Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
Vom Netzwerk:
beugte sich vor. »Es ist so, Henry, diese Krankheit führt nicht nur dazu, dass du alt aussiehst, oder greift deinen Körper an, sodass du ganz faltig und grau wirst. Die Heiler nennen sie ZF   – Zeitfieber. Sie verändert regelrecht die Zeit. Du beginnst dein Leben schneller zu leben, als du solltest.«
    Henry blinzelte. »Ich glaube, das hab ich jetzt nicht verstanden.«
    Pyrgus ließ sich in seinem Stuhl wieder nach hinten fallen. »Nein, das ist auch wirklich nicht so einfach zu verstehen. Pass auf: Stell dir vor, du hättest dich bei mir angesteckt«   – er bemerkte Henrys Gesichtsausdruck und fügteschnell hinzu   –, »was nicht passieren kann, und ich erkläre dir auch gleich, warum. Aber stell dir vor, du hättest es jetzt. Ab und zu hättest du einen Fieberanfall. Du würdest ins Koma fallen. Wir würden dich ins Bett bringen und darauf warten, dass du wieder erwachst, und wenn es länger als einen Tag oder so dauern würde, würden wir dabei zusehen, wie du älter wirst. So sieht das von außen aus. Aber in dir drinnen   – so wie du es erlebst   – ist es vollkommen anders. Du weißt überhaupt nicht, dass du in einem Bett liegst. Wenn das Koma beginnt, beschleunigt sich alles um dich herum. Du denkst und handelst in einer Höllengeschwindigkeit. Wenn du geplant hast, morgen in Urlaub zu fahren, dann würdest du das auch tun. Und du würdest herumrennen und lauter Dinge tun, die man im Urlaub eben so tut, aber statt dass das alles ein paar Wochen dauert, ist es in ein paar Sekunden vorüber. Verstehst du?«
    »Ja   …«, sagte Henry. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Du beginnst, dein Leben rasend schnell zu leben. Dann hört es nach einer Weile auf, du bist ruckartig wieder in der Gegenwart und erholst dich in deinem Bett und beginnst wieder in normaler Geschwindigkeit zu leben. Nur dass du um die Jahre gealtert bist, die du schon gelebt hast. Das Fieber hat deine Zukunft aufgebraucht.«
    Nach einem Augenblick sagte Henry: »Du kehrst also zurück und
erinnerst
dich an deine Zukunft? Du weißt, was auf dich zukommen wird?«
    Pyrgus kaute auf seiner Lippe. »Ja und nein. Es ist alles ein bisschen verwaschen   – sogar während es geschieht. Aber die Sache ist die: Die Zukunft, an die du dich erinnerst, ist aufgebraucht. Du kannst sie nicht mehr leben, weil du es schon getan hast. Kannst du mir folgen?«
    Henry blinzelte und sagte nichts. Nach einem Augenblick sagte Pyrgus: »Wenn du Glück hast, geschieht es, dass du ein oder zwei Details über die Zukunft anderer Leute wiedererkennst oder das, was allgemein so geschehen wird. Aber nur dann, wenn es deine eigene persönlicheZukunft betrifft, und du wärst überrascht, wie selten das der Fall ist. Ich meine, ein großer Krieg im Elfenreich könnte schlicht an dir vorbeigehen, wenn du nicht zufällig beteiligt wärst. Die meisten Leute können sich nicht an irgendetwas Brauchbares erinnern.« Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Die meisten Leute   …«
    Sie saßen da und schauten sich an. Nach einem weiteren Augenblick sagte Henry: »Und das machst du gerade durch?«
    »Habe ich«, sagte Pyrgus. »Habe ich durchgemacht. Diese Wirkung tritt in der Gegenwelt nicht ein. Deshalb sagte ich, dass du dich bei mir nicht anstecken kannst. Hier ist der Erreger nicht wirksam. Man hat keine Symptome und man kann niemanden anstecken.«
    »Also deshalb seid ihr zwei in meiner Welt?«, fragte Henry.
    »Genau«, sagte Nymph. »Blues Idee war, dass wir hier abwarten, bis jemand ein Gegenmittel gefunden hat.«
    Henry grinste. »Und jetzt seid ihr gekommen, um mich zu besuchen?«
    Aber Pyrgus erwiderte das Lächeln nicht. Er schüttelte den Kopf. »Wir sind zu dir gekommen, weil Mr Fogarty stirbt.«

SIEBEN
    D ie Angst war wieder da, und diesmal war sie noch viel größer als damals, als er sich um Pyrgus gesorgt hatte. »Das kann nicht sein!«, sagte Henry. Aber er wusste, dass das sehr wohl sein konnte. Mr Fogarty mochte so fit sein wie ein Turnschuh, doch er musste jetzt beinahe neunzig sein. Tatsache war, dass eine Menge alter Leute schon lange vorher den Löffel abgaben. Doch Tatsachen hattenHenry noch nie daran hindern können, weiterhin alles abzustreiten. »Das kann nicht sein«, wiederholte Henry. »Was ist mit seinen Kuren?« Mr Fogarty erhielt Verjüngungszauber von den Palastzauberern im Elfenreich. Sie sollten alle lebenswichtigen Organe neu aufbauen. Als die Behandlungen begonnen hatten, hatte Henry im Grunde keine großen

Weitere Kostenlose Bücher