Elfenliebe
Gefühl der Sicherheit, das nichts mit Orks oder Elfen zu tun hatte. Dieses Gefühl, dazuzugehören, war völlig losgelöst von Avalon. Und die Liebe, die sie spürte, hatte nichts mit David oder Tamani zu tun.
Laurel legte ihr Gesicht an die Schulter ihrer Mutter. Hier bin ich zu Hause, dachte sie leidenschaftlich. Hier gehöre ich hin. Avalon war wunderschön, ja perfekt. Es war zauberhaft, exotisch und aufregend. Aber es fehlte auch etwas – die Akzeptanz und die Liebe, die sie in
ihrer menschlichen Familie und bei ihren menschlichen Freunden fand. Noch nie war ihr Avalon so oberflächlich, so unwirklich erschienen wie in diesem Augenblick. Es war an der Zeit, ihr echtes Zuhause zu erkennen. Ihr einziges Zuhause.
Sie hörte, wie auch ihr Vater zu ihr kam, und als sie seine starken Arme spürte, war sie sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie konnte nicht in zwei Welten leben, und dieses war die Welt, die zu ihr gehörte. Sie lächelte ihre Eltern an und sank aufs Sofa. Sie setzten sich links und rechts neben sie.
»Und, was ist denn nun passiert?«, fragte ihr Vater.
»Das ist eine ziemlich lange Geschichte«, antwortete Laurel zögernd. »Ich war nämlich nicht ganz ehrlich zu euch, und das schon seit Langem.«
Doch jetzt holte sie tief Luft und erklärte ihren Eltern alles von Anfang an. Sie erzählte von den Orks und ging bis zum vergangenen Herbst und in die Krankenhauszeit zurück. Sie machte ihnen begreiflich, warum Jeremiah Barnes nie wiedergekommen war, um das Grundstück zu kaufen, und warum er es überhaupt hatte erwerben wollen. Laurel erzählte ihren Eltern von den Wachtposten, die für ihre Sicherheit zuständig waren. Sie sagte sogar die Wahrheit über die »kämpfenden Hunde« in dem Wäldchen hinterm Haus und über Klea. Laurel ließ nichts aus, und als sie endlich zu den Ereignissen dieses Abends kam, schüttelte ihr Vater nur den Kopf. »Und das hast du alles ganz allein geregelt?«
»Nein, Dad, ich hatte so viel Hilfe! Von David, Chelsea … und Klea. Allein hätte ich das nie geschafft.« Laurel
hielt inne und sah ängstlich ihre Mutter an, die aufgestanden war und am Fenster hin- und herlief.
»Tut mir wirklich leid, dass ich es euch nicht eher erzählt habe, Mom«, sagte Laurel. »Ich hatte das Gefühl, dass du an der Elfengeschichte schon ohne Orks genug zu kauen hattest. Ich weiß auch, dass es eine Weile dauern wird, damit klarzukommen, aber ich verspreche euch, dass ich von nun an nichts mehr vor euch geheim halten werde … solange ihr … mir einfach zuhört und…« Sie schniefte. »Und mich trotzdem weiter lieb habt.«
Laurels Mutter drehte sich zu ihr um, aber aus ihrem Blick wurde Laurel nicht schlau. »Es tut mir so leid, Laurel.«
Damit hatte Laurel nun überhaupt nicht gerechnet. »Wie bitte? Aber ich habe euch doch angelogen!«
»Du hattest Geheimnisse vor uns, das kann schon sein, aber du hättest uns vielleicht mehr erzählt, wenn ich bereit gewesen wäre, dir zuzuhören. Dafür will ich mich entschuldigen.« Sie beugte sich vor und umarmte Laurel, die auf einmal unendlich froh war. Sie hätte abheben können, so glücklich war sie! Ihr war gar nicht klar gewesen, wie schwer es ihr gefallen war, ihren Eltern so viel zu verheimlichen.
Ihre Mutter setzte sich wieder aufs Sofa und legte einen Arm um Laurel. »Als du uns erzählt hast, dass du eine Elfe bist, war es merkwürdig und kaum zu glauben. Das Schlimmste daran war aber, dass ich mir völlig überflüssig vorkam. Du warst etwas so Wunderbares und dein ganzes Leben warst du von diesen … Elfen-Wächtern,
oder wie sie heißen, umgeben, die auf dich achtgaben. Mich brauchtest du gar nicht.«
»Falsch, Mom.« Laurel schüttelte den Kopf. »Ich werde dich immer brauchen. Du bist die beste Mom aller Zeiten. Immer gewesen.«
»Es hat mich so wütend gemacht. Ich wusste, dass ich solche Gefühle nicht haben sollte, aber so war es nun mal. Ich habe es an dir ausgelassen. Das wollte ich eigentlich nicht«, sagte ihre Mutter. »Aber ich habe es trotzdem getan. Und das, obwohl du die ganze Zeit Angst um dein Leben hattest«, fuhr sie fort. »Und dieses schreckliche Geheimnis bewahren musstest.« Sie sah Laurel an. »Es tut mir wirklich fürchterlich leid. Ich werde versuchen … also, ich habe versucht …«
»Das habe ich doch gemerkt«, sagte Laurel lächelnd.
»Also, ich werde mich noch mehr bemühen.« Sie küsste Laurel auf die Stirn. »Als du heute Nacht aus meinem Laden gestürmt bist, hatte
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