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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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Brust hervorbrachen,wenn man es am wenigsten erwartete. Das Licht und der Orgelton verbanden sich miteinander, um seine Angst noch zu erhöhen, aber er ignorierte sie und ging weiter.
    Henry trat aus dem Gang in eine Höhle, die von dem schaurigen, grünlich-rötlichen Schein erleuchtet wurde. Der Orgelton schwoll zu einem Crescendo an.
    In der Höhle war ein Drache.
    Die Kreatur war mindestens so groß wie ein Doppeldeckerbus, von der Schnauze bis zum Schwanzende eher noch erheblich länger. Sie war silberfarben und hatte einander überlappende, gepanzerte Schuppen. Sie sah genauso aus wie all die Drachen, die er in den Bilderbüchern seiner Kindheit gesehen hatte, aber ohne die niedlichen Aspekte, die die Illustratoren immer noch einfügen konnten. An diesem Monster war überhaupt nichts niedlich, absolut gar nichts. Es bestand nur aus Muskelspiel und Reptilgestank und furchterregenden Zähnen, gewaltigen Kiefern und kalten, finsteren Augen. Der große Kopf wandte sich ihm zu, stieß Rauch und eine kleine Flamme aus. Es war bei weitem das schrecklichste Ding, das er je in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Es war auf eine Art furchteinflößend, die den Verstand betäubte und einen zu Stein werden ließ.
    Eine ganze Zeit lang stand Henry völlig unbeweglich da, ihm war bewusst, dass er um sein Leben laufen sollte, aber er war absolut unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Er ließ unwillkürlich seine Blicke wandern, und dann entdeckte er sie. Blue.
    Sie war an eine Steinsäule gekettet, die sich auf einer erhöhten Plattform direkt hinter dem Drachen befand. Ihre Bluse war zerrissen und in ihren Augen lag ein panischer Ausdruck.
    »Geh zurück, Henry!«, schrie Blue. »Lauf! Bitte lauf!«
    Henry starrte sie mit offenem Mund an. Ein schmaler Lavafluss umgab die Plattform und sandte flirrende Hitzewellenaus. Auf ihrer Stirn und oben auf ihren Brüsten standen Schweißtropfen. Sie wand sich mit aller Macht und zerrte an ihren Ketten. »Henry, sieh zu, dass du wegkommst! Er wird dich töten!«
    Er hatte den Verdacht, dass sie recht hatte. Unbewusst verstärkte seine Hand den Griff um die Flintsteinklinge, die Lorquin ihm gegeben hatte, aber selbst wenn er eine Bazooka bei sich gehabt hätte, wäre er, das wusste er, kein ebenbürtiger Gegner für den Drachen gewesen. Diese Kreatur war eine biologische Tötungsmaschine, eine Masse von Sehnen, Muskeln, Knochen und Blut und mit einer Haut, die undurchdringlich war. Gleich würde sie über den Höhlenboden donnern und ihn mit einem einzigen Biss verschlingen.
    Die Szene wirkte wie das Cover einer Fantasy-Zeitschrift. Wie ein kitschiges Zeitschriften-Cover. Die Farben waren kitschig: eine kränklich-grün-rote Beleuchtung, vermischt mit dem Glühen der Lava. Der silberne Drache war kitschig   – er spie wirklich Feuer, um Himmels willen! Aber Blue war am allerkitschigsten. Ihre Kleidung war so zerfetzt, dass man lauter begierige Blicke auf ihren Körper werfen konnte. Sie war angekettet, erniedrigt, ängstlich, verschwitzt. Sie war herzzerreißend schön und sie war sexy. Alles in dieser Höhle sah aus wie   … inszeniert.
    Henry wurde schlagartig bewusst, dass jemand neben ihm stand, blickte nach unten und entdeckte, dass Lorquin sich zu ihm gesellt hatte. Der Junge starrte mit einem Ausdruck ehrfurchtsvollen Entzückens auf den Drachen. »Töte ihn, EnRi«, zischte er leise. »Ich gebe dir Deckung.«
    Und da war er, der Augenblick, in dem sich sein ganzes Leben verdichtete, der Augenblick der allerletzten Entscheidung. Weglaufen oder töten. Flüchten oder kämpfen. Sein eigenes Leben retten oder das seiner Geliebten. Abgesehen davon, dass er seine Geliebte überhaupt nicht retten konnte, nicht vor diesem Ding. Was auch immer er versuchte: Er wäre die Maus, die an einem Dinosaurier knabbert.Er hatte keine Chance, ihn zu töten, keine Chance, ihn auch nur zu verletzen.
    Aber Lorquin glaubte, er könnte es.
    »Bleib hier!«, schnauzte Henry Lorquin rüde an, dann rannte er auf den Drachen zu.

ZWEIUNDNEUNZIG
    S ie sah ihn in dem Augenblick, in dem er die Höhle betrat. Er war zerlumpt, dünn, tief gebräunt, hoch gewachsen und in einer Weise härter geworden, die alles überstieg, an das sie sich erinnern konnte. Aber er war am Leben! Das war das Großartige, das Wunderbare, das Wundervolle. Wo auch immer er gewesen und was auch immer ihm widerfahren war, Henry war am Leben!
    Der Drache wandte seinen Kopf, um ihn anzusehen.
    Selbst aus dieser Entfernung konnte

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