Elfenlord
Selbstgefälligkeit des Mannes missfiel – jedenfalls biss er ihm in den Hintern.
Überall in dem Krankenzimmer standen Blumen, aber der Ort roch nach Alter und Verfall. Mr Fogarty saß im Bett, auf einen Berg von Kissen gestützt. Madame Cardui im Sessel neben ihm hielt seine Hand, war aber augenscheinlich eingeschlafen. Trotz der Vorwarnung durch den Oberzauberarztheiler war Blue von Fogartys Anblick schockiert. Er war immer schon dünn gewesen, aber jetzt sah er aus wie ein Skelett. Seine Haut war pergamentdünn über seinen Schädel gespannt, seine Lippen entblößten verfärbte Zähne und seine Augen waren riesig, aber eingesunken. Sie konnte nicht weniger als sieben Gläser mit heilenden Elementarteilchen auf dem Regal über seinem Kopf zählen. Die Kreaturen schwammen in durchsichtigen Schläuchen hinunter und drangen oben an seiner Wirbelsäule in seinen Körper ein. Sie vermutete, dass nur noch sie ihn am Leben hielten.
Seine Stimme klang dennoch kräftig, als er Madame Carduis Hand schüttelte und sagte: »Liebling, wach auf – Kaiserin Blue ist da.«
Madame Carduis Augen öffneten sich ruckartig. Nach einem Augenblick offensichtlicher Orientierungslosigkeit rappelte sie sich auf. »Oh, Liebes, verzeih – ich muss eingenickt sein.« Sie wies auf den Stuhl, von dem sie sich gerade erhoben hatte. »Bitte nimm Platz.« Die Lebensgeister kehrten wieder in ihren Blick zurück und sie fügte hinzu: »Vielleicht kannst
du
diesen alten Narren zur Vernunft bringen.«
»Bitte setzen Sie sich, Madame Cynthia«, sagte Blue. Obwohl ihre Geheimdienstchefin sich nicht mit dem Zeitfieberangesteckt hatte, sah sie beinahe genauso alt aus wie der Torhüter. Sie musste völlig außer sich sein vor Sorge, ihn zu verlieren. Zu Mr Fogarty sagte Blue: »Wie geht es Ihnen, Torhüter?«
»Erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass ich im Sterben liege.« Mr Fogartys Stimme klang wie trockenes Laub.
»Blue, Liebes, sag ihm, dass er in die Gegenwelt zurück
muss
. Befiehl es ihm, wenn es sein muss.«
Mr Fogarty wandte den Kopf, um Madame Cardui liebevoll zu mustern. »Du weißt doch, dass sie das nicht tun wird, Cynthia. Und wenn sie es täte, würde ich es nicht befolgen, das weißt du auch. Was will sie denn machen? Einen kranken alten Mann durch ein Portal schmeißen?«
Madame Cardui sah ihn wütend an. »Dein letzter Fieberanfall hat dich um ein Haar umgebracht. Genau genommen hat dich schon dein
erster
Fieberanfall fast umgebracht. Du weißt, dass du einen weiteren nicht überleben wirst. Alan, wir machen uns Sorgen um dich. Niemand möchte, dass du stirbst. In dem Augenblick, wo du in die Gegenwelt überwechselst, kommt die Krankheit zum Stillstand. Unsere Heiler arbeiten hart daran, ein Gegenmittel zu finden, und wenn es ihnen gelungen ist, kannst du zurückkommen.«
»Cynthia, ich kenne alle Argumente schon«, sagte Fogarty in einem Tonfall, der sie alle vom Tisch wischte.
Blue sagte: »Sie hat recht, Torhüter. Und das wissen Sie auch. Ich kann nicht verstehen, warum Sie nicht auf sie hören.«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.« Er starrte an ihr vorbei, das Gesicht wie Granit.
»Können Sie mir denn sagen,
warum
Sie es mir nicht sagen können?«
Fogarty blickte sie von der Seite an, und die winzigste Andeutung eines Grinsens zuckte auf seinen Lippen. »Sie geben auch nie auf, oder? Noch ein paar Jahre Erfahrung, und Sie werden eine denkwürdige Kaiserin abgeben. Manwird im nächsten Jahrtausend Ihre Großtaten besingen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich es Ihnen nicht sagen kann. Es ist wichtig, dass ich hierbleibe. Und zwar nicht in der Stase, bevor das auch wieder aufs Tapet kommt. Und glauben Sie mir, ich kenne die Gefahren. Ich weiß, wie krank ich bin, ich weiß, wie nahe dem Tode ich bin, und ja, Cynthia, ich weiß, dass ein weiterer Fieberanfall mich umbringen wird. Und bevor du es noch einmal sagst, ich weiß auch, dass mich ein neuer Fieberanfall schon in fünf Minuten heimsuchen könnte.«
»Warum dann –?«, begann Madame Cardui.
»Das ist alles völlig unwichtig.« Mr Fogarty schnitt ihr das Wort ab. »Ich werde nicht in die Gegenwelt zurückkehren, und damit basta.«
Blue sagte: »Gibt es irgendetwas, womit wir es Ihnen ein wenig angenehmer gestalten können, Torhüter?«
Fogarty sagte: »Holen Sie Henry her. Ich habe nicht mehr viel Zeit.«
NEUN
K annst du irgendetwas sehen?«, fragte Brimstone.
»Nichts«, sagte Chalkhill.
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