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Elfensturm (Mithgar 04)

Elfensturm (Mithgar 04)

Titel: Elfensturm (Mithgar 04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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blind, stolperte Anthera über das Deck, um den anderen die verheerende Nachricht zu übermitteln.
    An diesem, am nächsten und auch noch am übernächsten Tag fuhren sie in einer immer weiter drehenden Spirale im Kreis auf der Suche nach Überlebenden, ohne welche zu finden. Und an Deck, wo Menschen, Zwerge und Fuchsreiter verzweifelt über das Wasser spähten, unterhielt man sich nur mit gedämpfter Stimme.
    Glaubt ihr, dass ein Magier der Flut entronnen und noch rechtzeitig nach Vadaria gewechselt ist? Wer kann das sagen? Ich nicht. Ich auch nicht. Was ist mit den ganzen Schiffen, frage ich mich – hat noch irgendeines rechtzeitig die Segel gesetzt? Herrje, wenn nicht, sind sie sicher gesunken, denn so etwas konnte nur die Eroean überstehen. Eine ganze Insel ist verschwunden, und sie war noch nicht einmal klein. Kruk! Wenn der Waffenmeister eine Möglichkeit findet, werden wir diesen Schwarzmagier sicher zur Strecke bringen. Ich frage mich, warum diese Magier nicht einfach mit den Händen gewedelt und die Wellen besänftigt haben? Diese kleinen Fuchsreiter, seht ihr, wie wütend sie aussehen? Durlok ist abgrundtief böse und ohne Ehre, und dafür wird er sich vor den Châkka zu verantworten haben! …
    Anthera starrte über das leere Wasser. »Dafür wird Durlok büßen!«
    Jinnarin brach in Tränen aus. Farrix legte den Arm um sie und zog sie an sich. Nach einer Weile sagte Jinnarin: »Alamar hat mir einmal eine Aufgabe gestellt. Ich sollte das Wesen des Bösen definieren.«
    Farrix deutete auf das Meer, wo sich vor ein paar Tagen noch eine Insel befunden hatte. »Das ist ein Akt des Bösen.«
    »Ja, aber mit dieser Antwort wäre Alamar nicht zufrieden gewesen. Vielmehr hätte er dich angeraunzt und von dir verlangt zu erklären, warum. Ich meine, wenn einzig und allein die Natur dafür verantwortlich wäre, könnte man es nicht als Akt des Bösen bezeichnen. Und wenn etwas Grauenhaftes auf Rwn gehaust und hätte vernichtet werden müssen, und wenn die einzige Möglichkeit, es zu vernichten, die Vernichtung der Insel gewesen wäre, dann wäre es auch kein Akt des Bösen.«
    »Aber so war es nicht, Jinnarin. Durlok hat viele Unschuldige getötet.«
    »Das macht die Natur manchmal auch, Farrix. Also hätte Alamar gesagt – ebenso wie ich –, dass die Tötung der Unschuldigen allein noch nicht das Wesen des Bösen ist. Vielmehr hat es damit zu tun, dass Durlok den freien Willen anderer missachtet und das Recht anderer, ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Er sieht in den anderen nur Kreaturen, deren Aufgabe darin besteht, seinen Bedürfnissen und Begierden zu dienen. Deswegen ist Durlok böse, weil er nur zu seinem Vergnügen tötet. Und das, mein Liebster, ist das wahre Wesen des Bösen.«
    Farrix nickte zögernd, doch Anthera sagte zu Jinnarin: »Ihr sagt, wenn etwas Grauenhaftes vernichtet werden muss, und es dann vernichtet wird, ist es kein Akt des Bösen, und dem kann ich gewiss zustimmen. Durlok zu töten, wäre gewiss kein Akt des Bösen.«
     
    Drei Tage suchten sie ergebnislos, und oft wurden Matrosen, Zwerge und Fuchsreiter gleichermaßen von Kummer übermannt – nur Kapitän Aravan nicht, der seine Trauer eisern in seinem Inneren verschloss.
    Doch in den späten Nachtstunden des dritten Tages, als er allein in seiner Kabine war, weinte Aravan lange Zeit und flüsterte immer wieder unhörbar: »Chieran, avó, Chieran.«
     
    »Kapitän, als wir zuerst zu Euch kamen, haben wir nur darum gebeten, uns nach Darda Glain zurückzubringen, sobald Durlok Einhalt geboten wäre. Jetzt gibt es kein Darda Glain mehr, und daher ändert sich unsere Bitte. Jetzt bitten wir Euch, uns dabei zu helfen, gerechte Vergeltung an diesem Schwarzmagier zu üben.«
    Aravan betrachtete Anthera, die mit Jinnarin und Farrix neben sich auf dem Kartentisch stand. »Ihr seid nicht allein in Eurem Rachedurst, Lady Anthera, denn jeder Mensch und Drimma an Bord hat darum gebeten, dass wir Durlok jagen, und ich habe bereits meine Zustimmung gegeben.
    Doch hört mich an, einen Magier zu töten, ist ein äußerst gefährliches Unterfangen. Und es kann nicht gelingen, wenn uns nur die einfachsten Mittel zur Verfügung stehen, denn Durloks Macht übersteigt unsere Vorstellungskraft.«
    »Aber, Aravan«, protestierte Jinnarin, »glaubt Ihr denn nicht, dass ihm die Zerstörung Rwns eine Menge abverlangt hat? Ich meine, überlegt doch, was der Verbrauch ihres astralen Feuers Alamar, Aylis und all den anderen Magiern im Wäldchen angetan hat.

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