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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Glühwürmchen. Eine knappe Geste, und der Lichtpunkt begann zu tanzen. Er zeichnete den Umriss eines Vogels gegen den dunklen Nachthimmel. Schneller und schneller wirbelte er umher, hob einzelne Konturen hervor und ließ das Bild immer plastischer werden. Bald schon war das Federkleid herausgearbeitet; ein langer gebogener Schnabel folgte. Der Vogel blähte sich auf, wurde groß wie ein Pferd. Er streckte die Flügel, wie um die Kraft seiner Schwingen zu erproben. Und noch immer fügte der wirbelnde Lichtpunkt dem lebendig werdenden Bild neue Konturen hinzu. Mal vertiefte er das Orange des glutfarbenen Gefieders, dann fügte er einen Lichtpunkt bei den dunkelroten Augen hinzu. Plötzlich ging von der Flammengestalt glühende Hitze aus. Aus den Reihen der Fürsten ertönte ehrfürchtiges Raunen. Mit befehlender Geste ließ Lyndwyn den Vogel höher in den Himmel steigen, um Emerelles Gäste vor dem Gluthauch zu bewahren.
    Ollowain legte den Kopf in den Nacken. Das Zauberbild veränderte sich noch einmal. Es war nun kein Abbild mehr, es schien zum Leben erwacht zu sein und bäumte sich gegen den Willen der jungen Magierin auf. Nie zuvor hatte der Schwertmeister gesehen, wie aus nichts als einem Funken Licht etwas Lebendiges erschaffen worden war. Das Zauberkunststück hatte ihn ganz in den Bann geschlagen, und er vergaß für den Augenblick seine Sorge um Emerelle.
    »Hinaus auf die See mit dir!«, befahl Lyndwyn.
    Der Feuervogel stieß einen schrillen Schrei aus. Dann flog er den Hafentürmen entgegen. Auch sie waren in dieser Nacht in fahles, blauweißes Zauberlicht getaucht. Ollowain erschienen sie wie zwei einsame Schildwachen am Rand der Finsternis. Jenseits der Türme waren nicht einmal Sterne zu sehen. Wolken hatten ihr Licht verschluckt.
    Kaum hatte der Vogel die Türme hinter sich gelassen, verschwand er.
    Lyndwyn schien verwirrt. Sie machte eine zögerliche Geste und blickte gebannt in die Finsternis. Einer der Fürsten klatschte in die Hände, dann fiel ein Zweiter in den Applaus ein und ein Dritter. Die meisten jedoch blickten zur Hafeneinfahrt. Sie alle schienen noch etwas zu erwarten. Das konnte nicht das Ende von Lyndwyns Auftritt gewesen sein!
    Und tatsächlich erglommen dicht über dem Wasser kleine Lichtpunkte. Zunächst noch vereinzelt, wurden es binnen weniger Augenblicke Dutzende. Und dann stiegen die ersten der leuchtenden Punkte in steilem Bogen dem Himmel entgegen. Manche zerbrachen dabei und stürzten zurück in die See. Die meisten jedoch stiegen höher und höher.
    Das Spektakel war ungewöhnlich anzuschauen. Wo der Vogel als einzelne, vollkommene Gestalt überzeugt hatte, war es hier die Masse, die beeindruckte. Als der erste der Lichtpunkte den Zenit seiner Flugbahn überschritten hatte und, langsam größer werdend, dem Hafen entgegenstürzte, begriff der Schwertmeister, was er da sah. Feuerkugeln! In der Finsternis jenseits der Hafentürme musste eine Flotte liegen! Und sie hatte angefangen, Vahan Calyd zu beschießen.
    Fauchend zerbarst eine Feuerkugel zwischen den Masten der Wellentänzer, des Flaggschiffs Hallandans von Reilimee. Sofort waren die gerefften Segel in Brand gesetzt. Einer der Masten neigte sich zur Seite und zerfetzte das Takelwerk. Eine weitere Kugel zerbarst auf einem nahe gelegenen Kai.
    »Schildwachen zu mir!«, befahl Ollowain, doch die jungen Krieger starrten wie gelähmt auf das Inferno. Wütend fuhr er herum. »Herrin, du musst…« Eine Feuerkugel schlug auf das Achterdeck, ihr Gluthauch versenkte Ollowains Haar. Wirbelnde Funken und beißender Rauch erfüllten die Luft. Fauchend schlugen Geschosse ins Wasser. Steuerbord stand ein großer Segler in hellen Flammen. Die Luft war erfüllt von Schreien. Wie betäubt starrte der Schwertmeister dorthin, wo eben noch Emerelle gesessen hatte. Doch der Thron war verschwunden -hinweggefegt von einer Feuerkugel. Beiläufig bemerkte Ollowain, dass der Ärmel seines Hemdes schwelte. Doch er fühlte keinen Schmerz. Es war wie in einem Traum.
    »Herrin?« Ollowain ging in den Rauch. Überall auf Deck lagen Klumpen aus gepresstem Stroh. Was waren das für Geschosse? Er trat auf etwas Weiches. Eine abgerissene Hand! Er ging in die Knie und versuchte, mit den Armen wedelnd, den Rauch zu vertreiben. Vor ihm lag Sansella. Ihr Kopf war in gro-teskem Winkel verdreht, das Gesicht ein blutiger Klumpen. Er erkannte sie allein an dem schwelenden Kleid. Noch während er das Mädchen anstarrte, ging der Stoff in Flammen auf.
    Überall an

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