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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Glas, nur war es hier rot eingefärbt, und statt lehnenloser Hocker gab es mit zerschlissenem rotem Plüsch bezogene Sessel, die genug Platz für zwei boten; zumindest wenn sie aufeinandersaßen.
    »Hübsch«, sagte Alica. Malu warf ihr einen schrägen Blick zu, und Pia verzichtete vorsichtshalber darauf, die Bemerkung zu übersetzen.
    »Setzt euch, Kinder.« Malu ließ endlich Pias Arm los und wedelte aufgeräumt mit beiden Händen. »Ich hole euch gleich etwas zu trinken und muss noch das … noch ein paar Dinge erledigen.«
    Sie verschwand, bevor Pia auch nur einen Ton herausbrachte. Pia sah sich weiter mit gemischten Gefühlen um und fragte sich, was zum Teufel sie hier eigentlich tat.
    Alica steuerte den Kamin an. Zwar brannte kein Feuer darin, aber Pia folgte ihr trotzdem und nahm auf einem der roten Plüschsessel davor Platz. Alica warf dem erkalteten Kamin einen demonstrativ sehnsüchtigen Blick zu und zog dann noch demonstrativer den Umhang enger um die Schultern, aber Brack ignorierte beides. Ihm schienen die Temperaturen hier drinnen tatsächlich nichts auszumachen.
    »Ihr kommt wirklich aus einem sehr warmen Land, wie?«, fragte er. »Ich werde Malu bitten, den Kamin für euch anzuzünden.«
    »Das Feuer bei dir«, vermutete Pia. »Du hast es nur unseretwegen angemacht, habe ich recht?«
    »Ich kann zwei hilflose junge Frauen wie euch doch nicht einfach erfrieren lassen«, antwortete er amüsiert.
    »Aber es war schon an, als wir gekommen sind«, sagte Pia.
    Brack antwortete nicht darauf, doch Alica wirkte plötzlich schon wieder ein bisschen alarmiert. Auch wenn sie nur die Hälfte des Gespräches verstand – es war in diesem speziellen Fall wahrscheinlich nicht besonders schwer, sich den Rest zusammenzureimen.
    »Du hast gewusst, dass wir zurückkommen«, vermutete Pia.
    Brack schwieg beharrlich weiter.
    »Woher?«, wollte Pia wissen.
    »Wohin hättet ihr schon gehen sollen?«, fragte Brack. »Es gibt im Umkreis von hundert Tagesmärschen keine größere Stadt als WeißWald, und somit auch nichts, was besser wäre als hier. Im Westen, Süden und Osten leben die Barbarenstämme, die euch bei lebendigem Leibe auffressen würden, und im Norden sind die Berge. Wenn ihr sie überqueren wollt, dann müsst ihr sie vor dem ersten Schnee erreichen, und dazu ist es bereits zu spät.«
    »Vor dem ersten Schnee?« Pia machte eine Kopfbewegung zum Fenster. »Und wie nennst du das da?«
    »Vor dem ersten richtigen Schnee«, ergänzte Brack lächelnd und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, woher ihr kommt und wo eure Heimat liegt, aber wo immer es ist, ihr müsst das nächste Frühjahr abwarten, bevor ihr euch auf den Weg dorthin machen könnt.«
    »Und es ist dir nicht in den Sinn gekommen, uns das vorher zu sagen?«, fragte Pia.
    »Du siehst nicht aus wie jemand, der einen guten Rat von einem völlig Fremden annimmt, Mädchen«, antwortete Brack ungerührt. »Eher wie jemand, der seine eigenen Erfahrungen machen muss. Und ich dachte mir, dass du klug genug bist, um auf deine Schuhe zu hören.«
    Gegen ihren Willen musste Pia lächeln. Brack lag ganz richtig – vielleicht nicht, was die Schuhe anging, aber ganz sicher mit dem Rest.
    »Was hat er gesagt?«, wollte Alica wissen.
    »Dass wir möglicherweise noch ein bisschen hierbleiben müssen«, sagte Pia.
    »Wie?«, ächzte Alica.
    »Nicht allzu lange«, fügte sie hastig hinzu.
    »Nur bis zum nächsten Frühjahr«, sagte Brack.
    »Sag ich doch«, sagte Pia. »Nur eine kleine Weile.« Bis zum nächsten Frühjahr? Beinahe ein halbes Jahr? Großer Gott, wie sollte sie das Alica beibringen?
    Sie war fast erleichtert, als Malu zurückkam und ein großes Silbertablett mit Trinkbechern und einem Krug darauf vor ihnen abstellte. »Bitte entschuldigt, dass es so lange gedauert hat«, sagte sie. »Aber es ist noch früh. Die Küchenmägde schlafen noch, und bevor ich selbst alles gefunden habe …« Sie deutete ein Achselzucken an und machte eine einladende Geste auf den Krug – der außer Brack niemand nachkam –, bevor sie sich neben Pia in die Hocke sinken ließ und sie unverhohlen neugierig anstarrte. Ganz wie gerade draußen vor der Tür galt ihr besonderes Interesse ihrem Haar, an dem sie sich augenscheinlich gar nicht sattsehen konnte.
    »Das ist eine fantastische Arbeit«, sagte sie schließlich. »Verrätst du mir, wer sie gemacht hat?«
    Pia verstand nicht, was sie meinte, und sah sie nur fragend an.
    »Darf ich?« Malu wartete ihre Antwort nicht ab,

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