Elfenliebe
Doch ihr fiel nichts ein. Sie war einfach zu müde, um sich etwas auszudenken. Aber die Wahrheit würde sie Klea auch nicht sagen. Also hielt sie den Mund.
»Na gut«, sagte Klea mit einem sonderbaren Lächeln. »Ich verstehe, du hast deine Geheimnisse. Es ist sonnenklar, dass du mir nicht vertraust«, fuhr sie leise fort. »Ich hoffe, das wird sich ändern. Ich hoffe, dass du mir eines Tages voll und ganz vertraust. Wie man sieht, kannst du dich ganz gut wehren, aber ich könnte dir helfen, mehr als du dir vorstellen kannst. Unabhängig davon«, sagte sie mit einem Blick zum Leuchtturm, »ist es schön, echte Exemplare zur Hand zu haben. Sehr hilfreich.«
Der Ton, in dem Klea Exemplare sagte, gefiel Laurel gar nicht. Doch sie schwieg.
Klea sah sie lange an. »Ich melde mich«, sagte sie entschlossen. »Du hast dich als sehr einfallsreich erwiesen. Ich könnte deine Hilfe in einer anderen Angelegenheit –
die hiermit nichts zu tun hat – gut gebrauchen. Aber das kann warten.« Ehe Laurel etwas dazu sagen konnte, drehte Klea sich auf dem Absatz um, sprang leichtfüßig wieder in das Schlauchboot und griff zum Ruder.
Laurel blieb so lange stehen, bis Klea vom Sandstrand abgelegt hatte. Als sie David und Chelsea eingeholt hatte, waren sie schon am Auto. David stöhnte, als er auf den Beifahrersitz glitt, und Chelsea nahm Laurel am Arm. »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen. Seine Rippen sind gebrochen und die Wunde unter dem Auge muss wahrscheinlich genäht werden.«
»Wir können nicht ins Krankenhaus«, erwiderte Laurel und kramte in ihrem Rucksack.
»Laurel!« Chelsea war sehr blass. »David braucht Hilfe!«
»Keine Sorge.« Laurel packte ein Fläschchen mit blauer Flüssigkeit aus. »Es hat auch Vorteile, mit einer Elfe befreundet zu sein.« Es war wunderbar, so etwas zu Chelsea sagen zu können. Sie schraubte das Fläschchen auf und beugte sich mit der Pipette über David, der schwer atmete. »Mach den Mund auf«, sagte sie sanft.
David schlug die Augen auf und entdeckte die vertraute Flasche. »Oh Mann«, sagte er. »So was Schönes habe ich die ganze Nacht noch nicht gesehen.« Er öffnete den Mund und Laurel gab ihm zwei Tropfen.
»Jetzt musst du stillhalten«, sagte sie und träufelte einen Tropfen auf ihren Finger. Dann rieb sie die Flüssigkeit in die klaffende Wunde auf seiner Wange. »Schon besser«, flüsterte sie, während sie zusah, wie die Haut sich wieder schloss.
Sie stand auf und wandte sich Chelsea zu. »Tut dir auch irgendwas weh?«
Chelsea schüttelte den Kopf. »Er war eigentlich ganz nett zu mir, wenn man bedenkt …« Doch sie konnte den Blick nicht von David wenden. »Moment mal!« Sie beugte sich über ihn und untersuchte die Haut unter seinem Auge. »Ich hätte schwören können …«
Laurel lachte und selbst David stimmte leise ein. »In einigen Minuten sind auch seine Rippen und seine Hand verheilt.«
»Machst du Witze?«, fragte Chelsea, die Augen weit aufgerissen.
Laurel fühlte sich an Davids Reaktion auf die Erkenntnis, dass sie eine Elfe war, erinnert. Grinsend hielt sie die blaue Flasche hoch. »Das können wir wirklich gut gebrauchen, so oft, wie David sich von Orks verprügeln lässt.«
David protestierte schnaubend.
»Und warum tust du das Zeug nicht auch auf deine Hand?«, fragte Chelsea.
Laurel senkte den Blick auf ihre versengten Finger und fragte sich erneut, wie sie jemals glauben konnte, dass sie vor Chelsea etwas verbergen könnte. Man sah kaum, dass sie verletzt war, denn im Gegensatz zu den Menschen wurde ihre Haut nicht rot, wenn sie verbrannt war. Laurels Hautfarbe hatte sich überhaupt nicht verändert. Doch auf ihrer Handfläche hatten sich kleine Blasen beziehungsweise Pusteln gebildet, die sich auch über zwei Finger zogen. Sie starrte verwundert auf ihre schmerzende Hand. Sie hatte noch nie Pusteln gehabt.
Jedenfalls konnte sie sich nicht daran erinnern.
»Das ist nur für Menschen«, sagte sie leise. »Ich brauche etwas anderes.« Sie zögerte kurz. »Hey, Chelsea«, sagte sie dann leise.
Chelsea und David hoben den Blick, da sie so ernst klang.
Laurel holte tief Luft. »Ich bin echt froh, weil du jetzt weißt, dass ich eine Elfe bin. Es ist so schrecklich, wenn man sich vor der ganzen Welt verleugnen muss. Aber jeder, der es weiß, ist automatisch in Gefahr. Deshalb …«
»Schon gut, Laurel«, sagte Chelsea. »Mir ist es lieber so. Und die Schattenseiten muss ich eben in Kauf nehmen. «
»Das ist aber noch nicht alles«, sagte
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