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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte.
    Sie wurde nicht enttäuscht. »Davon träumst du, Süße«, sagte Alica. »Ich weiche keinen Schritt von deiner Seite, nur damit das klar ist.«
    »Sei vernünftig, Alica«, seufzte Pia. »Wenn Brack sagt, dass es zu gefährlich ist …«
    »Das habe ich eigentlich nicht gesagt«, sagte Brack.
    »… dann wollen wir ihm glauben«, fuhr sie unbeeindruckt fort. »Ich schätze, wir können ihm trauen.«
    »Ich weiche keinen Schritt von deiner Seite«, beharrte Alica. »Was denkst du dir? Am Ende … beamst du dich wieder zurück zu Esteban, und ich bleibe allein hier und kann sehen, wie ich zurechtkomme!«
    Zwei oder drei Sekunden lang starrte Pia sie einfach nur verblüfft an. »Daran … habe ich noch gar nicht gedacht«, sagte sie dann.
    »Siehst du?« Alica machte ein ebenso grimmiges wie entschlossenes Gesicht und hüllte sich in ihren Mantel. »Du weißt eben auch nicht alles. Tut richtig gut zu sehen, dass sogar Lara Croft nicht unfehlbar zu sein scheint. Aber dazu hast du ja mich. Von nun an sind wir wie siamesische Zwillinge. Wo die eine hingeht, dahin geht auch die andere.« Sie machte eine Kopfbewegung zur Tür. »Können wir?«
    Pia resignierte. Schon allein, weil Alica vollkommen recht hatte.
    »Du hast deiner Freundin nicht gesagt, wohin wir gehen?«, fragte Brack.
    »Doch«, antwortete Pia. »Aber sie besteht darauf, uns zu begleiten. Keine Angst. Sie kann schon allein auf sich aufpassen.«
    Brack sah alles andere als überzeugt aus, doch er schien auch zu spüren, dass jeder weitere Widerspruch sinnlos sein musste. Er hob noch einmal die Schultern und wandte sich dann zum Gehen.
    Erst als sie die Tür fast erreicht hatte, fiel ihr auf, dass er nicht einmal seinen Mantel übergeworfen hatte. Sie machte eine entsprechende Bemerkung, doch Brack winkte nur ab. »Es ist nicht sehr weit … nur ein paar Straßen. Draußen ist es nicht besonders kalt. Ihr kommt wohl wirklich aus einem wärmeren Land, wie?«
    Wenn man eine Stadt, deren Einwohner zum größten Teil nicht einmal wussten, was das Wort Schnee bedeutete, ein wärmeres Land nennen wollte, dann ja, dachte Pia. Sie beließ es einfach nur bei einem angedeuteten Heben der Schultern, nahm das Thema aber noch einmal auf, kaum dass sie aus dem Haus und wieder in den eisigen Wind hinausgetreten waren. Er kam ihr noch kälter vor als am Morgen.
    »Wann wird es hier Sommer?«, fragte sie.
    »Sommer?« Brack wiederholte das Wort, als müsse er über seine Bedeutung nachdenken.
    »Sommer«, bestätigte Pia. »Die warme Jahreszeit.«
    »Ich weiß, was Sommer bedeutet«, antwortete Brack leicht verschnupft. »Nun, es ist Sommer. Beinahe, jedenfalls.«
    »Soll das heißen, sehr viel wärmer wird es hier nicht?«, murmelte Pia betroffen.
    »Sehr selten«, antwortete Brack. »Aber dafür wird es im Winter sehr viel kälter.«
    »Im Winter«, murmelte Pia und sah sich auf eine vollkommen neue Art um. Und wie zum Teufel nannte er das hier?
    »Was hat er gesagt?« Alica klang ein bisschen beunruhigt.
    »Oh, nichts«, sagte Pia. »Nur ein weiterer Grund, hier keine Wurzeln zu schlagen.« Sie wandte sich mit einem auffordernden Nicken an Brack. »Gehst du voraus?«
    Brack grinste auf eine Art wissend, die Pia ganz und gar nicht gefiel. Sie musste eine Lösung für ihr Kommunikationsproblem finden, wenn die Geschichte hier länger dauerte.
    Trotz der beißenden Kälte und obwohl er nur Sandalen an den nackten Füßen trug, schien es Brack nicht besonders eilig zu haben, sondern flanierte genauso gemächlich dahin wie alle anderen hier, und dieses Mal trieb ihn Pia nicht zur Eile an, sondern nutzte die Gelegenheit, um sich einen zweiten und möglicherweise besseren Eindruck von der Stadt zu verschaffen. Am Morgen war sie hauptsächlich mit Staunen beschäftigt gewesen und außerdem davon ausgegangen, dass sie diese Stadt sowieso niemals wiedersehen würde … aber jetzt fragte sie sich, ob dieser Stein und Holz gewordene LSD-Trip vielleicht für längere Zeit zu Alicas und ihrer Heimat werden würde … wenn nicht für immer. Was, wenn es ihr nicht gelang, das Wunder zu wiederholen, und sie für alle Zeiten hier gefangen blieben?
    Nein, sie weigerte sich einfach, sich auch nur mit der bloßen Möglichkeit zu befassen.
    Jedenfalls noch nicht.
    Dieser Teil der Stadt unterschied sich von den Straßen, durch die sie am Morgen gekommen waren, wenn auch nicht sehr. Die Häuser waren nicht unbedingt kleiner, aber ein wenig …schäbiger, nicht ganz so gepflegt, und die

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