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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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ausgebleicht und ein silbergrauer Schimmer lag auf dem Leder, als hätten Generationen von Händen es poliert.
    »Liegt ein Brief oder eine Karte bei?«, fragte ihr Vater.
    Anita spähte in den Umschlag. »Nein, nichts.«
    »Vielleicht im Buch drin?«, überlegte ihre Mutter.
    Anita schlug das Buch auf. Nichts. Sie blätterte in den dicken, elfenbeinfarbenen Seiten.
    Die Seiten waren leer. Anita sah ihre Eltern verwirrt an. »Es ist wunderschön«, sagte sie. »Aber ein ziemlich seltsames Geschenk, oder?«
    Ein unbeschriebenes Buch? Und dann auch noch von einem anonymen Absender.
    »Es ist allerdings wirklich prächtig«, sagte ihr Vater und strich mit den Fingern über den Ledereinband. »Eine ganz erstaunliche Qualität. Es sieht aus wie eine Antiquität. Wahrscheinlich ist es sogar wertvoll.«
    Anita blickte ihre Eltern misstrauisch an. »Und ihr seid ganz sicher, dass ihr nicht wisst, von wem es ist?«
    »Nein, Schatz«, sagte ihre Mutter. »Wir haben keine Ahnung. Kann Evan es vielleicht geschickt haben, als Überraschung?«
    »Aber warum sollte er?«, sagte Anita. »Außerdem war die Bootsfahrt ja mein Geschenk.«
    »Du solltest ihn darauf ansprechen, wenn er aufwacht«, sagte ihr Vater.
    »Ja, mach ich.« Sie blätterte vorsichtig weiter in dem Buch.
    »Du könntest es als Hausaufgabenbuch für die Schule nehmen«, sagte ihre Mutter. »Oder als Tagebuch.«
    »Gute Idee«, meinte Anita. Sie schlug das Buch zu und legte die Hände auf das glatte, kühle Leder. Sie lächelte. »Erster Eintrag: Liebes Tagebuch, wer in aller Welt kann mir dieses geheimnisvolle Buch geschenkt haben?«
    »Aber du darfst keinen Kuli nehmen«, ermahnte ihr Vater sie. »Dafür ist das Buch viel zu kostbar.« Er grinste. »Was du brauchst, ist ein Federkiel. Vielleicht haben die Enten im Park ja ein, zwei Federn übrig.«
    »Ach, lass die armen Enten mal lieber in Ruhe«, sagte Anita. »Wenn ich hier rauskomme, werde ich mir einen richtig edlen Füllfederhalter kaufen.«
    »Gute Idee«, sagte ihr Vater. »Und jetzt ist es, glaube ich, Zeit, dass wir gehe n – du musst schlafen.« Er küsste sie auf die Stirn. »Pass auf dich auf.«
    »Klar.«
    Ihre Mutter gab ihr ebenfalls einen Kuss.
    »Und mach dir keine Sorgen wegen Evan«, flüsterte sie, als ihre Wangen sich berührten. »Ich bin sicher, er wacht bald auf.«
    Sie schoben den Vorhang rund um ihr Bett auf und gingen leise durch die schwach beleuchtete Station. Bevor sie endgültig durch die Flügeltüren verschwanden, drehte ihr Vater sich noch einmal um und winkte lächelnd. Anita versuchte zurückzuwinken, aber ihre Glieder waren bleischwer und die Kopfschmerzen waren zurückgekehrt.
    Sie legte sich auf den Kissenberg zurück, die Hände auf dem Buch, den Blick auf Evans dunkles Bett geheftet. Sie wünschte sich so sehr, dass er aufwachte, um ihm in die Augen schauen und sich vergewissern zu können, dass alles okay war.
    Warum wachte er bloß nicht auf?
    Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie es zu dem Unfall gekommen war.
    Sie waren unter dem wolkenlosen blauen Himmel dahingebraust.
    Er hatte etwas gesagt.
    Ihr Kopf pochte.
    »Es gibt da etwas Wichtiges, was ich dir sagen muss.«
    Ja, genau. Das war’s gewesen.
    Und dann?
    Dann hatte sich ein Schatten vor die Sonne geschoben.
    Evan rief panisch etwas, aber ihr fiel nicht mehr ein was.
    Direkt vor ihnen war etwas Dunkles und Verschwommenes im Wasser, etwas Großes. Nicht die Brück e – etwas anderes. So etwas wi e … wi e … nein! Jetzt war es weg.
    Dann sauste die Brücke heran.
    Und dann nichts mehr.
    Nichts.
    Ein heftiges Jucken am Rücken weckte sie auf. Wieder diese blöden Stiche in den Schulterblätter n – nur dass sie jetzt um einiges schlimmer geworden zu sein schienen.
    Es war mitten in der Nacht. Die Station war spärlich beleuchtet und still. Leise Schritte waren in der Ferne zu hören. Evans Bett lag im Dunkeln.
    Anita verdrehte den Arm, um sich am Rücken zu kratzen. Durch das weiße Satinoberteil ihres Schlafanzugs konnte sie deutliche Knubbel unter den Fingerspitzen fühlen. Nein, nicht wirklich Knubbel, jedenfalls waren sie nicht rund. Eher wie lang gestreckte Grate. Zwei erhöhte Grate, die parallel zu ihren Schulterblättern verliefen.
    Erschrocken setzte sie sich auf, mit einem Schlag war sie hellwach. Sie schob ihre Hand hinten unter das Schlafanzugoberteil, um einen der Wölbungen zu berühren.
    Der Striemen fühlte sich empfindlich und entzündet an. An ihren Fingern spürte sie etwas Flüssiges,

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