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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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einer gigantischen Schlange einlassen? Dennoch schienen alle anderen diese Vorstellung ernst zu nehmen. Dann kam ihm ein Gedanke und er sagte schnell: »Lorquin, ich nehme nicht an, dass du dieses Midgardding riechen kannst?«
    »Alles hier stinkt danach«, sagte Lorquin. Er warf Henry ein merkwürdiges kleines Lächeln zu. »Aber wir haben noch nicht herausgefunden, wie wir dahin gelangen können.«
    Sie machten sich wieder auf den Weg und zu Henrys gewaltigem Ärger begann das Charno, ein kleines Liedchen zu summen.
    Die Geruchsspur führte sie in mehrere Sackgassen, an deren Ende sie gezwungen waren, wieder umzukehren. »Sie konnte nicht weitergehen«, erklärte Lorquin. Ein leerer Gang aber entpuppte sich als anders als die anderen. »Hier ist Blue durchgegangen«, sagte Lorquin stirnrunzelnd.
    »Das kann sie doch gar nicht   – das ist eine Sackgasse«, sagte Henry überflüssigerweise.
    »Sie ist dennoch hier durchgegangen«, sagte Lorquin noch einmal. Er ging ein paar Schritte vor, um die Felswand zu untersuchen.
    Henry begleitete ihn. »Du meinst, es hat so etwas wieeinen Steinschlag gegeben, oder so?« Es sah nicht nach Steinschlag aus.
    »Es gab keinen Steinschlag«, bestätigte Lorquin. »Sie ist dennoch in einer Höhle jenseits dieses Ganges und sie ist durch diesen Gang dorthin gekommen.«
    »Woher weißt du   –?«, begann Henry und unterbrach sich dann selbst. Es war egal. Wenn Lorquin sagte, dass Blue dort war, dann glaubte Henry es. Er strich mit einer Hand über die kalte Felsoberfläche. »Wie gelangen wir zu ihr?«, fragte er stattdessen.
    »Wir müssen einen anderen Weg finden«, sagte Lorquin ruhig und machte sich auf den Weg den Gang zurück.
    Es dauerte fast eine Stunde, in der sie Tunnel, Gänge, Hallen, Höhlen und Schächte durchsuchten. Schließlich machte Lorquin mehrere Schritte in einen hochgewölbten, offenen Gang, blieb dann stehen und verkündete: »Dies wird uns zu der Höhle führen, wo sie das Mädchen gefangen halten.« Er sah Henry erwartungsvoll an.
    Lorquin erwartete von ihm, dass er ihm sagen sollte, was zu tun war, und Henry wusste es nicht. Sein Herz schlug jetzt zu schnell und obwohl es hier unter der Erde kalt war, standen ihm nun Schweißperlen auf der Stirn. Er fuhr sich mit seiner trockenen Zunge über die Lippen. »Was passiert, wenn dieser Gang am Ende so verschlossen ist wie die anderen?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    »Das ist er nicht«, sagte Lorquin. »Die Gerüche sind so stark.«
    »Gerüche?«, fragte Henry. »Es gibt mehr als einen?«
    Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, sah Lorquin für einen Augenblick etwas ungeduldig aus. »Die Schlange und das Mädchen, nach dem du suchst und   –« Er zögerte.
    »Und   …?«, wiederholte Henry.
    Lorquin runzelte die Stirn. »Da ist noch ein Geruch und etwas anderes, weiter entfernt, aber es sind fremde Gerüche. Einer verändert sich andauernd.«
    »Verändert sich?«, wiederholte Henry, ein wenig erregt.
    »Beeilung, sonst hat die Schlange sie schon gefressen«, bemerkte das Charno mürrisch.
    Ob mürrisch oder nicht, die Kreatur hatte recht. Henry daddelte hier herum, verschwendete Zeit, während Blue wahrscheinlich in Lebensgefahr war. Pyrgus hätte das hier besser gemacht. Jeder andere hätte es besser gemacht. Aber es war kein anderer da. Das hier war ganz allein Henrys Sache. Ihm kam ein seltsamer Gedanke: Er würde gleich seinem Draugr begegnen.
    Ohne ein weiteres Wort schob er sich an Lorquin vorbei und trabte, die Fackel hoch erhoben, den Gang entlang.

EINUNDNEUNZIG
    J emand spielte Orgel. Das war idiotisch, aber er konnte es hören, eine Art von schauriger, tiefer, sonorer Hintergrundmusik, die durch den Gang auf ihn zuströmte und ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. In seinem Kopf entstand eine Art ›Phantom der Oper‹-Szene, in der ein wahnsinnig wirkender Mann im Anzug und mit einer Maske auf eine Tastatur einhämmerte, wobei er ein irrsinniges Gelächter anstimmte. Da war gar kein Gelächter oder echte Musik, das kam nur von diesem Ton, man hatte alle möglichen Vorstellungen und verspürte große Angst. Er wollte stehen bleiben. Er wollte zurückgehen. Er wollte weglaufen, so lange, bis er wieder an der Sonne war.
    Henry unterdrückte seine Angst und ging weiter.
    Vor ihnen war ein Licht, ein grünlich-rötlicher Schein, der die gleichen Empfindungen auslöste wie der Orgelton. Man dachte an Wesen, die durch Krypten krochen, oder Kreaturen aus dem All, die aus John Hursts

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