon der Heuboden, in den sie gestürzt waren, war eigentlich höher gewesen als das ganze Haus, über dessen Dach sie geflüchtet waren, und die Treppe führte noch einmal mindestens drei oder vier Meter weit nach unten. Was war hier los?
    Pia wiederholte ihre mahnende Geste und schlich auf Zehenspitzen los, um möglichst wenige Geräusche zu verursachen, aber die ausgetretenen Holzstufen machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie knarrten und knirschten so erbärmlich unter ihrem Gewicht, dass der Besitzer dieses Gebäudes ganz bestimmt keine Alarmanlage brauchte. Pia sah es zwar nicht, aber sie konnte Alicas breites Grinsen in der Dunkelheit neben sich spüren.
    Die Treppe hielt noch eine weitere Überraschung für sie bereit. Sie endete nach einem guten Dutzend Stufen an einem Absatz, neben dem sich ein lang gestreckter Gang auftat, zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen, aber Pia meinte dennoch, etliche Türen in den Wänden rechts und links auszumachen. Vor ihnen führte die Treppe

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